Teamchef Franco Foda
APA/Robert Jäger
Nations League

Balance als Schlüssel für ÖFB-Team

Für Österreichs Nationalteam geht die Nations League mit den Spielen am Donnerstag in Wien gegen Bosnien-Herzegowina (20.45 Uhr) und am Sonntag in Nordirland (18.00 Uhr, beides live in ORF eins) in die entscheidende Phase. Drei Punkte gegen die Bosnier sind dabei die Grundvoraussetzung, um überhaupt im Rennen um den Gruppensieg zu bleiben und ein Entscheidungsspiel in Belfast zu bekommen.

Das Spiel im Ernst-Happel-Stadion wird für das ÖFB-Team aber zur Gratwanderung, denn ein Sieg gegen die Bosnier ist zwar Pflicht, aber nicht automatisch mit der Wahrung der Chance auf Platz eins in der Gruppe B3 verbunden. Bosnien würde bei jeder Niederlage mit einem Tor Differenz – abgesehen von einem 0:1 – dank des 1:0-Heimsieges gegen Österreich im März in Zenica über den Gruppensieg und den den damit verbunden Aufstieg in die Liga der Topnationen jubeln.

„Brauchen eine gute Absicherung“

Für das Team von Coach Franco Foda ergibt sich die heikle Aufgabe, auf jeden Fall ein Tor schießen zu müssen, aber gleichzeitig keinen Gegentreffer zu kassieren, denn dann müsste ein Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied her. Ein Umstand, der Foda bewusst ist. „Wir wollen und müssen angreifen, weil wir ein Tor brauchen. Doch die Balance zwischen Offensive und Defensive ist wichtig, weil Bosnien im Umschaltspiel gefährlich ist“, sagte der 52-jährige Deutsche.

In der kurzen Vorbereitung legte Foda deshalb großen Wert auf die Arbeit im taktischen Bereich. „Ich weiß, wie wir spielen wollen. Ich habe einen klaren Plan und eine klare Idee. Die Bosnier werden tiefer stehen. Wenn wir offensiv agieren, brauchen wir eine gute Absicherung und ein gutes Gegenpressing. Das wird entscheidend sein“, sagte der Teamchef, der ein Spiel auf Augenhöhe, in dem Kleinigkeiten entscheiden werden, erwartet.

Verantwortung und Effizienz gefordert

Auch für Kapitän Julian Baumgartlinger, der gegen die Bosnier sein Comeback gibt, ist die richtige Mischung zwischen Risiko und defensiver Stabilität gegen die bosnischen Konter der Knackpunkt. „Wir müssen kreativ sein, doch immer mit Verantwortung. Wir wissen, was auf uns zukommen kann, wenn wir leichtfertige Ballverluste haben“, warnte Baumgartlinger. Hinten gut stehen und vorne die Chancen nutzen, lautet die Vorgabe des Leverkusen-Legionärs.

ÖFB-Offensive gegen Bosnien gefordert

Für das ÖFB-Team zählt am Donnerstag in der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina nur ein Sieg, um die Chance auf den Gruppensieg zu wahren. Vor allem die Offensivabteilung muss sich dafür steigern.

Im Endeffekt gehe es laut dem Kapitän darum, effizient zu sein. Eine Forderung, die Foda nur unterschreiben kann. „Wir müssen Lösungen in der Offensive finden. Es wird wichtig sein, dass wir im letzten Drittel, in der letzten Zone entschlossen, hungrig und zielstrebig sind. Wir haben Tempo und Qualität in der Offensive, das müssen wir auf den Platz bringen“, sagte der Teamchef, der noch am Mittwoch Marc Janko für den wegen Leistenbeschwerden aus dem Teamkader entlassenen Guido Burgstaller nachnominierte.

Foda will „Endspiel“ in Belfast

Das Ziel von Foda ist klar: „Wir haben es in der eigenen Hand, mit einem Sieg gegen Bosnien ein absolutes Endspiel gegen Nordirland zu haben.“ Allerdings könnte es bei einer Niederlage gegen Bosnien am Sonntag in Belfast aufgrund der Gruppenkonstellation auch zu einem Endspiel gegen den letzten Platz kommen, der den Abstieg in Liga C und das Abrutschen in Topf drei der EM-Qualifikationsauslosung bedeuten würde.

Bei einem Punkt oder einem österreichischen Sieg mit einem Tor Unterschied bei einem Gegentreffer wäre Österreich dagegen vorzeitig fix Zweiter. Das alles gilt es abzuwägen, wenn es etwa zehn Minuten vor Schluss 0:0 stehen sollte. „Unser Fokus liegt darauf, dass wir unbedingt gewinnen wollen. Alles andere wird man daran sehen, wie sich das Spiel entwickelt“, sagte Foda, der darauf hinwies, dass man auch als Gruppenzweiter ins Nations-League-Play-off kommen könnte.

UEFA Nations League

Beginn 20.45 Uhr:

Live in ORF eins

Österreich – Bosnien

Wien, Happel-Stadion, SR Dallas (SCO)

Mögliche Aufstellungen:

Österreich: Lindner – Ilsanker, Dragovic, Hinteregger – Lainer, Baumgartlinger, Zulj, Alaba – Lazaro, Gregoritsch, Arnautovic

Bosnien-Herzegowina: Sehic – Vranjes, Sunjic, Zukanovic, Civic – Saric, Besic, Pjanic – Visca, Dzeko, Duljevic

Dzeko als „Mammutaufgabe“

Aleksander Dragovic deutete jedenfalls an, dass man im Falle einer 1:0-Führung gegen Bosnien im Finish wohl nicht alles auf eine Karte setzen würde. „Wichtig ist es einmal, gegen die Bosnier drei Punkte zu holen. Dann können wir noch immer in Belfast russisches Roulette spielen“, sagte Dragovic, der mit seinen Defensivkollegen vor allem die Qualitäten von Starstürmer Edin Dzeko, der bereits in Zenica das Siegestor für die Bosnier erzielt hat, entschärfen muss.

„Wenn er im Sechzehner eine Schusschance hat, ist es wahrscheinlich ein Tor. Deshalb sollte er dort am besten nicht den Ball bekommen“, sagte Martin Hinteregger. Dzeko spiele „seit Jahren auf Weltklasseniveau“, ihn zu bewachen, komme einer „Mammutaufgabe“ gleich. „Dzeko legt die Bälle vorne nach Balleroberungen super ab und kann sie auch halten“, sagte Baumgartlinger.

Trainingseindrücke stimmen positiv

Aufgrund der Trainingseindrücke ist Teamchef Foda jedenfalls optimistisch, dass die Spieler seine Vorgaben auf dem Rasen umsetzen werden. An der Einstellung sollte es nicht scheitern. „Ich hatte im Training einen sehr guten Eindruck. Die Mannschaft war sehr aufmerksam und konzentriert, deshalb gehe ich positiv gestimmt in die Partie“, sagte Foda, dessen Team in den letzten acht Heimspielen sieben Siege feiern konnte und sich nur Brasilien beugen musste.

Bis Mittwoch wurden 34.500 Karten abgesetzt. Etwa die Hälfte der Fans wird im bosnischen Lager stehen. „Wir kennen die Stimmung gegen Bosnien. Wir haben ja vor nicht allzu langer Zeit auch schon ein Heimspiel (1:1 im Testspiel am 31. März 2015, Anm.) gegen sie bestritten. Natürlich wird viel bosnische Unterstützung da sein, aber auch wir werden Unterstützung haben. Es wird emotional und hitzig werden, aber das sind die schönsten Länderspiele“, sagte Baumgartlinger.