Skifahrer Max Franz (AUT)
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Speed-Asse halten sich noch zurück

Das erste Abfahrtstraining der Herren bei den Olympischen Spielen in Peking hat mit einem überraschenden Ergebnis aufgewartet. Schnellster am Donnerstag beim ersten Abtasten der „Rock“ genannten Strecke in Yanqing war der Schweizer Stefan Rogentin, der den Spanier Adur Etxezarreta (+0,08) auf Rang zwei verwies. Die Speed-Asse hielten sich noch zurück. Bester und einziger ÖSV-Läufer in den Top Ten war Max Franz (+0,53) als Zehnter.

Österreichs Fixstarter für die alpine „Königsdisziplin“ am Sonntag (4.00 Uhr MEZ, live in ORF1 und im Livestream) sind der zweifache Olympiasieger Matthias Mayer (37.), Doppelweltmeister Vincent Kriechmayr (39) und Daniel Hemetsberger (17.), die es alle ruhiger angehen ließen. Hemetsberger hatte 1,33 Sekunden Rückstand, bei Mayer waren es 2,44 und bei Kriechmayr 2,69. Franz misst sich in der internen Qualifikation um den vierten rot-weiß-roten Startplatz mit Otmar Striedinger, bei dem 1,68 hinter dem Plus stand.

Die ersten Eindrücke der Olympiaabfahrt waren überaus positiv. „Es ist alles drin, was eine moderne Abfahrt braucht“, sagte Kriechmayr, „ein Flachstück, Sprünge, Steilkurven, hängende Kurven. Es ist ständig was zu tun. Man kann sich nie ausruhen.“ Mayer, der 2014 Olympiagold in der Abfahrt und 2018 im Super-G gewonnen hatte, nannte sie „lässig“. Kennenlernen durften die Piste auch Marco Schwarz (34.), Raphael Haaser (34.) und Johannes Strolz (45.), die das Training in Hinblick auf die alpine Kombination absolvierten.

Erstes Herren-Abfahrtstraining in Peking

Bei den alpinen Ski-Herren fand am Donnerstag das erste Abtasten für die olympische Abfahrt statt. Die neue Strecke erwies sich dabei definitiv als olympiawürdig. Doch Österreichs Speed-Asse hielten sich noch etwas zurück.

Noch zwei Trainings zum Kennenlernen

Bis jetzt hatten die Speed-Asse die nagelneue Piste auf dem Xiaohaituo-Berg in Yanqing nur von Videos und Bildern oder dem Blick aus der Gondel gekannt. Im Februar 2019 waren dort Weltcup-Rennen geplant, die wegen der beginnenden Coronavirus-Pandemie aber abgesagt wurden, auch im Vorwinter war kein Testevent möglich. Am Freitag und Samstag sind weitere Läufe zum Abtasten der Piste und Kennenlernen der speziellen Schneeverhältnisse angesetzt.

Mayer, dem die Ehre zuteilgeworden war, die Rennstrecke mit der Startnummer eins einzuweihen, sprach deshalb am Donnerstag eher von einer „Inspektion“ und weniger einem Renntraining. „Ich war ein bisserl nervös. Wir kannten die Strecke ja nicht und wussten nicht, wie die Sprünge und die Geschwindigkeit sind. Also musste ich einmal die richtige Linie finden. Das war schon etwas ganz Spezielles.“ Er habe es deshalb ruhiger angehen lassen.

Grafik zu den Olympiastrecken Ski alpin
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

„Es war schon ein bisserl eine Ehre, aber ich hätte lieber etwas mehr gewusst“, sagte Mayer, der freilich weit tiefer in die Hocke gehen kann, zudem ließ er zwei Tore aus. Ein Problem könnte der Wind werden – vor allem im oberen Streckenbereich unterhalb des Starts auf 2.179 Meter Höhe. Den habe er aber nur am Start gemerkt. „Während dem Fahren musste ich auf andere Sachen schauen.“

„Es ist alles drinnen“

„Es war mal wichtig, wie gewisse Passagen gehen, man muss es schon ein bisserl kennenlernen und wissen, wo man rum ist. Es ist Neuland für alle. Morgen werde ich natürlich ein bisserl ein Schäuferl dazulegen“, sagte er zur APA. „Es ist eine lässige Abfahrt, sie taugt mir. Es ist alles drinnen, ein paar Hochgeschwindigkeitspassagen, wo man sicher zu den 140 km/h rankommen wird, es sind weite Sprünge, aber auch sehr technische Kurven.“ Er werde von Tag zu Tag mehr machen und im zweiten Training Passagen schon voll fahren.

Als dritter ÖSV-Fahrer neben Mayer und Kriechmayr hat Hemetsberger sein Abfahrtsticket fix. „Ich war nirgends am Limit, bin eher auf der vorsichtigen Seite gefahren, denn man weiß nie, ob man nicht eine Windböe erwischt“, sagte der Kitzbühel-Dritte. „Die Strecke ist extremst geil, taugt mir wirklich. Was das Material betrifft, habe ich heute etwas probiert, eventuell morgen was anderes. Ich bin im Mittelteil ein paarmal zu weit rumgefahren, wenn du das auf dem aggressiven Schnee tust, bekommst du eine Vollpanier.“

Franz legt im Kampf um viertes Ticket vor

Den vierten Startplatz machen sich die beiden Kärntner Franz und Striedinger untereinander aus. Franz kam in den vergangenen Tagen im Super-G-Training nicht richtig ins Fahren, das Abfahrtstraining gelang mit Platz zehn als bester Österreicher gut. „Ich hatte oben gleich ein gutes Gefühl, konnte gleich eine bessere Position fahren. Die Abfahrt gefällt mir, es ist viel Gelände drinnen, das mag ich. Es heißt, das gut einprägen, gut parat haben. Es geht Schwung auf Schwung, man hat immer was zu tun.“

Auch der Schweizer Beat Feuz (17.), der mit seinem Sieg auf der Streif in Kitzbühel vor knapp zwei Wochen eine perfekte Olympiageneralprobe gefeiert hatte, findet die Strecke „sehr schön“. Keine Probleme hatten Saisondominator Aleksander Aamodt Kilde (7.) und Co. auch mit den Schneeverhältnissen, die allseits gelobt wurden. „Mit den Sprüngen, mit dem Gelände, mit dem Schnee ist es ein wirklich schöner Flow“, sagte der Norweger.

Olympische Herren-Abfahrt

Erstes Training am Donnerstag:
1. Stefan Rogentin SUI 1:44,00
2. Adur Etxezarreta ESP + 0,08
3. Christof Innerhofer ITA 0,26
4. Matthieu Bailet FRA 0,27
5. James Crawford CAN 0,34
6. Simon Jocher GER 0,39
7. Aleksander Aamodt Kilde NOR 0,41
8. Loic Meillard SUI 0,45
. Romed Baumann GER 0,45
10. Max Franz AUT 0,53
11. Broderick Thompson CAN 0,61
12. Johan Clarey FRA 0,80
13. Bryce Bennett USA 1,01
14. Josef Ferstl GER 1,20
15. Ryan Cochran-Siegle USA 1,22
16. Justin Murisier SUI 1,30
17. Daniel Hemetsberger AUT 1,33
. Beat Feuz SUI 1,33
19. Adrian Smiseth Sejersted NOR 1,34
20. Dominik Schwaiger GER 1,59
22. Otmar Striedinger AUT 1,68
34. Raphael Haaser AUT 2,28
. Marco Schwarz AUT 2,28
37. Matthias Mayer AUT 2,44
39. Vincent Kriechmayr AUT 2,69
45. Johannes Strolz AUT 3,44