Johannes Thingnes Bö (NOR)
APA/AFP/Jewel Samad
Biathlon

Bö beschert Norwegen Rekord

Johannes Thingnes Bö hat sich zum Abschluss der Biathlon-Bewerbe in Zhangjiakou nicht nur zum „König der Spiele 2022“ gekrönt, sondern Norwegen auch einen weiteren Rekord beschert. Der 28-Jährige sicherte sich mit einer souveränen Vorstellung im Massenstart über 15 km seine vierte Goldmedaille und sorgte für den insgesamt 15. norwegischen Olympiasieg in Peking. Das gelang einer Nation bei Winterspielen noch nie. Auch für Österreichs Herren gab es dank Simon Eder einen versöhnlichen Abschluss.

Bö, der sich davor bereits Gold im Sprint sowie mit der Staffel und im Mixed-Bewerb gesichert hatte, musste zwar viermal in die Strafrunde, setzte sich aber am Ende sicher mit 40,3 Sekunden vor dem Schweden Martin Ponsiluoma, der zweimal danebenschoss, durch. Hinter Ponsiluoma, der zum Abschluss für die erste Medaille der schwedischen Männer in Peking sorgte, holte sich Bös Landsmann Vetle Sjaastad Christiansen trotz fünf Fehlern Bronze (+1:12,5 Min.). Der französische Doppelolympiasieger Quentin Fillon Maillet verpasste als Vierter seine sechste Medaille im sechsten Bewerb.

Mit seiner vierten Goldmedaille sicherte sich Bö auch den Titel „König der Spiele 2022“. Dazu hatte der 28-Jährige auch Bronze im Einzel gewonnen. Von 2018 hatte Bö bereits eine Goldmedaille vom Einzel-Bewerb in der Vitrine hängen. Mit der insgesamt 15. Goldmedaille bei den Spielen hob der Biathlon-Star auch Norwegen in neue Sphären. Bisher waren 14 Goldene für eine Nation, aufgestellt von Norwegen und Deutschland vor vier Jahren und Kanada 2010, die Bestmarke gewesen. Das norwegische Team hat auch noch die Chance, den vor vier Jahren selbst aufgestellten Rekord von insgesamt 39-mal Edelmetall bei Winterspielen zu knacken.

Auf einer Stufe mit Björndalen

Bö selbst stellte auch die Bestmarke seines Landsmannes Ole Einar Björndalen von vier Goldmedaillen bei einer Ausgabe von Winterspielen ein. Björndalen hatte 2002 bei den Spielen in Salt Lake City Einzel-Bewerb, Sprint, Verfolgung und mit der Staffel gewonnen und damit abgeräumt. Der Massenstart und der Mixed-Bewerb standen damals noch nicht auf dem Programm. „Wenn du mit Ole Einar verglichen wirst, hast du etwas richtig gemacht“, sagte Bö im ORF-Interview zu seinem Coup.

Für Bö selbst war es die insgesamt fünfte Goldene bei Olympischen Winterspielen, damit liegt er in der ewigen Bestenliste der Wintersportler auf Rang zwölf. Auch diese Liste wird von Norwegern angeführt: Blörndalen, die Langläufer Marit Björgen und Björn Dählie holten jeweils acht Goldene. Noch erfolgreicher als Bö, Björndalen und die Eisschnellläuferin Lidija Pawlowna Skoblikowa, die 1964 in Innsbruck ebenfalls viermal Gold bei einer Ausgabe der Winterspiele holte, war nur der Eisschnellläufer Eric Heiden. Der US-Amerikaner siegte 1980 in Lake Placid fünfmal.

Happy End für Eder

Eder spielte bei Windböen und eisiger Kälte zwar im Rennen um die Medaillen keine Rolle, der 38-Jährige kämpfte sich bei widrigen Bedingungen bei seinen letzten Olympischen Spielen noch auf den siebenten Platz. Den Grundstein legte der Routinier dabei am Schießstand: Nach zwei Fehlern beim ersten Liegendschießen blieb Eder bei den folgenden drei Schießübungen fehlerfrei. Einen Tag zum Vergessen erlebte zum Abschluss Felix Leitner. Der Tiroler landete nach insgesamt sieben Fehlern auf dem 29. und vorletzten Platz.

Biathlon: Keine Medaille für ÖSV-Athleten

Österreichs Biathlon-Team verlässt Peking dieses Mal ohne Medaille. Bei den abschließenden Massenstart-Bewerben zeigte Simon Eder in seinem letzten Olympiarennen mit Rang sieben aber eine Topleistung. Für Lisa Hauser endeten die Spiele hingegen schmerzhaft.

„Es ist sehr menschenunfreundlich hier, und mit einem Top-Ten-Platz bin ich schon megahappy. Mein Ziel war, ins Ziel zu kommen, und jetzt bin ich Top Ten“, war Eder mit seinem letzten Olympiarennen hochzufrieden. Ein Missgeschick auf der letzten Runde verhinderte eine noch bessere Platzierung des 38-Jährigen. „Vor dem Ziel hatte ich noch Probleme mit dem Stecken, deswegen konnte ich nicht sprinten“, sagte der Routinier im ORF-Interview.

Simon Eder (AUT)
Reuters/Hannah Mckay
Eder kämpfte sich durch Wind und Kälte noch einmal in die Top Sieben

Positive Bilanz von Gross

Lob gab es auch von Cheftrainer Ricco Groß, auch wenn sich der Traum von einer Medaille diesmal im Gegensatz zu den drei Winterspielen davor nicht erfüllte. „Wir wollten natürlich um die Medaillen mitkämpfen, das haben wir nicht geschafft, aber die Athleten haben immer ihr Bestes gegeben. Man hat gesehen, wie eng die Weltspitze zusammen gerückt ist, da kann man sich auch über Top-Ten-Plätze freuen“, sagte der Deutsche, „aber natürlich werden wir alles analysieren, auch mit den Experten des Materials. Uns hat natürlich auch ein starker Läufer wie Julian Eberhard gefehlt hat. Die Leute, die hier waren, haben gekämpft wie die Ritter.“

Biathlon-Bewerbe, Herren

Freitag:

Massenstart (15 km):
1. Johannes Thingnes Bö NOR 38:14,4 4*
2. Martin Ponsiluoma SWE + 40,3 2
3. Vetle Sjaastad Christiansen NOR 1:12,5 3
4. Quentin Fillon Maillet FRA 1:25,6 5
5. Dominik Windisch ITA 1:38,4 3
6. Sturla Holm Laegreid NOR 1:46,1 5
7. Simon Eder AUT 1:56,4 2
8. Benedikt Doll GER 2:31,4 6
9. Tero Seppälä FIN 2:32,7 5
10. Johannes Kühn GER 2:38,3 5
29. Felix Leitner AUT 5:23,5 7
* Schießfehler = Strafrunden