Matej Svancer (AUT) im Training
Reuters/Fabrizio Bensch
Freestyle

„Wunderkind“ Svancer gibt Olympiadebüt

Angeführt von einem großen Teenager-Talent steigen Österreichs Ski-Freestyler auf die olympische Big-Air-Rampe von Peking. Matej Svancer hat sich sprunghaft unter den ganz Großen in den Snowparks etabliert. Vor der Flugshow am Montag (2.30 Uhr MEZ/Qualifikation) und Mittwoch (4.00 Uhr/Finale) legt Svancer selbst die Latte aber tief. Vermutlich weil der 17-Jährige weiß, zu welchen Höhen er an guten Tagen fähig ist.

Wie prall gefüllt seine Trickkiste ist, zeigte Svancer schon am Anfang des Olympiawinters, als ihm in Chur (SUI) mit beinahe maximaler Punktezahl sein Premierensieg gelang. In Steamboat Springs (USA) legte er noch eine halbe Rotation drauf und zeigte als erster Athlet weltweit in einem Bewerb etwas, das in der Fachsprache „nosebutter triple cork 1980“ heißt – drei Überkopfrotationen mit fünfeinhalb Drehungen um die eigene Achse.

Zweimal trat Svancer heuer in Big-Air-Events im Weltcup an, zweimal gewann er. Natürlich gehört der gebürtige Tscheche, der den regelmäßigen Skiurlaub mit seinen Eltern in Kaprun im Alter von zehn Jahren endgültig zu einem Daueraufenthalt werden ließ, zu den Medaillenfavoriten des 2022 erstmals olympischen Bewerbs. „Ich würde sehr, sehr gerne gewinnen. Es wäre ein Traum. Aber es ist weit weg, dass an genau dem Tag alles perfekt passt“, sagte Svancer.

„Er ist ein Wunderkind“

Wie viele Freeskier hat Svancer einen Racing-Background, im Skigymnasium Saalfelden tauschte er mit 13 Jahren den Hundertstelkampf gegen die Uhr durch die Gier nach neuen Tricks. Kreativität ist sein Ding, ein Designstudium nach der Matura würde ihn reizen, bereits jetzt lässt er Intuition walten. Er entscheide sich oft Sekundenbruchteile vor dem Sprung für den jeweiligen Trick. „Mich stresst nur, dass mein Sprung nicht klappen könnte“, sagte Svancer, während ihn seine Trainer als extrem talentiert, aber auch als zielstrebigen Arbeiter beschreiben.

Dass sich der Jugend-Olympiasieger (2020) und Junioren-Weltmeister (2021) auch im professionellen Zirkus etablierte, war für Wegbegleiter vorgezeichnet. „Er ist ein Wunderkind“, beantwortete Lara Wolf, Österreichs weibliche Nummer eins in dieser Zweibrett-Sparte, die Frage nach seinem Talent. Svancer gehöre die Zukunft, sagte die 21-Jährige, die ihre olympische Feuertaufe bereits 2018 in Pyeongchang erlebte. Und nach Platz 16 („Ich habe mir das alles einmal angeschaut“) vier Jahre später mit dem Aufwind des ersten Weltcup-Podestplatzes (im Slopestyle) volles Risiko gehen will. „Es kann nur ‚All in‘ das Motto sein.“

Matej Svancer und Lara Wolf (AUT)
GEPA/Michael Meindl
Matej Svancer und Lara Wolf bei der Einkleidung vor der Abreise nach Peking in Wien

„Vollgas“ und nicht taktieren

Wolf sieht sich selbst nicht im Favoritenkreis: „Es sind 28 Frauen am Start, und jede ist auf eine Medaille aus“, sagte sie. „Ich bin da jetzt nicht als Topfavoritin da.“ Ihr Motto lautet daher: „Ich bringe meine Tricks hinunter und schaue, was kommt.“ Gegenüber Pyeongchang sei das Können vor allem der Frauen viel höher: „Da ist das Niveau von null auf 100 gestiegen.“

Die weiteren österreichischen Starter auf der einzigen permanenten Big-Air-Schanze weltweit sind der nachnominierte Daniel Bacher, der noch jünger als Svancer und damit der „Benjamin“ des Österreichischen Olympischen Comites (OÖC) ist, und Laura Wallner. „Einfach genießen“, lautet Bachers Devise, „Vollgas“ und nicht taktieren, die von Wallner. Nach drei „Runs“ in der Quali stehen die Finalisten fest. Die dürfen dann auf der Rampe auf dem Gelände eines aufgelassenen Stahlwerks im Westen der Millionenstadt um die Medaillen tricksen.