Ski alpin

ÖSV-Riesentorläufer scheitern im Schneefall

Österreichs Athleten sind am Sonntag im olympischen Riesentorlauf trotz guter Ausgangslage leer ausgegangen. Stefan Brennsteiner, zur Halbzeit noch auf Kurs zur Silbermedaille, rutschte im zweiten Durchgang bei dichtem Schneetreiben so wie sein auf Rang sieben gelegener Teamkollege Manuel Feller aus. Gold sicherte sich Marco Odermatt. Der Favorit aus der Schweiz trotzte den Elementen und krönte sich 0,19 Sekunden vor dem Slowenen Zan Kranjec und Weltmeister Mathieu Faivre aus Frankreich (+1,34) zum OIympiasieger. Als bester Österreicher kam Raphael Haaser als Elfter in die Wertung.

Odermatt, bereits nach dem ersten Durchgang knapp vor Brennsteiner in Führung, behielt im zweiten Lauf trotz schlechter Sicht und Schneefalls die Nerven und holte sich als fünfter Schweizer der Geschichte die Goldmedaille im Riesentorlauf. Zuletzt hatte der heuer zurückgetretene Carlo Janka 2010 in Vancouver den Eidgenossen den Olympiasieg im Riesentorlauf beschert. Kranjec bejubelte nach einem Husarenritt mit Laufbestzeit und der Verbesserung von Rang acht auf den zweiten Platz die erste RTL-Medaille für die slowenischen Männer als unabhängiger Staat.

Bei den Österreichern gab es hingegen lange Gesichter, nachdem Brennsteiner nicht nur zur Halbzeit, sondern auch in der Entscheidung bis knapp vor dem Ziel auf Medaillenkurs gelegen war. Der Salzburger fuhr im Gegensatz zu Feller noch ins Ziel und kam mit über 15 Sekunden Rückstand als 27. in die Wertung. Haaser, der sich in dem von Ausfällen geprägten Rennen vom 17. auf den elften Platz nach vorschob, kam als bester Österreicher in die Wertung. Marco Schwarz musste sich mit Platz 14 begnügen.

RTL-Olympiasieg für Favoriten Odermatt

Der Favorit aus der Schweiz trotzt Schneefall und krönt sich 0,19 Sekunden vor dem Slowenen Zan Kranjec und Weltmeister Mathieu Faivre aus Frankreich (+1,34) zum OIympiasieger. Als bester Österreicher kommt Raphael Haaser als Elfter in die Wertung.

„Es tut schon sehr weh“, sagte Brennsteiner, der erst im letzten Moment dank der Aufstockung der Quoten durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) ins Olympiaufgebot gerutscht war, im ORF-Interview, „nichtsdestotrotz muss man es relativieren. Es gibt viel schlimmere Sachen im Leben. Es sind so viele Leute, die für einen kämpfen, wo doch Olympia so viel Wertigkeit hat. Da hätte man schon einiges zurückgeben können. Schade, jetzt muss ich sie noch einmal vertrösten. Was mich positiv stimmt, ist, dass das Skifahren wieder besser ist.“

Gold: Marco Odermatt (SUI)
Silber: Zan Kranjec (SLO)
Bronze: Mathieu Faivre (FRA)

Haaser steigert sich

Haaser war zumindest mit der Steigerung im zweiten Lauf zufrieden. „Die perfekte Fahrt war es nicht, aber sie ist mir auf jeden Fall besser gelungen als im ersten Durchgang. Das war für mich jetzt ein versöhnlicher Abschied von Peking", sagte der Tiroler. Das Resümee des Olympiadebüts fiel aber gemischt aus: „Im Super-G war es ein bisschen blöd von mir selber, da habe ich einen Fahrfehler gemacht. In der Kombi bin ich eigentlich eine sehr gute Abfahrt und einen sehr guten Slalom gefahren, habe aber in der Abfahrt ein bisschen Pech mit dem Wind gehabt und zwei kleine Fehler eingebaut. Und heute der erste Durchgang war einfach ein bisschen zu brav von mir.“

Haaser steigert sich

Der Tiroler erwischt im zweiten Durchgang eine bessere Linie und schiebt sich knapp an die Top Ten.

Der WM-Dritte von 2021, Schwarz, kam nach der Kombination auch im Riesentorlauf nicht richtig in Schwung. „Die Fahrt war abschnittsweise besser, aber im Großen und Ganzen muss ich zu viel nachdenken. Es will nicht laufen. Echt mühsam. Ich hab alles probiert, hab alles gegeben, aber es ist im Endeffekt wieder nicht das rausgekommen, was ich mir erhofft habe. Aber wie ich schon gesagt habe, aufgeben tu ich nur einen Brief, ich werde weiterkämpfen, und irgendwann wird es wieder funktionieren“, sagte der Kärntner, der seinen Blick bereits auf den Slalom am Mittwoch (3.15 bzw. 6.45 Uhr) richtete.

„Verantwortungsloses“ Rennen

Erstmals seit Beginn der alpinen Bewerbe in Yanqing wurde ein Rennen nicht von Kaiserwetter, sondern vom genauen Gegenteil begleitet. Der für den Ort nahe der Chinesischen Mauer ungewöhnliche Schneefall hatte vor allem im ersten Durchgang zugelegt und sorgte damit auch für einen ausfallreichen Riesentorlauf. Im ersten Durchgang schafften es nur 54 von 89 Läufern mehr schlecht als recht ins Ziel. Um den Pistenarbeitern mehr Zeit zu verschaffen, war der zweite Durchgang auch von 6.45 auf 8.00 Uhr MEZ verschoben worden.

Vor allem Feller ließ seinem Ärger über die Veranstaltung freien Lauf. „Das ist schon etwas vom Brutalsten, was ich bis jetzt gefahren bin. Der erste Durchgang war schon komplett verantwortungslos und dann fünf Stunden Pause machen, warten, bis es schon fast dunkel ist“, schimpfte der Tiroler, „und ich weiß nicht, was sie in der Zeit gemacht haben. Weil im ersten Hang waren so große Schneehügel neben der Strecke, dass ich nach meinem Ausfall nicht einmal neben den Toren runterfahren konnte, sondern eigentlich durch den Lauf durchrutschen musste. Das ist so weit weg von verantwortungsvoll. Gott sei Dank hat der beste RTL-Läufer der Saison gewonnen.“

Odermatt hält Druck stand

Der angesprochene Odermatt war mit vier Siegen in seiner Spezialdisziplin und dem Druck des Favoriten nach Peking gereist. „Ich habe im zweiten Lauf alles riskiert, weil ich nicht nur eine Medaille, sondern Gold wollte“, sagte der zweifache Junioren-Weltmeister im Riesentorlauf, der seinen Ausfall im Super-G und auch die widrigen Umstände erfolgreich verdrängte. „Es war ein harter Tag mit den Bedingungen und der ganzen Wartezeit“, so der Schweizer, „ich habe zwar nicht vom Sieg geträumt, aber jetzt fühlt es sich wie ein Traum an. Mit dem Druck umzugehen, war nicht ganz einfach. Es wurde natürlich von allen und auch von mir erwartet, und dass das dann so aufgeht, ist toll.“

Odermatt fährt zu Gold

Der Schweizer wird seiner Favoritenrolle gerecht und gewinnt bei dichtem Schneefall den olympischen Riesentorlauf.

Im Gegensatz zu den Österreichern lachte auch für Kranjec und Faivre trotz des „Mistwetters“ die Sonne. „Das heute fühlt sich tatsächlich wie ein Sieg an. Nach einer schweren Saison bin ich sehr glücklich, dass ich mein bestes Rennen heute bei den Olympischen Spielen fahren konnte“, sagte der 29-Jährige. Als bisher einziger Slowene hatte Jure Franko, damals allerdings für Jugoslawien, 1984 Bronze im Riesentorlauf geholt. „Ich habe immer von einer Medaille geträumt und bin sehr glücklich, dass ich mir diesen Traum heute erfüllen konnte. Nach dem ersten Lauf hatte ich noch meine Zweifel, ob es reichen würde, aber ich habe mir gesagt, dass ich nichts zu verlieren habe und einfach angreifen muss“, so Kranjec.

Auch für Faivre glänzte seine erste olympische Medaille wie Gold. „Ich hatte im zweiten Durchgang nicht meinen besten Lauf. Um ehrlich zu sein, war ich ein bisschen nervös, es war ein langer Tag, eine lange Woche eigentlich mit Training und alles. Aber ich wollte diese Medaille so sehr. Ja, es war eine lange Woche, aber ich habe die Bronzemedaille und bin sehr glücklich“, sagte der 30-Jährige, der vor einem Jahr bei der WM in Cortina d’Ampezzo noch der strahlende Sieger gewesen war. Dass er diesmal auch das Glück des Tüchtigen hatte, wollte der Franzose nicht verhehlen: „Als ich ins Ziel kam und Zweiter war, habe ich befürchtet, dass ich Vierter werde, aber ich hatte Glück mit dem Ausfall von Brennsteiner.“