Auch bei Hauser brauchte es ein paar Tage, um sich an die tiefen Temperaturen von Zhangjiakou zu gewöhnen. „Die ersten Tage waren schon zach mit Atmen und so“, sagte die Tirolerin vor ihrer Trainingsrunde. Dieses Mal hat sie Fingerlinge an, am Tag zuvor waren es Fäustlinge. „Solche zum vorne Aufklappen.“ Für deren Einsatz im Ernstfall müsse es „saukalt“ sein, aber das ist es hier auch. „Die Fäustlinge funktionieren, man ist aber nicht mehr so schnell am Schießstand, wie man es gerne möchte“, sagte Hauser.
Laut Regelwerk des Biathlon-Weltverbandes (IBU) kann ab minus 20 Grad aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr gestartet werden, schon bei minus 15 Grad sind Konsequenzen möglich. Zu Rennbeginn am Samstag um 17.00 Uhr Ortszeit soll die Temperatur um die minus 15 Grad liegen. Doch Kälte wird nicht zum einzigen Einflussfaktor dieser Titelkämpfe werden.
Wind als Störfaktor bei Mixed-Staffel
Bei der Biathlon-Mixed-Staffel könnte der starke Wind am Samstag zum Störfaktor und die Bedingungen am Schießstand für Lisa Hauser, Julia Schwaiger, Simon Eder und Felix Leitner entscheidend werden.
Fischer hofft auf noch „größere“ Sensation
Frauen-Cheftrainer Markus Fischer kommentiert die Frage nach einer möglichen Windlotterie am Schießstand mit einem kurzen Nicken. Der Wind sei sehr wechselhaft. „Von acht Rasten rechts zu zehn Rasten links ist alles dabei während der fünf Schuss.“ So nennt man im Biathlon die Einstellung am Diopter, eine Art Guckloch, beim Gewehr. Für die Einstellung drehen die Athletinnen und Athleten rastenweise, eine Raste verlagert das Trefferbild ungefähr um drei Millimeter auf 50 Meter Entfernung.
Gerade den Zufallsgenerator Wind versucht Österreichs Team nun positiv zu sehen. Fischer rückte die Equipe, eben weil so manche Topnation verweht werden könnte, in die Riege der Medaillenanwärter. Ein Jahr nach WM-Silber will der Deutsche die WM-Sensation wiederholt, nein sogar getopt sehen. „Wenn wir mit so wenig Nachladern wie geht durchkommen, dann könnten wir vielleicht noch eine größere Sensation schaffen.“
„Bei Olympia kann alles passieren“
„Das sind sehr optimistische Trainer, die wir da im Umfeld haben“, nahm Hauser den Goldtraum ihres Trainers zur Kenntnis und verortete das Team in einer Außenseiterposition. „In der Staffel bei Olympia kann schon alles passieren“, meinte Felix Leitner vor seiner Olympiapremiere. „Ich wäre aber mit einer Bronzenen auch sehr, sehr zufrieden. Eine Medaille wäre richtig lässig.“
Im Mixed-Bewerb treten die Nationen in Teams zu je zwei Frauen und dann zwei Männern über je sechs Kilometer an. Ob Hauser als Startläuferin vor Julia Schwaiger agieren wird, wird geheim gehalten. Wahrscheinlich ist, dass Simon Eder auf Schlussläufer Leitner übergeben wird.
Eder lobt „Teamleaderin“ Hauser
Anders als bei der WM wird Hauser also nicht den verantwortungsvollen Part als Schlussläuferin übernehmen. Besonders beurteilt wird sie durch ihren erworbenen Sonderstatus beim richtungsweisenden Olympiastart dennoch werden. „Ihr ist letztes Jahr ein riesiger Sprung gelungen, und die Saison heuer ist eh schon wieder ein Wahnsinn“, zog Eder den Hut. „Sicher kommt auf sie derzeit viel Druck, aber sie meistert das total gut.“ Nachsatz: „Wir sind alle froh, dass wir so eine Teamleaderin haben.“
„Die Mixed-Staffel ist ein guter Einstieg für mich“, sagte Hauser, die danach im Idealfall fünf weiteren Medaillenchancen nachjagen kann. „Ich kann wirklich nicht genau sagen, wo ich gerade stehe. Deshalb bin ich ein bisschen aufgeregt, weil ich hoffe, dass die Form passt.“
Anders als etwa bei den Alpinskistars, wo der Team-Bewerb am Saisonfinale nur wirklich zählt, wenn noch im Nationencup Punktezuwachs benötigt wird, ist die Mixed-Staffel bei den Skijägern mittlerweile im Weltcup etabliert. Und von Athletinnen, Athleten sowie dem Publikum akzeptiert. „Was uns zugutekommt, ist die Tradition der Staffel an sich“, sagte Eder, der sich bei Olympia auch über „eine Medaillenchance mehr“ freut. 21 Nationen haben gemeldet, auch Gastgeber China ist dabei.