Felix Leitner
GEPA/Patrick Steiner
Biathlon

Chancenlos: Leitner hadert mit Material

Das ÖSV-Quartett, angeführt von Felix Leitner und Simon Eder, ist am Dienstag bei der Medaillenjagd im olympischen 20-km-Einzel-Bewerb in Zhangjiakou chancenlos geblieben. Beim Sieg des Franzosen Quentin Fillon Maillet, der seiner Favoritenrolle gerecht wurde, wurde der Tiroler Leitner als bester Österreicher mit einer Strafminute und 2:54,3 Minuten Rückstand 16. – und übte anschließend heftige Kritik am Material.

Trotz insgesamt ansprechender Leistungen am Schießstand gab es für die Österreicher auf dem schwierigen Kurs nichts zu holen. In der Loipe konnten sie mit den Besten nicht mithalten. „Ich hätte es mir anders erhofft, habe aber gewusst, dass wir mit den Skiern Probleme haben, wenn es eiskalt ist. Das hat sich bewahrheitet“, sagte Leitner nach dem Rennen.

„Am Schießstand war es mit 95 Prozent ein Toprennen“, betonte der 25-Jährige in ORF-TV-Interview. Beim Laufen seien aber viele Faktoren zusammengekommen. „Ich habe sicher nicht den besten Tag erwischt, aber Material hatte ich auch nicht das beste. Bei eiskaltem Schnee haben wir schon die ganze Saison Probleme.“ Schon in der Mixed-Staffel, in der Österreich abgeschlagen auf Platz zehn gelandet war, seien die Skier „eine Katastrophe“ gewesen, so der Trioler.

„Ich will keinem einen Vorwurf machen“

„Ich will keinem einen Vorwurf machen, wenn wir schon nicht das Wundermittel oder den Wunderski finden. Aber ich mag das nicht alles auf meinen Hut nehmen. Bei fast vier Minuten Laufrückstand brauchen wir nicht mehr über Laufform oder mein Höhentraining diskutieren, da haben wir andere Probleme.“

Quentin Fillon-Maillet
APA/AFP/Jewel Samad
Der Franzose Fillon Maillet holte seine erste Goldmedaille bei Olympischen Spielen

Zum Vergleich: Fünf Athleten mit drei Strafminuten klassierten sich vor dem 25-Jährigen, nahmen ihm also in der Loipe mehr als zwei Minuten ab. Auf der anderen Seite des Spektrums: der im Weltcup führende Neo-Olympiasieger Fillon Maillet, der sich natürlich auch dank außergewöhnlicher Laufstärke zwei Fehlschüsse leisten konnte. „Ich hätte nicht gedacht, dass es für Gold reicht. Das ist ein unglaublicher Tag“, sagte der Franzose und zeigte sich angesichts seiner zwei Fehler von seiner ersten Olympiagoldmedaille überrascht.

Der vom österreichischen Trainer Reinhard Gösweiner betreute Überraschungsmann Anton Smolski aus Belarus blieb als Einziger der Top 20 ohne Fehlschuss und kam als Zweiter dem Favoriten bis auf 14,8 Sekunden nahe. Bronze sicherte sich der Olympiasieger von 2018, Johannes Thingnes Bö aus Norwegen, mit zwei Fehlschüssen (+31,1).

Der Salzburger Routinier Eder landete nach zwei Fehlschüssen an der 20. Stelle, David Komatz wurde 45. (3 Fehlschüsse), Harald Lemmerer 57. (4). Ein Fehler wurde in diesem Bewerb direkt mit einer Strafminute geahndet und konnte nicht so einfach in der Loipe kompensiert werden – anders als etwa die Strafrunde bei den anderen Wettkämpfen.

„Die Höhe ist sicher ein Faktor“

Dem ansonsten verlässlichen Schützen Eder unterlief beim jeweils zweiten Anschlag liegend und stehend je ein Fehler. Doch auch ein „Nuller“, wie ihn Dominik Landertinger vor vier Jahren auf dem Weg zu Olympiabronze geschafft hatte, hätte diesmal nicht gereicht. Der 38-jährige Saalfeldener büßte auf den Sieger 3:22 Minuten ein. Eder sagte: „Es ist schwierig hier, die Höhe ist sicher ein Faktor. Wir sind hier auf 1.700 Metern, da hat man das Gefühl, dass die Lunge ein wenig zu klein ist. Ich hätte mir etwas mehr erwartet. Ich habe aber bald gemerkt, dass es nichts wird mit einer Medaille.“

Simon Eder
Reuters/Hannah Mckay
Eder kam bei seinen vierten Olympischen Spielen im Einzel auf den 20. Platz

Leitner strich den enormen Kraftverschleiß speziell auf den Anstiegen hervor. „Es zieht dir halt mit einem nicht so guten Ski pro Schritt die Prozent mehr raus aus dem Körper, die du hinten raus brauchst. Die habe ich dann einfach nicht mehr gehabt.“

Für David Komatz reichte es nach drei Schießfehlern und 5:36 Minuten Rückstand zum 45. Platz. „Körperlich ist es mir ganz gut gegangen, ich konnte mich gut auf die Verhältnisse einstellen, weil wir schon länger da sind. Aber die Runde ist brutal, da merkt man jeden Meter. Vielleicht brauchen wir noch ein paar Tage, bis wir richtig in Schwung kommen“, sagte Komatz. Harald Lemmerer kassierte vier Strafminuten und kam 6:35 Minuten hinter Fillon Maillet als 57. ins Ziel.

Leitner nach Rennen enttäuscht

Nun sind für die Skijäger ein paar Regenerationstage angesagt, die etwa der tief enttäuschte Leitner auch mental bitter nötig hat. „Ich brauche sicher ein paar Tage, dass ich mich von dem Rennen erhole. Es ist deprimierend, zum Glück habe ich nur einen Fehler geschossen, so schaut das Ergebnis nicht ganz so katastrophal aus.“

Weiter geht es am Freitag mit dem Sprint der Damen, die Männer absolvieren ihren Sprint am Samstag. Es ist davon auszugehen, dass bis dahin im österreichischen Materiallager die Köpfe rauchen.

Einzel (20 km):
1. Quentin Fillon Maillet FRA 48:47,4 2*
2. Anton Smolski BLR + 14,8 0
3. Johannes Thingnes Bö NOR 31,1 2
4. Maxim Zwetkow ROC 34,9 1
5. Scott Gow CAN 1:05,6 1
6. Benedikt Doll GER 1:07,1 2
7. Roman Rees GER 1:21,6 1
8. Tarjei Bö NOR 1:29,6 1
9. Fabien Claude FRA 1:38,1 2
10. Alexander Loginow RUS 1:40,2 3
16. Felix Leitner AUT 2:54,3 1
20. Simon Eder AUT 3:22,0 2
45. David Komatz AUT 5:36,7 3
57. Harald Lemmerer AUT 6:35,3 4
* Schießfehler = Strafminuten