Ski Alpin

Strolz-Familie schafft Historisches

34 Jahre nach seinem Vater Hubert hat auch Johannes Strolz Gold in der Alpinen Kombination geholt. Damit ist die Familie Strolz die erste im alpinen Skisport, in der Vater und Sohn Olympiagold gewannen – noch dazu in derselben Disziplin. Für den 29-Jährigen geht damit ein Traum in Erfüllung. „Dieselbe Goldene, die mein Vater gemacht hat“, freute sich Strolz, der 2021 aus dem ÖSV-Kader fiel und mit harter Arbeit und selbstgewachselten Skiern erst im Jänner seinen ersten Weltcup-Sieg beim Slalom in Adelboden feierte.

Sein heute 59-jähriger Vater gewann zwar nur ein Weltcup-Rennen, die 1988 im Ersatzort Bad Kleinkirchheim klassische Hahnenkamm-Kombination, hätte es aber beinahe geschafft, als erster Alpiner einen Olympiasieg zu wiederholen. Doch im entscheidenden Lauf des Kombi-Slaloms bei den Spielen 1992 in Albertville schied er kurz vor dem Ziel überlegen in Führung liegend aus. Johannes erblickte sieben Monate später das Licht der Welt.

Aus dem kleinen Johannes ist mittlerweile ein ganz Großer geworden, der im Interview die emotionale Bedeutung dieser Medaille beschreibt: „Speziell wegen der Geschichte meines Vaters bedeutet das so viel für mich. Wenn ich daran denke, all die Bilder und die Goldmedaille von meinem Vater, ist es schwer für mich, nicht zu weinen“, sagte Strolz. „Ich muss mich zuallererst bei meiner Familie bedanken. Sie haben immer an mich geglaubt, und jetzt ist ein Traum wahr geworden – dieselbe Goldene, die mein Vater gemacht hat.“

Johannes Strolz
Hubert Strolz, Olympiasieger in der alpinen Kombination 1988
GEPA/Daniel Goetzhaber picturedesk.com/Klaus Titzer
34 Jahre vor Johannes Strolz holte sein Vater Hubert olympisches Gold in der Alpinen Kombination

„Mein Papa ist mein Papa und nicht Olympiasieger“

Im Frühjahr 2021 war der 29-Jährige aus den ÖSV-Kadern gestrichen worden und musste sich fortan in Eigenregie um Vorbereitung und Training kümmern. Seine Skier präpariert Strolz in dieser Saison selbst – auch in China, wiewohl er bei den Abfahrtslatten auf das Know-how der Serviceleute seiner Markenkollegen Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr zurückgreifen konnte.

„Vom Papa hab ich gelernt, dass man schon wirklich hart arbeiten muss, und auch wenn es einmal nicht läuft, durchbeißen muss. Das haben mir aber beide Eltern vorgelebt. Dass man einfach fleißig sein muss im Leben und zusammenhalten muss und einfach immer vorwärts blicken muss", so Strolz im ORF-Interview.

Strolz über seinen Olympiasieg

Johannes Strolz spricht im Interview über seinen Karrierehöhepunkt

Doch auch, wenn die Goldmedaille von Papa Hubert zu Hause hängt, verspürte der Vorarlberger nie Druck: „Mein Papa ist mein Papa und nicht Olympiasieger, und das ist auch gut so. Jetzt bin ich zwar schon erwachsen, aber als Kind braucht man einfach einen Vater und keinen Olympiasieger, und das war er immer für mich.“

Alles hat seine Zeit

„Er hat immer gesagt, ‚Ja, dann haben wir wieder etwas dazugelernt‘ und dass alles seine Zeit hat, und das ist mir irgendwie im Kopf geblieben. Ich habe jetzt lange Zeit Niederlagen erlebt, und jetzt ist endlich mal eine Zeit gekommen, in der ich auch gewinnen darf“, so Strolz weiter. Mit seinem ersten Weltcup-Sieg, den er sensationell im Jänner in Adelboden im Slalom realisierte, katapultierte er sich auf die größere Bildfläche und machte sich für die Olympia-Aufstellung unverzichtbar.

Dass er beim Großereignis auch die Kombination in Angriff nehmen konnte, wurde erst auf den letzten Drücker möglich, nachdem Strolz am 13. Jänner kurz vor der Deadline im Europacup in Tarvis die nötigen FIS-Punkte für die Abfahrt gesammelt hatte. Denn eigentlich wollte der Vorarlberger gar nicht teilnehmen, wie ÖSV Männer-Rennsportleiter Andreas Puelacher verriet. „Er wollte nicht, aber ich habe ihn überreden können, und nun endet die Geschichte so“, sagte Puelacher.

Seinen Anteil am Kombi-Start hatte aber auch Vater Hubert. „Der Papa speziell hat gesagt, dass es gut ist für mich und ich dadurch die Möglichkeit habe, das ganze Olympiaerlebnis ganz anders mitzunehmen. Dass ich die Eröffnungsfeier miterleben kann, dass ich mich an das Flair gewöhnen kann und Energie für die Wettkämpfe mitnehme“, erzählte der Sohn, der bereits vor der großen Pressekonferenz mit seinem Vater telefonierte: „Ich bin so überwältigt. Er freut sich für mich, ist stolz auf mich. Das ist ein unglaublicher Moment für unsere Familie.“

„Mehr verdienen kann es keiner“

„Echt, Hut ab! Dass er sich so zurückgekämpft hat, ist eine megacoole Geschichte“, freute sich Kombi-Weltmeister Marco Schwarz mit. „Er steht am Nachmittag im Skiraum und richtet sich seine Ski selber her. Mehr verdienen kann es einer nicht als er.“ Mit seiner eigenen Leistung haderte der Kärntner. „Der Ärger ist natürlich groß. Ich laufe eigentlich schon das ganze Jahr ein bisschen hinterher, das hat sich da jetzt auch nicht gebessert. Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, was ich sagen soll. Es ist brutal bitter, dass es nicht aufgehen will, dass ich den Flow zurzeit nicht finde.“

Haaser schloss sich den Glückwünschen an. „Dem Johannes kann ich echt nur gratulieren. Gewaltige Leistung, ich freue mich so für ihn. Er hat sich das so hart erarbeitet und erkämpft. Es freut mich riesig“, sagte der Tiroler, der trotz seiner nicht optimalen Abfahrt Gefallen an dem Bewerb fand. „Natürlich macht eine Kombi Spaß. Ich habe das am Vormittag schon gesagt, dass ich es recht schade finde, dass sie den Bewerb nicht mehr betreiben wollen.“