Ski alpin

Strolz kombiniert zur Goldmedaille

Johannes Strolz hat sich am Donnerstag zum Olympiasieger in der Kombination gekürt. 34 Jahre nach seinem Vater Hubert, der 1988 in Calgary triumphiert hatte, gewann der 29-jährige Vorarlberger die Goldmedaille. Damit sind erstmals in der alpinen Geschichte Vater und Sohn Olympiasieger in der gleichen Disziplin. Mit dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde (+0,59) und dem Kanadier James Crawford (0,68) gingen Silber und Bronze überraschend an zwei Speed-Spezialisten.

Für Marco Schwarz reichte es trotz einer tollen Ausgangsposition nach der Abfahrt nicht für den Sprung auf das Podest. Der Kärntner, der auf Zwischenrang fünf gelegen war, absolvierte den Slalom nicht nach Wunsch und musste sich am Ende mit Platz fünf begnügen. Auf Bronze fehlten Schwarz 0,60 Sekunden. Raphael Haaser belegte den siebenten Rang (+1,84). Ebenfalls leer ging der große Goldfavorit Alexis Pinturault aus. Der Franzose schied im Slalom aus, hätte aber 1,17 Sekunden auf Strolz aufholen müssen.

Dem Vorarlberger gelang ein einmaliges Olympiadebüt. Den Grundstein zum Triumph legte Strolz mit einer sensationellen Leistung in der Abfahrt, die er mit nur 0,75 Sekunden Rückstand auf den Zwischenführenden Kilde auf Platz vier beendete. Die perfekte Ausgangslage zehrte allerdings nicht am Nervenkostüm des 29-Jährigen. Mit einer angriffslustigen Fahrt und überlegener Laufbestzeit im Slalom schrieb Strolz ein Stück Skisportgeschichte.

Gold: Johannes Strolz (AUT)
Silber: Aleksander A. Kilde (NOR)
Bronze: James Crawford (CAN)

„Aufgrund der Geschichte von meinem Vater bedeutet mir das unglaublich viel. Wenn ich an die Bilder und die Goldmedaille von meinem Vater denke, fällt es mir echt schwer, nicht zu weinen. Ich muss mich bei meiner Familie bedanken. Sie haben immer an mich geglaubt. Und jetzt ist ein Traum wahr geworden“, sagte Strolz, der vier Jahre nach Marcel Hirscher erneut Gold in der Kombination nach Österreich holte.

Im Frühjahr aus ÖSV-Kadern gestrichen

Dabei war Strolz im Frühjahr 2021 noch aus den ÖSV-Kadern gestrichen worden und musste sich fortan in Eigenregie um Vorbereitung und Training kümmern. Seine Skier präpariert Strolz in dieser Saison selbst – auch in China, wiewohl er bei den Abfahrtslatten auf das Know-how der Serviceleute seiner Markenkollegen Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr zurückgreifen konnte.

Mit seinem ersten Weltcup-Sieg, den er sensationell im Jänner in Adelboden im Slalom realisierte, katapultierte er sich auf die größere Bildfläche und machte sich auch für den Olympiakader unverzichtbar. Dass er beim Großereignis auch die Kombination in Angriff nehmen konnte, wurde erst auf den letzten Drücker möglich, nachdem Strolz am 13. Jänner kurz vor der Nennfrist im Europacup in Tarvisio die nötigen FIS-Punkte für die Abfahrt gesammelt hatte.

Johannes Strolz
Hubert Strolz, Olympiasieger in der alpinen Kombination 1988
GEPA/Daniel Goetzhaber picturedesk.com/Klaus Titzer
34 Jahre vor Johannes Strolz holte sein Vater Hubert olympisches Gold in der Alpinen Kombination

„Er gewinnt in Adelboden, dann hat man gewusst, er ist wahrscheinlich bei Olympia dabei. Dann rufe ich ihn an und sage, er muss eine Abfahrt fahren in Tarvis, weil wir die Punkte brauchen. Zuerst wollte er nicht unbedingt, er wollte sich nur auf den Slalom konzentrieren. Dann habe ich ihn nach langen Telefonaten wirklich überreden können, dass er fährt. Und die Geschichte endet so. Wir haben gewusst, dass er Super-G und Abfahrt sehr, sehr schnell sein kann. Zum Glück haben wir ihn überreden können, dass er die Abfahrtsski auspackt“, freute sich ÖSV-Chefcoach Andreas Puelacher.

Stark in der Abfahrt

Die Basis für die Goldmedaille hatte Strolz als überraschend Vierter in der Abfahrt mit nur 0,75 Sekunden Rückstand auf Kilde gelegt.

Schwarz und Haaser gratulieren

Für Schwarz erfüllte sich hingegen der Traum von der ersten Einzel-Medaille bei Olympia nicht. Der Kärntner lag nach der Abfahrt nur 0,20 Sekunden hinter seinem Landsmann, kam im Slalom aber nicht wirklich in Schwung und war über eine Sekunde langsamer als Strolz. Dem Kombi-Weltmeister von Cortina d’Ampezzo bleiben aber im Riesentorlauf und im Spezial-Slalom noch zwei Chancen auf Edelmetall.

„Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, was ich sagen soll. Es ist brutal bitter, dass es nicht aufgehen will, dass ich den Flow zurzeit nicht finde. Was mich ein bisschen aus dem Strudel rauskommen lässt, ist, dass ich mich brutal für den ‚Strolzi‘ freue. Den habe ich vor dem Tag schon ganz oben auf der Rechnung gehabt. Echt, Hut ab. Dass er sich so zurückgekämpft hat, ist eine megacoole Geschichte. Er steht am Nachmittag im Skiraum und richtet sich seine Ski selber her. Mehr verdienen kann es einer nicht als er“, erklärte Schwarz.

Auch Haaser stellte sich mit Glückwünschen für seinen Teamkollegen ein. „Dem Johannes kann ich echt nur gratulieren. Gewaltige Leistung, ich freue mich so für ihn. Er hat sich das so hart erarbeitet und erkämpft. Es freut mich riesig“, erklärte der 24-jährige Tiroler, der bei seinem Olympiadebüt im Super-G nach wenigen Toren noch ausgeschieden war.

Kilde überrascht im Slalom

Seine zweite Medaille in Peking holte unterdessen Kilde. Nach Bronze im Super-G eroberte der Norweger überraschend Silber in der Kombination. Nach der Abfahrt lag Kilde 0,02 Sekunden vor Crawford und 0,42 Sekunden vor Brodie Seger. Obwohl er laut eigenen Angaben seit zwei Jahren nicht mehr Slalom trainiert, zeigte der 29-Jährige mit der sechstbesten Laufzeit sein Allroundtalent.

Kilde spielte natürlich auch in die Karten, dass insgesamt nur 27 Läufer in der Startliste standen. Ins Endklassement schafften es am Ende überhaupt nur 17 Herren. Die Leistung von Kilde war trotzdem aller Ehren wert. „Das ist wirklich unglaublich. Ich bin seit zwei Jahren keinen Slalom gefahren, hatte aber einfach ein gutes Gefühl. Im Rennen habe ich versucht, die Skier nach unten zeigen zu lassen und in Balance zu bleiben. Es ist großartig", jubelte der Norweger.