Liu Jia
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Tischtennis

Sorge um Liu Jias Gesundheit

Die Einzel-Karriere von Liu Jia bei Olympischen Spielen ist am Dienstag nicht nur mit der Achtelfinal-Niederlage zu Ende gegangen. Die 39-Jährige zog sich gegen die Südkoreanerin Jeon Ji Hee ihren schon dritten Bandscheibenvorfall in recht kurzer Zeit zu und spielte die Partie zum 1:4 (-1, 10, -3, -3, -4) unter großen Schmerzen zu Ende. Ihr Einsatz am Sonntag im Team-Bewerb gegen China ist nun fraglich, viel wichtiger jedoch ist die Gesundheit.

„Es ist im dritten Satz bei 1:1 passiert“, sagte Liu. „Es war ein langer Ballwechsel, den ich zum 1:1 gewonnen habe. Da habe ich einen Stich gespürt.“ Vier Punkte habe sie versucht, noch weiterzuspielen, beim Rückstand von 1:5 nahm sie dann aber doch ein „medical time out“. Bis zur kritischen Wende war sie gut im Spiel, auch wenn sie die ersten zehn Punkte der Partie verloren hatte. Doch in Durchgang zwei hatte sie ein Rezept gefunden und ausgeglichen.

Nach der Behandlungspause spielte Liu die Partie noch fertig, obwohl Coach und Physiotherapeut ihr geraten hatten, zugunsten des Team-Bewerbs aufzugeben. „Man gibt aber nicht auf, schon gar nicht bei den Olympischen Spielen. Auch wenn ich es nicht gewinne, ich möchte zu Ende spielen.“ Sie habe dann immer auf die andere Seite verlagert, wenn ihre Gegnerin ihr auf die Vorhand gespielt habe.

Liu Jia zu ihrem Aus im Achtelfinale

„Spüre meine linke Seite nicht“

„Die schnellen Bewegungen haben mir sehr wehgetan. Und ich spüre meine linke Seite nicht“, sagte Liu. Sie fürchtet nun, dass es etwas Akutes sein könnte, und das dauere normal Wochen. „Normalerweise, wenn es morgen besser wird, dann ist es nicht schlimm. Aber wenn es schlechter wird … Zu Hause bin ich eine Woche gelegen, ich habe mich nicht einmal umdrehen können.“ Sie werde noch am Dienstagabend auf jeden Fall eine Therapie erhalten. „Ich habe voll Angst vor einem falschen Schritt. Das drückt auf den Nerv, das ist so schmerzhaft. Aber ich werde alles für die Mannschaft tun.“

Der Sportdirektor des Österreichischen Tischtennisverbands (ÖTTV), Karl Jindrak, zur weiteren Vorgehensweise: „Wir versuchen jetzt, vom Ärzteteam im olympischen Dorf eine genaue Diagnose zu bekommen. Erst dann werden wir über weitere Schritte entscheiden.“ Plan B wäre, Liu im Mannschaftsbewerb durch Karoline Mischek zu ersetzen.

Verletzte Tischtennisspielerin Liu Jia wird behandelt
Reuters/Thomas Peter
Auch die Behandlungspause konnte Liu Jia im Achtelfinale nicht mehr helfen

Am Nachmittag (Ortszeit) hatte Liu in der dritten Runde mit einem 4:0 (9, 4, 9, 9)-Sieg gegen die 20-jährige Adriana Diaz aus Puerto Rico überzeugt. Damit hatte sie ihr bisher bestes Olympiaergebnis von Rio de Janeiro 2016 eingestellt. Nach vier Siegen in Folge machten sich dann in ihrem zweiten Spiel des Tages aber die körperlichen Verschleißerscheinungen bemerkbar. Mit Tempowechsel ließ sie die Lateinamerikameisterin nicht ins Spiel kommen.

Polcanova hadert mit knappen Sätzen

Bald danach war auch für Sofia Polcanova im Achtelfinale Endstation. Die 26-Jährige verlor gegen die Japanerin Kasumi Ishikawa mit 0:4 (-8, -8, -10, -9). Österreichs Nummer eins haderte danach damit, dass die durchwegs engen Satzentscheidungen gegen sie und an die Weltranglistenzehnte gegangen sind. „Es waren immer zwei, drei Punkte, die den Satz entschieden haben. Das hat mich schon ein bisschen geärgert, dass sie diese kleinen Punkte besser gespielt hat als ich. Daran sehe ich, dass mir das Training fehlt.“

Österreichs klare Nummer eins hatte nach Operationen an der Hüfte und am Knie erst im Mai wieder zu trainieren begonnen. „Daher bin ich schon ein bisschen stolz, denn ich habe trotzdem gut gespielt.“ Besonders hob sie den 4:0-Sieg am Vortag gegen die unangenehm zu spielende Inderin Manika Batra hervor. Vor dem am Sonntag beginnenden Team-Bewerb werde sie nun noch ein paar Physiotherapieeinheiten absolvieren. Dann geht es im Achtelfinale gegen Titelverteidiger und Favoriten China.

Vizeweltmeister Falck in Runde drei out

Außer Österreich haben übrigens nur China, Japan und Singapur beide Vertreterinnen ins Einzel-Achtelfinale gebracht. Im Einzel der Männer wiederum hat es am Dienstag zwei prominente Spieler erwischt. Im Achtelfinale schied Rekordeuropameister Timo Boll aus, der Deutsche unterlag dem Südkoreaner Jung Young Sik mit 1:4. Schon in Runde drei war für Mattias Falck Endstation. Der schwedische Vizeweltmeister wurde von Omar Assar mit 4:3 in die Schranken gewiesen.