Ski alpin

Strolz packt Silber im Slalom drauf

Johannes Strolz hat bei den Olympischen Winterspielen in China eine weitere Medaille geholt. Nach Gold in der Kombination eroberte der Vorarlberger am Mittwoch in Yanqing die Silbermedaille im Slalom. Strolz musste sich nur dem Franzosen Clement Noel um 0,61 Sekunden geschlagen geben. Die Bronzemedaille ging an den Norweger Sebastian Foss-Solevaag (+0,70 Sek.).

Die letzte Einzelentscheidung der Alpin-Herren war an Spannung kaum zu überbieten. Mit der hohen Nummer 19 im ersten Lauf hatte der 29-jährige Strolz dem Norweger Henrik Kristoffersen die Bestzeit um zwei Hundertstelsekunden weggeschnappt, es war zugleich seine zweite Laufbestzeit in Yanqing nach jener im Kombi-Slalom. Dass ÖSV-Slalom-Coach Marko Pfeifer den ersten Slalom-Lauf gesetzt hatte, dürfte kein Nachteil gewesen sein. Foss-Solevaag war Halbzeitdritter.

In der Entscheidung fiel Kristoffersen auf Platz vier zurück. Noel stürmte mit Laufbestzeit von Platz sechs zu Gold, für Strolz blieb Silber, womit er mit Vater Hubert Strolz gleichzog, der 1988 in Calgary die Goldmedaille in der Kombi und Silber im Riesentorlauf erobert hatte. Marco Schwarz belegte als zweiter Österreicher in der Endwertung den 17. Platz (2,52). Michael Matt schied im zweiten Lauf aus, Manuel Feller im ersten.

Gold: Clement Noel (FRA)
Silber: Johannes Strolz (AUT)
Bronze: S. Foss-Solevaag (NOR)

In Gedanken bei „Papa“

„Hallo Papa, jetzt sind wir medaillenmäßig bei Olympia gleichauf, und ich freue mich, wenn ich euch alle zu Hause wiedersehe. Ich musste schon wieder an ihn denken“, sagte Strolz im ORF-Interview. Mit meiner Leistung sei er nicht nur sehr zufrieden. „Einfach ein Traum. Ich hatte schon Gold, konnte also nicht viel verlieren. Ich habe mich auf meine Aufgabe konzentriert, die Silbermedaille zu Gold ist ein Traum.“

Für Strolz ging das olympische Märchen damit weiter. Vor einem Jahr mangels Weltcup-Erfolgen nicht mehr im ÖSV-Kader und sein eigener Servicemann wurde er bei den Spielen in China neben Matthias Mayer (Gold im Super-G, Bronze in der Abfahrt) zum Medaillenhamster im alpinen Skiteam der ÖSV-Herren. Die Quali für die Spiele hatte Strolz erst in Adelboden geschafft, wo er am 9. Jänner im Slalom völlig überraschend zu seinem ersten Weltcup-Sieg gefahren war.

Freudentränen bei Hubert Strolz

„Ich bin so dankbar, dass dem Johannes das gelungen ist“, sagte Vater Hubert Strolz im ORF-Interview in seiner ersten, emotionalen Reaktion mit Tränen in den Augen. „Eine unglaubliche Geschichte, ich freue mich ehrlich für ihn, weil er mit Leib und Seele ein Sportler ist. Und er liebt den Skisport. Ich kann nur den Hut vor ihm ziehen. Dieser Erfolg ist für mich im Moment nicht zu begreifen.“

Hubert Strolz im Interview

Vater Hubert Strolz ließ seinen Emotionen nach dem weiteren Erfolg seines Sprösslings freien Lauf

„Jede einzelne Medaille hat ihre eigene Geschichte und das Strolz-Märchen geht in die nächste Runde“, freute sich ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober. Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher sagte: „In den kühnsten Träumen hätte ich nicht gedacht, dass er mit Gold und Silber nach Hause fährt. Seine harte Arbeit und der Glaube an sich selber, das ist heute bestätigt worden. Er war so locker vor dem ersten Lauf und vor dem zweiten auch noch.“

Der Goldmedaile trauerte Puelacher keine Sekunde nach. „Was der Johannes abgeliefert hat, war wieder ausgezeichnet. Das ist eine gewonnene Silbermedaille, weil Noel im zweiten Lauf einfach zu gut war“, sagte der Tiroler. Slalom-Coach Pfeifer staunte über Strolz: „Der Bursche hat wirklich gezeigt, dass er Nerven aus Drahtseil hat. Die Goldene im Gepäck ist natürlich fein, aber es ist schon spezieller ein Spezialslalom, wenn es ans Eingemachte geht. Er ist in der Weltspitze angekommen.“

Noel auf den Spuren von Vidal

Noel hatte sich zum ersten französischen Slalom-Olympiasieger seit Jean-Pierre Vidal vor 20 Jahren in Salt Lake City aufgeschwungen. Mit überlegener Laufbestzeit im Finale hielt er Strolz auf Distanz. „Das war emotional. Es ist unglaublich. Es war schwierig, aber mein zweiter Durchgang war sehr gut. Ich war schon im Training gut und hatte viel Selbstvertrauen. Ich bin wirklich sehr glücklich und habe keine Worte“, sagte der 24-Jährige.

Weniger Glück hatte Matt, der als Halbzeitsiebenter mit nur 44 Hundertstelsekunden Rückstand ins Finale gestartet war. Der Tiroler riskierte zu viel und schied nach wenigen Toren aus. Der Traum von der zweiten Olympiamedaille nach Bronze im Slalom vor vier Jahren in Pyeongchang war geplatzt. Sein Bruder Mario Matt hatte in dieser Disziplin vor acht Jahren in Sotschi Olympiagold erobert.

Matt in Lauf zwei out

Für Michael Matt kam das Ende in Lauf zwei nach wenigen Toren.

Kein Topergebnis für Schwarz

Frustriert war auch Schwarz nach einem weiteren verpatzten Auftritt bei den Winterspielen in China. Der Kärntner war im Slalom hinter seinen Erwartungen und unter seinen Möglichkeiten geblieben. Schon im ersten Lauf als 25. mehr als zwei Sekunden hinter der Spitze („Das muss katastrophal ausgeschaut haben. Richtig, richtig schlecht“), legte er im Finale ohne Druck aber zu und verbesserte sich immerhin noch um acht Plätze.

Schwarz im zweiten Lauf besser

Nach dem verpatzten ersten Lauf steigerte sich Schwarz im Finale.

Im Ziel suchte er nach treffenden Worten. „Das Gefühl war im zweiten deutlich besser, war auch nicht schwer zu übertreffen. Wenn Selbstvertrauen stimmen würde, hätte ich mehr attackieren können. Aber diesen Lauf nehme ich gerne mit. War eine schwere Zeit, der Blick ist nach vorne gerichtet“, sagte Schwarz, der in Lauf zwei auf einen anderen Ski vertraut hatte. Im olympischen Riesenslalom war Schwarz 14. geworden, in der Kombi Fünfter.

Feller erneut ausgeschieden

Ohne Erfolgserlebnis im Gepäck tritt Feller die Heimreise an. Der Tiroler schied bereits im ersten Durchgang aus, im Riesentorlauf war er im zweiten Lauf gescheitert. Frustriert zog er nach seinem Einfädler Bilanz. Im Teambewerb am Samstag (4.00 Uhr MEZ, live in ORF1) tritt er definitiv nicht mehr an. „Das Selbstvertrauen hat es mir hier ziemlich geputzt“, sagte Feller.

Kein Happy End für Feller

Wie im Riesentorlauf schied Manuel Feller auch im Slalom aus. Nach einem Einfädler war der Traum von der Medaille geplatzt.

„Ich habe vielleicht zu wenig Grip gehabt, aber daran ist es nicht gelegen. Dass es nicht mein Lieblingsuntergrund ist, haben wir gewusst. Aber wir hätten lange genug Zeit gehabt, uns darauf vorzubereiten“, haderte der 29-Jährige. „Wir haben das nicht hundertprozentig hinbekommen. Ein Fehler kann immer passieren. Schade. Aber wir machen weiter und stehen wieder auf, wie immer.“