Sebastian Vettel auf der Strecke
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Formel 1

Vettel bekämpft „Hockenheim-Fluch“

Sebastian Vettel will im vorerst letzten Grand Prix von Deutschland mit Unterstützung seiner Fans endlich den „Hockenheim-Fluch“ stoppen. Mit dem so ersehnten ersten Triumph auf dem Kurs in Nordbaden würde der Ferrari-Pilot zudem Titelverteidiger Lewis Hamilton im aufgeladenen WM-Duell der Formel 1 mit Mercedes den nächsten Rückschlag versetzen.

„Der Sieg steht noch aus. Vielleicht können wir es dieses Jahr nachholen“, sagte Vettel vor dem Rennen am Sonntag (15.10 Uhr, live in ORF eins) fast vor der Haustüre: „Dadurch, dass so viele Freunde und Familie da sein werden, ist es etwas ganz Besonderes.“ In bisher fünf Hockenheim-Anläufen reichte es für den 31-Jährigen als Dritter 2010 im Red Bull lediglich zu einem einzigen Podestplatz. 2014 belegte Vettel Rang vier, 2012 (nach einer Zeitstrafe als ursprünglich Zweiter) und 2016 musste er sich jeweils mit Rang fünf begnügen. Bei seinem Debüt 2008 war er im Toro Rosso Achter geworden.

Zukunft des Hockenheimrings offen

Ob Vettel nach 2018 überhaupt nochmals die Gelegenheit bekommt, nur rund 50 Kilometer von seiner Geburtsstadt Heppenheim auf dem Hockenheimring ein Rennen zu gewinnen, ist völlig offen. Nach dem GP an diesem Wochenende läuft der Vertrag aus. 2019 gibt es dort kein Rennen, das ist bereits klar. Ob es 2020 weitergeht, ist fraglich. Die Hockenheim-Verantwortlichen wollen einfach kein Geld mehr draufzahlen und nur noch weitermachen, ohne Risiko zu tragen.

Die ohnehin nur noch auf ein Duo – Vettel und Nico Hülkenberg – geschrumpfte, kleinste deutsche Fahrerfraktion seit 1996, darf sich aber auf die beste Kulisse seit zwölf Jahren freuen, als Michael Schumacher die Massen vornehmlich mit roten Kappen noch an die Strecke lockte. Den vermutlich 70.000 Zuschauern will Vettel den Heimsieg schenken und sich einen größeren Vorsprung auf Hamilton im WM-Kampf erarbeiten.

Vorfreude auf das Motodrom

Die Nackenschmerzen von Silverstone sind auch weg. Vettel ist bereit, Hamilton nach der emotional so schmerzvollen Niederlage in dessen Heimrennen nun den nächsten Stimmungsdämpfer zu versetzen. Es sei zwar nicht einfach, das Auto für den Hockenheimring richtig hinzubekommen. „Aber wir setzen alles daran, dass uns das dieses Jahr gelingt und dass wir von Anfang an gut in den Rhythmus kommen, was in Hockenheim wichtig ist“, sagte er und schwärmte schon vom legendären letzten Streckenabschnitt. „Es ist etwas ganz Besonderes, wenn man ins Motodrom fährt“, sagte Vettel, der auf „viele Flaggen und Leute in Rot, die uns auch noch ein bisschen Aufwind geben können“, hofft.

Hockenheimring
GEPA/XPB Images/Moy
Viele, aber nicht alle Fans in Hockenheim unterstützen Ferrari

Allerdings dürfte mancherorts vor allem Orange statt Rot, geschweige denn Silber vorherrschen – aus den Niederlanden werden Zigtausende Anhänger von Max Verstappen erwartet. Und nach seinem Sieg in Österreich dürfte der Red-Bull-Pilot auch in Deutschland nicht nur auf seine Chance lauern, sondern sie ebenso wie der australische WM-Vierte Daniel Ricciardo im zweiten Red Bull offensiv suchen. Vor zwei Jahren belegten sie die Plätze zwei (Ricciardo) und drei (Verstappen) hinter Hamilton.

Hamilton sinnt auf Revanche für Silverstone

Diesen Sieg will der Brite nun wiederholen und sich bei Vettel für die Niederlage in England vor zwei Wochen revanchieren. Die Vorwürfe und Unterstellungen in Richtung Ferrari, nachdem er in Silverstone zu Beginn von Kimi Räikkönen getroffen worden war, bezeichnete Hamilton tags drauf allerdings selbst als „dummen Mist“.

Doch auch Motorsportchef Toto Wolff hatte im hitzigen WM-Kampf gezündelt, nachdem es in Frankreich zu einem Startrempler zwischen Vettel und Valtteri Bottas im zweiten Silberpfeil gekommen war. Absicht oder Unvermögen, hatte Wolff gefragt. Nun will er sein Mercedes-Team nach nur einem Sieg aus den letzten fünf Rennen beim Heim-GP aus dem Formtief führen und Vettels Siegessehnsucht zumindest in Sachen Hockenheim auf unbestimmte Zeit verlängern.