Katharina Liensberger jubelnd
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Ski alpin

Liensberger schafft Befreiungsschlag

Katharina Liensberger hat bei den Olympischen Winterspielen mit der Silbermedaille im Slalom einen Befreiungsschlag geschafft. Die Vorarlbergerin, zweifache Weltmeisterin und Slalom-Kugelgewinnerin des vergangenen Winters, hatte eine schwierige Saison, doch in dem Lauf, in dem es zählte, war sie da und belohnte sich mit olympischem Edelmetall. „Ich bin so stolz auf mich“, sagte eine glückliche Liensberger.

Die 24-Jährige hatte viele Wochen in diesem Winter mit Verkühlungen zu kämpfen, über Weihnachten kam eine Coronavirus-Infektion dazu. Im Slalom kam sie fünfmal in die Top Acht, als Zweite in Lienz und Dritte in Zagreb aber nur zweimal auf das Podest. Danach folgten ein Ausfall in Kranjska Gora sowie nur Platz 21 in Schladming. „Ich war nicht sicher, ob ich wieder auf das Niveau zurückkommen kann, auf dem ich fahren will. Ich habe es zeigen können im zweiten Durchgang“, sagte sie nach dem Gewinn von Slalom-Silber in Yanqing.

2018 in Pyeongchang hatte die Vorarlbergerin bereits Silber im Team-Bewerb gewonnen. Was ihr im Vergleich dazu die erste Einzel-Medaille bedeute? „Die Medaille an sich ist immer so viel wert, wie man ihr als Wert zuschreibt. Für mich steckt jedes Mal eine unglaubliche Geschichte dahinter.“

Interview mit Katharina Liensberger

Silbermedaillengewinnerin Katharina Liensberger über die Aufholjagd beim olympischen Slalom.

„Ich bin so stolz auf mich“

Bei der Team-Medaille in Südkorea habe sie jedes Duell gewonnen, auch gegen Slalom-Olympiasiegerin Frida Hansdotter. „Das sind Momente, die man aufnimmt und die die Medaille so besonders machen. Die heute hat so einen großen Stellenwert, weil ich weiß, was in dieser Saison alles passiert ist. Das gibt mir ein extremes Vertrauen, dass es gut genug ist, was ich mache. Ich bin so stolz auf mich.“

Katharina Liensberger mit Silbermedaille
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Liensberger gewinnt bei den Olympischen Spielen Silber im Slalom

Es sei so schwierig für sie nach dem Saisonende im vergangenen Jahr gewesen, wieder in Form zu kommen, voll ans Limit gehen zu können. „Nur wenn ich die hundert Prozent abrufen kann, bin ich auch voll in Form. Wenn ich runterfahre, und es fühlt sich alles leicht an, ist es oft einmal nicht schnell, weil es nur schön gefahren ist. Das ist mir im ersten Durchgang bei ein paar Schwüngen passiert. Das war nicht am letzten Zacken, am Limit, die Linie voll auszureizen und das Gefühl vom Fliegen zu haben und trotzdem am Boden zu bleiben.“

Liensberger gedenkt ihres Opas

Sie wollte sich daher im finalen Lauf des Slaloms einfach nur auf sich konzentrieren, ungeachtet des siebenten Halbzeitranges. Sie habe gewusst, es müsse ihr ein super Lauf aufgehen, sie sei sich im Ziel nicht ganz sicher gewesen, ob es reichen werde. Auch wenn sie das Gefühl gehabt habe, es sei ihr was Gutes gelungen. „Das Warten war nicht angenehm. Ich war mir lange nicht sicher, bis es schlussendlich die Uhr zeigt.“ Der Lauf habe extreme Energie gekostet. „Ich bin zu Recht müde.“

An der Silbermedaille, Gold ging an die Slowakin Petra Vlhova, habe auch ihr verstorbener Opa einen großen Anteil, er habe auf sie geschaut. „Es war in dieser Saison so viel, das nicht so gelaufen ist, wie ich es gern gehabt hätte, es waren so schwierige Zeiten", sagte Liensberger und fügte hinzu: „Ich kann einfach nur dankbar sein, ich bin superhappy.“

Trainer loben Liensberger

Österreichs Frauen-Rennsportleiter Christian Mitter lobte vor allem die kämpferische Leistung von Liensberger: „Sie hat alles riskiert, alles gegeben, das muss sie derzeit tun, damit sie dann da steht. Aber das fordern wir auch, wenn die Form nicht ganz so da ist, dass man solche Sachen erkämpfen kann.“ Techniktrainer Hannes Zöchling sprach von „Höhen und Tiefen“, die die Saison bisher für die 24-Jährige gebracht habe. „Kathi ist durch und durch Profisportlerin. Sie hat letztes Jahr erlebt, wie es ist, wenn man immer im Hoch sitzt. Sie hat aber auch schon Tiefs erlebt und weiß, was man machen muss, dass man wieder rauskommt.“

Katharina Liensberger
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Liensberger hatte eine durchwachsene Saison, konnte beim olympischen Slalom aber überzeugen

Das Wichtigste sei, ruhig zu bleiben. „Es ist einfach Arbeit, und über Arbeit kann man wieder zurückkommen.“ Liensberger mache viel über Trainingsumfang, qualitativ hochwertiges Training und gute Erlebnisse im Training, damit sie sich wieder in den Zustand bringe, den sie im Vorjahr hatte. „Da ist sie sehr akribisch, ehrgeizig und fleißig.“ Es sei kein richtiges Tief gewesen, mehr ein Wellengang. „Im letzten Jahr hat sie Slaloms gewonnen, bei der WM gewonnen, die Kugel gewonnen. Dann hat man natürlich im Kopf eine andere Vorstellung, was man erreichen möchte. Und das ist kein sechster oder siebenter Platz.“

Liensberger deutet Zeichen

Liensberger geht mit offenen Augen durchs Leben und deutet mitunter gern ein Zeichen. Bei der WM in Cortina sahen ihr Servicemann und sie ein Eichhörnchen an der Strecke. „Da wusste ich: Die WM wird gut“, sagte die Vorarlbergerin damals, war doch ein Eichhörnchen das WM-Maskottchen. In Yanqing nach ihren Tierbeobachtungen gefragt, erwähnte sie einen speziellen Vogel, ihr Servicemann wollte das nicht so recht glauben. „Ich bin im Training einmal gestürzt, da hat er zu mir gesagt, ach was, die Vögel sind doch nur in deinem Kopf. Aber es waren tatsächlich welche da.“