Ski alpin

Suter entreißt Goggia Abfahrtsgold

Die Olympiasiegerin in der Abfahrt der Damen heißt Corinne Suter. Die Schweizerin entriss der angeschlagenen Favoritin und Titelverteidigerin Sofia Goggia aus Italien noch den ersten Platz und setzte sich mit 0,16 Sekunden Vorsprung durch. Bronze ging an Goggias Landsfrau Nadia Delago (0,57). Die ÖSV-Damen hatten mit der Entscheidung nichts zu tun.

Cornelia Hütter wurde als beste Österreicherin Siebente, hatte aber mit 1,48 Sekunden schon einen deutlichen Rückstand. Die Gewinnerin der Silbermedaille im Super-G, Mirjam Puchner, wurde Achte (1,58). Ramona Siebenhofer (12./1,94) und Tamara Tippler (19./2,52) kamen ebenfalls mit Verspätung ins Ziel und verpassten jeweils die Top Ten.

Suter, die vor einem Jahr in Cortina d’Ampezzo WM-Gold geholt hatte, sicherte der Schweiz das Abfahrtsdouble. Ihr Landsmann Beat Feuz hatte vor acht Tagen die Oberhand bei den Herren behalten. Goggia, die nach einer Knieverletzung angeschlagen an den Start gegangen war, zeigte sich sichtlich enttäuscht – 2018 hatte sie in Pyeongchang Gold geholt.

Goggia mit vollem Risiko

Die Italienerin sicherte sich letztlich Silber.

Goggia knapp geschlagen

Die vierfache Saisonsiegerin fuhr mit eingerissenem Kreuzband, bewies dennoch einmal mehr Mut zum Risiko und wählte eine sehr direkte Linie. Im unteren Teil nahm ihr Suter mit einer eleganten Fahrt aber noch die entscheidenden 16 Hundertstelsekunden ab. Die 29-jährige Goggia hatte seit 23. Jänner kein Rennen bestritten und in China auch auf den Super-G verzichtet, um sich auf die Abfahrt zu konzentrieren.

Sofia Goggia (ITA)
Reuters/USA Today Sports/Harrison Hill
Die angeschlagene Abfahrtsdominatorin Sofia Goggia musste sich mit Platz zwei begnügen

Wind sorgt für Verspätung

Die im Training so starke Deutsche Kira Weidle verpasste als Vierte Bronze knapp. Die 27-jährige Suter ist indes die erste Schweizer Abfahrtsolympiasiegerin seit Dominique Gisin 2014 in Sotschi. „Für mich wird gerade der größte Traum wahr, ich bin sprachlos“, so Suter.

Wie bei der Abfahrt der Herren mischte sich auch bei den Damen der Wind ein, doch das Rennen musste nicht um einen Tag, sondern nur um eine halbe Stunde nach hinten verschoben werden. Nach einem Sturz der Französin Camille Cerutti kam eine lange Unterbrechung dazu.

Hütter halbwegs zufrieden

Nach intensivem Schneefall über das Wochenende war der Schnee auf der Strecke großteils flachgewalzt worden. Keine der ÖOC-Frauen kam mit den eigenwilligen Bedingungen auf der Olympiastrecke „The Rock“ wirklich zurecht, dazu kamen Wind und wechselhafte Sicht.

Gold: Corinne Suter (SUI)
Silber: Sofia Goggia (ITA)
Bronze: Nadia Delago (ITA)

Hütter war noch am glücklichsten. „Mir hat getaugt, dass ich mich im Vergleich zum Training habe steigern können. Ich habe gespürt, dass es schwer ist, dass ich schneller werde. Es hat nicht funktioniert, aber ich bin trotzdem zufrieden“, sagte die Steirerin in ihrer ersten vollen Saison nach rund zweijähriger Verletzungspause im ORF.

„Aber sicher zipft es mich auch an, dass ich nicht das erreicht habe, was ich mir vorgestellt habe“, gestand Hütter: „Gleichzeitig ist es cool, dass ich wieder mitfahren kann. Das ist ja nicht selbstverständlich. Aber natürlich will man automatisch mehr, wenn man sieht, dass es geht. Da will man mehr. Ich bin ja jetzt in Teil zwei meiner Karriere.“

„Wohl gefühlt habe ich mich nicht“

Puchner ging es hörbar anders. „Wohl gefühlt habe ich mich gar nicht. Es hat ein bisschen die Spannung gefehlt. Ich tue mir bei diesem brutal harten Schnee sehr schwer. Eineinhalb Sekunden tun schon ziemlich weh. Wenn ich nochmal runterfahre, würde ich vielleicht besser fahren, aber woh lfühlen würde ich mich trotzdem nicht.“

Ähnlich wie Puchner tönte Siebenhofer angesichts ihrer 1,94 Sekunden Rückstand auf die Siegerin und nur Platz zwölf. „Ich hatte oben einen Fehler und dann habe ich ein bissl zum Hasardieren angefangen. Ich bin nicht sauber Ski gefahren, hier verzeiht es dir aber nichts“, sagte die Steirerin, die für die Kombi auf eine bessere Abfahrt hofft. Wer das Rennen aufmerksam beobachtet habe, habe ohnehin gesehen, was diesmal los gewesen sei, war Siebenhofer überzeugt.

Tippler, die in der Qualifikation im Duell mit Christine Scheyer das vierte österreichische Ticket für die Abfahrt ergattern konnte, meinte: „Es ist ein Freiluftsport – einige hatten Sonne, einige weniger Wind, andere mehr. Es hat sich echt nicht gut angefühlt, der Speed war nicht da. Ich glaube, dass es nicht nur an meiner Fahrerei gelegen hat.“ Sie sei enttäuscht, aber ob der „guten Gesellschaft da hinten“ auch wieder nicht: „Also fahre ich trotzdem mit einem guten Gefühl heim.“