Janine Flock hält konzentriert Helm vor ihrem Gesicht
APA/AFP/Daniel Mihailescu
Skeleton

Für Flock zählt nur eine Medaille

Janine Flock weiß, wie es sich anfühlt, wenn letztlich weniger als ein Wimpernschlag zur Erfüllung des Traumes fehlt. Vor vier Jahren bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang hatte sie nach drei Läufen noch geführt, am Ende verpasste sie als Vierte Bronze um 0,02 Sekunden. Dieses Mal soll es mit Edelmetall klappen – beim olympischen Bewerb in Peking zählt für die Tirolerin nur eine Medaille.

„Ich bereite mich jetzt so lange auf die vier Minuten vor, ich will das Beste abliefern, das geht", sagte Flock. Es oben gut treffen, um Speed zu machen, den Lauf sauber fahren – das könnte am Freitag (erster Lauf 2.30 Uhr MEZ) und Samstag (finaler Lauf 14.55 Uhr MEZ) das Erfolgsrezept auf der anspruchsvollen Bahn in Yanqing sein.

„Es war eine durchwachsene Saison, ich habe sehr viel gelernt. Es wäre optimal, vier Läufe auf den Punkt zu treffen, ich werde die Konzentration und den Fokus darauflegen. Man wird mit unvorhersehbaren Dingen rechnen müssen, man muss darauf reagieren und auf Zug bleiben“, sagte die Tirolerin.

Janine Flock enttäuscht bei den olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang
APA/AFP/Mark Ralston
Bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang verpasste sie eine Medaille um 0,02 Sekunden

„Vieles muss zusammenspielen“

Im Training lief es zusehends besser. „Wir haben uns von Lauf zu Lauf hingearbeitet“, schilderte Flock. Am Mittwoch, dem dritten und letzten Vorbereitungstag auf der Bahn, fuhr die 32-Jährige ihre erste Bestzeit, im Abschlusstraining war sie Dritte. „Wir haben die Dinge umsetzen können.“ Wichtig sei es aber, bei den Spielen etwas in der Tasche zu haben, das noch keiner gesehen habe.

Diesbezüglich reiste Flock mit einem guten Gefühl nach China. „Wir haben noch nicht alles aufgedeckt“, sagte ihr Trainer und Freund Matthias Guggenberger nach dem Abschlusstraining. „Wir haben noch nie einen Lauf gehabt, in dem wir alle Komponenten zusammenspielen haben lassen.“ Das sei wahrscheinlich auch bei der Konkurrenz der Fall. „Ich weiß aber jetzt schon, wir brauchen uns nicht verstecken. Wir können sehr offensiv in das Rennen gehen.“

Großer Kreis an Medaillenkandidatinnen

Der Kreis der Medaillenkandidatinnen ist groß. Nach den Trainingsleistungen muss man auch die 19-jährige Chinesin Zhao Dan dazuzählen. „Die Chinesinnen haben einfach Hunderte Fahrten auf dieser Bahn, sie gehören auch zum Favoritenkreis“, sagte Flock. Dazu sei aber noch mit zahlreichen anderen Nationen zu rechnen, allen voran den Deutschen. „Das Feld bei den Damen ist sehr dicht, so soll es aber auch sein. Das macht es für die Zuschauer spannend.“

Rückblickend auf die vier Jahre sei Korea-Olympia sehr prägend gewesen. Was die Materialabstimmung betreffe, habe man eine „Schatzkiste an Erfahrungen“, um mit allen Situationen und Szenerien zurechtzukommen.

„Ich möchte umsetzen, was wir uns erarbeitet haben. Ich will die vier Läufe mit Freude angehen, ich möchte sie genießen können. Trotzdem weiß ich, dass ich angespannt und nervös sein werde. Es muss auch ein bissl passieren, man braucht Glück, Tagesverfassung, es muss vieles zusammenspielen.“

Flock mit Problemen in der Vorbereitung

Mitte Jänner gewann die 32-jährige Tirolerin in St. Moritz mit Silber ihre zehnte EM-Medaille in Folge und beendete die Weltcup-Gesamtwertung als Zweite hinter der Niederländerin Kimberley Bos. Das war letztlich mehr, als sie erwarten konnte, hatte sie in der Vorbereitung auf die Saison wegen Problemen im Rücken- und Bandscheibenbereich doch deutliche Abstriche machen müssen.

„Ich muss aufpassen, es war ein harter Weg zurück, ich darf nicht über die Grenzen gehen“, warnte Flock. „Wenn ich mich auspowere, zu müde bin, dann drauf trainiere, dann bekomme ich Probleme. Ich muss da dranbleiben und meine Rückenübungen machen. Aber ich komme ganz gut klar damit.“ Sie habe immer irgendwelche Yogamattenfetzen mit, die sie notfalls auch auf einen dreckigen Garagenboden legen könne. Am Olympiaeiskanal ist es komfortabler, da steht ein beheizter Warm-up-Raum zur Verfügung.

Das Gefühl, mit Olympia noch eine Rechnung offen zu haben, verspüre sie auf jeden Fall. „Dafür haben wir vier Jahre gearbeitet, das steht über allem drüber. Das andere sind schöne Zwischenziele, die man braucht.“