Das Rückspiel des südamerikanischen Pendants zur europäischen Champions League war aufgrund von Fanausschreitungen vom südamerikanischen Verband CONMEBOL und auf Betreiben des Weltverbandes FIFA von Buenos Aires nach Madrid verlegt worden. Das Hinspiel bei Boca hatte mit einem 2:2 geendet. Allerdings war auch diese Partie wegen eines Unwetters um einen Tag verschoben worden.
Vor dem Rückspiel, das ursprünglich am 24. November in River Plates Estadio Monumental stattfinden sollte, kam es zu heftigen Krawallen, sodass die Partie kurzfristig verschoben und schließlich abgesagt wurde. Der Mannschaftsbus der Boca Juniors war kurz vor der Ankunft im River-Stadion von Fans mit Steinen beworfen worden. Die Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas gegen die Randalierer vor. Mehrere Boca-Spieler wurden verletzt.
5.000 Sicherheitskräfte
Am Sonntag (20.30 Uhr) ist es nun so weit. Dann soll entschieden werden, wer in die Vereinigten Arabischen Emirate weiterfliegt, wo nächste Woche die Club-WM beginnt. In der spanischen Hauptstadt droht der Ausnahmezustand, seit Tagen berichten Fernsehsender und Gazetten ausführlich über die Risiken und die geplanten Sicherheitsvorkehrungen. Rund 5.000 Polizisten sind im und um das Heimstadion von Real Madrid im Einsatz.
Anspannung in Madrid
Große Spannung herrscht vor dem Copa-Libertadores-Rückspiel zwischen River Plate und den Boca Juniors. Wegen der Ausschreitungen vor zwei Wochen wird die Partie in Madrid ausgetragen.
Die Verlegung des Spiels wurde aber nicht nur von den Teams kritisiert – Boca hatte etwa vergeblich verlangt, wegen einer Mitschuld Rivers an den Krawallen den Titel ohne Rückspiel zugesprochen zu bekommen –, sondern etwa auch von Argentiniens Fußballlegende Diego Maradona. Die CONMEBOL-Bosse seien ein „Schandfleck“ für den Fußball, völlig „unqualifiziert für den Job“, tobte Maradona in einem Radiointerview. Die Zeitung „Ole“ tobte: „Sie haben uns die Copa gestohlen.“
Beide Fangruppen im Stadion
An der Entscheidung des Verbandes änderte aber weder Bocas Protest noch jener von River Plate, das darauf bestand, das Rückspiel im eigenen Stadion auszutragen, nichts. Beide Teams reisten im Laufe der vergangenen Woche an und trainierten für den Showdown – allerdings in zwei weit voneinander entfernten Madrider Stadien. Für Boca geht es im ersten rein argentinischen Finale um den siebenten Titel. River gewann die Copa bisher dreimal. Die Auswärtstorregel kommt im Finale der Copa Libertadores nicht zur Anwendung.
Die Mannschaften wurden nicht nur in der Heimat von Tausenden Fans verabschiedet und in Madrid ebenso euphorisch empfangen, die Anhänger sind auch auf Madrid im Anmarsch. Die Plätze in den Linienflügen zwischen Buenos Aires und Madrid waren so schnell ausverkauft, dass Aerolineas Argentinas zwei Sonderflüge arrangieren musste. In Spanien leben zudem rund 250.000 Argentinier, von denen viele das „Superclasico“ genannte Duell der beiden Erzrivalen im Stadion verfolgen wollen. Das Bernabeu fasst rund 81.000 Plätze.
Brisantes Detail am Rande: Anders als in Argentinien, wo Gästefans seit fünf Jahren aufgrund der immer wieder auftretenden Krawalle in den Stadien verboten sind, werden beim Spiel am Sonntag Anhänger von beiden Clubs dabei sein können. Je 25.000 Karten gingen an die Fans von River Plate und Boca. Aus Angst vor Hooligans aus der Heimat der Clubs gingen jedoch nur 10.000 Karten an in Argentinien lebende Fans.
Bürgermeisterin ruft zur Ruhe auf
Einem vorbestraften Boca-Fan wurde von den spanischen Behörden bereits die Einreise verweigert, er wurde zurück in die Heimat geschickt. Die spanische Polizei rechnet trotzdem mit mindestens 500 „extrem gewaltbereiten“ Fans, wie Medien berichteten. Um Chaos und Krawall zu vermeiden, soll die Hauptstraße Paseo de la Castellana, an der das Stadion liegt, schon von Sonntagfrüh an gesperrt werden. Die jeweiligen Fans der Weiß-Roten (River) und der Blau-Gelben (Boca) werden strikt getrennt und von zwei verschiedenen Seiten ans Bernabeu herangeführt – dazwischen gibt es einen Sicherheitspuffer.
Madrids Bürgermeisterin rief noch einmal beide Fanblocks zur Ruhe auf. „Auf dass es um Himmels willen nicht einmal den kleinsten Akt von Gewalt geben wird“, sagte sie. „Möge der Beste gewinnen, und auf dass alle dieses Sportereignis genießen.“ Die Zeitung „La Razon“ war da skeptischer. Das diesjährige Finale entbehre jeder Normalität und Logik, so das Blatt. „Es ist ein Wahnsinn, und es bleibt zu hoffen, dass dieser am Sonntag gegen 22.30 Uhr ein glückliches Ende findet.“
Boca-Star Carlos Tevez, der bei den Ausschreitungen in Buenos Aires ebenfalls verletzt worden war, versuchte den Sport in den Mittelpunkt zu stellen. Dass das Finale der Copa Libertadores rund 10.000 km weit von der Heimat stattfinde, sei zwar „schon seltsam“, so Tevez, aber „das Wichtigste ist, dass wir uns auf das Match konzentrieren“. Angst vor neuerlichen Randalen hat zumindest der Argentinier nicht: „Die Leute sind intelligent genug, um zu wissen, dass sie sich hier benehmen müssen.“