Nordische Kombi

Greiderer erkämpft Bronze zum Auftakt

Der Tiroler Lukas Greiderer hat mit dem Gewinn der Bronzemedaille für einen erfreulichen Einstand der Nordischen Kombinierer bei den Olympischen Winterspielen von Peking gesorgt. Gold im Normalschanzenbewerb schnappte sich am Mittwoch in Zhangjiakou der Deutsche Vinzenz Geiger, der 0,8 Sekunden vor Jörgen Graabak aus Norwegen ins Ziel kam. Die beiden waren zur Halbzeit nach dem Springen noch Elfter bzw. Neunter gewesen.

Greiderer ging als Zweiter hinter dem Japaner Ryota Yamamoto in die Loipe und hatte am Ende 6,6 Sekunden Rückstand. Er blieb vor Weltcup-Leader Johannes Lamparter, der bei seinem Olympiadebüt mit 9,0 Sekunden Rückstand Vierter wurde. Franz-Josef Rehrl holte Rang neun, Martin Fritz wurde Zwölfter. Wegen Covid-19 fehlten bei diesem Rennen die Topleute Jarl Magnus Riiber (NOR), Kristjan Ilves (EST) sowie Eric Frenzel und Terence Weber (beide GER).

Österreichs Kombinierer holten seit 2002 immer zumindest eine Olympiamedaille, am Dienstag geht es mit dem Bewerb von der Großschanze weiter. Für den 28-jährigen Greiderer ist es der mit Abstand größte Karriereerfolg im Einzel, erst dreimal stand er im Weltcup auf dem Podest. Im Team-Sprint wurde er 2021 Weltmeister.

„Ich habe Nahtoderfahrungen gehabt“

„Es war ein unglaubliches Rennen, ich habe gewusst, es geht sich eine Medaille aus, aber dann kommen Vinzenz (Geiger) und Jörgen (Graabak) auf einmal von hinten. Und ich dachte mir, das war jetzt alles umsonst. Ich bin einfach um mein Leben gelaufen, ich habe echt Nahtoderfahrungen gehabt, so verausgabt habe ich mich noch nie, aber das war es alles wert, denn jetzt habe ich Edelmetall“, sagte Greiderer im ORF-Interview.

Interview mit Lukas Greiderer

Lukas Greiderer über den Gewinn der Bronzemedaille in der Nordischen Kombination bei den Olympischen Winterspielen von Peking.

„Es war echt eine Achterbahnfahrt. Die komplette Vorbereitung war nicht optimal, es war eine durchwachsene Saison. Aber mit der Bronzemedaille kann ich ziemlich zufrieden sein. Es bedeutet mir einfach alles, eine Einzel-Medaille bei Olympia zu machen, das passiert nicht jedem, einfach so geil“, jubelte Greiderer nach dem Rennen.

Deutschlands Vinzenz Geiger fährt über Ziellinie
APA/AFP/Pierre-Philippe Marcou
Von elf auf eins: Der Deutsche Vinzenz Geiger gewann zum Auftakt der Nordischen Kombinierer Gold

Greiderer ging als Zweiter nach einem 103,5-Meter-Sprung auf die Loipe. Selten war es auf den Schanzen zuletzt so gut gelaufen. „Der Sprung war echt megageil. Das war der beste Sprung genau zum richtigen Zeitpunkt, den ich da ausgepackt habe.“ 38 Sekunden Rückstand nahm er in die Loipe auf Yamamoto mit.

Der sprungstarke Japaner (108 m) war aber schon nach der ersten von vier 2,5-Kilometer-Schleifen eingeholt, Greiderer übernahm gemeinsam mit dem deutschen Duo Johannes Rydzek/Julian Schmid die Führungsarbeit. Dahinter wurden Lamparter und Rehrl, der fünf Sekunden nach dem Tiroler ins Rennen gegangen war, von den starken Läufern Graabak und Geiger gestellt.

„Bitterer“ vierter Platz für Lamparter

Der dreifache Saisonsieger und Erste im Weltcup, Lamparter, sprach von einem „zähen Rennen. Vorne sind sie extrem schnell gelaufen – vielleicht war die Spur zu schnell. Sobald der Vinzenz etwas riecht, gibt er so Gas. Das ist echt unglaublich. Im Finish war es bitter, denn man sieht, dass es um Gold geht oder die Medaillen – aber ich bin nicht mitgekommen. Das war ganz bitter“, sagte der Tiroler.

Nach dem Springen gab er an, etwas nervös gewesen zu sein. „Der Sprung war ganz okay, aber es war keine Bombe nach vorne. Natürlich will man bei Olympia was reißen. Es hat heute eben nicht geklappt, mit 20 Jahren passt das auch ganz gut als Premiere. Ich werde bei der Großen wieder angreifen“, fügte Lamparter nach seinem Debüt an.

Johannes Lamparter und Sora Yachi
GEPA/Matic Klansek
Lamparter holte zwar einen Platz auf, auf Bronze fehlten ihm letztlich nur 2,4 Sekunden

Die Enttäuschung wich schnell der Freude über Edelmetall für den Teamkollegen. „Unglaublich geil für den Luki, Wahnsinn, Hut ab, das hat er sich so verdient. Ich muss mir eingestehen, dass leider nicht mehr möglich war, natürlich bin ich enttäuscht. Wir haben aber noch den Bewerb auf der Großschanze, da greife ich nochmal an. Aber jetzt feiern wir erst mal den Luki“, betonte der 20-jährige Weltmeister.

Rehrl, der erst im ORF-Interview erfuhr, dass Geiger an allen vorbeigerauscht war, konnte mit seinem neunten Platz gut leben. „Ich hab eigentlich ein sehr gutes Rennen gehabt und bin mit meinem Wettkampf voll zufrieden. Das ist wieder ein Topergebnis für mich. Am Schluss ging mir ein bisserl das Schmalz aus. Ich habe in der zweiten Runde gewusst, dass der Luki eine Megachance hat. Ich hatte einen Superski, und er hat den besseren bekommen“, gab er Einblick.

Cheftrainer Eugen mit Auftakt zufrieden

Zufrieden konnte auch Cheftrainer Christoph Eugen sein. „Es war unglaublich spannend heute, bis zum Schluss hat man nicht gewusst, wer vorne sein wird – einfach ein Weltklasserennen. Der Erfolg von Luki ist im ersten Augenblick schon ein bisschen unerwartet, aber man hat es gestern schon im Training gesehen und auch heute beim Sprung, dass er super locker ist. Er hat ein super Rennen gemacht.“

Mit Lamparter litt Eugen mit: „Er hat leider beim Springen nicht die besten Bedingungen gehabt, wenn er ein zwei Meter weiterspringt, ist er bei der Gruppe vom Lukas dabei. Platz vier ist ein blöder Platz, aber er kann für sein Debüt trotzdem zufrieden sein, positiv bleiben.“

Geiger ist „sprachlos“

Im Zielsprint hatte sich Geiger gegen Graabak durchgesetzt und mit 0,8 Sekunden Vorsprung gewonnen. „Atemberaubend. Ich bin sprachlos. Ich kann es einfach nicht glauben. Das ist so verrückt“, sagte Geiger, der als Kontaktperson seiner Teamkollegen Frenzel und Weber keine optimale Vorbereitung hatte. „Bei mir war echt schon Riesenchaos. Es war echt hart. Es war nicht einfach als Kontaktperson, ich war allein in meinem Zimmer“, erzählte der 24-Jährige, der auch seinen Trainer vollauf begeisterte. „So ein Rennen habe ich in meiner langen Laufbahn noch nie erlebt“, meinte Bundestrainer Hermann Weinbuch.

Einzel Normalschanze (ein Sprung und 10 km Langlauf):
1. Vinzenz Geiger GER 25:07,7 11/1*
2. Jörgen Graabak NOR + 0,8 9/2
3. Lukas Greiderer AUT 6,6 2/7
4. Johannes Lamparter AUT 9,0 5/3
5. Johannes Rydzek GER 21,8 4/9
6. Ilkka Herola FIN 25,4 8/4
7. Akito Watabe JPN 32,4 9/4
8. Julian Schmid GER 50,2 3/21
9. Franz-Josef Rehrl AUT 1:09,6 7/17
10. Jens Luraas Oftebro NOR 1:42,5 20/11
12. Martin Fritz AUT 1:45,7 18/14
* Platzierung im Springen/Langlauf