Marco Rose
GEPA/Florian Ertl
Europa League

„Wir werden wir sein“

Am Donnerstag (21.00 Uhr) kommt es in der RB-Arena von Leipzig beim Auftakt der UEFA Europa League zum lang erwarteten ersten Pflichtspielduell zwischen dem FC Salzburg und RB Leipzig. Vor einiger Zeit waren die Clubs noch eng verflochten.

Während Leipzig-Interimscoach Ralf Rangnick daher von einem „Spiel gegen sich selbst“ sprach, meinte Salzburgs Marco Rose: „Wir werden wir sein.“ Bei einem schnellen Blick auf die Logos der beiden Teams, gilt es, genau hinzuschauen. Denn der Unterschied zwischen den Emblems ist schwer erkennbar.

Der Versuch, die beiden Vereine, die einst mit viel Unterstützung vom Getränke- und Unterhaltungskonzern Red Bull aufgebaut wurden, zu entkoppeln, ist auf organisatorischer Ebene wohl vollzogen, optisch tat man sich aber immer schwer.

Banner mit „Vorsicht freilaufende Bullen“
ORF.at/Martin Wagner
Auf dem Werner-Seelenbinder-Turm vor dem Leipziger Stadion werden die Zuschauer auf das erste RB-Duell vorbereitet

Kaum zu unterscheiden

Einst lief Andreas Ulmer sogar in der Champions-League-Qualifikation unbemerkt vom Schiedsrichter mit einem Leipzig-Dress auf. Seit rund zwei Jahren sind die Teams nicht mehr so miteinander verbunden. Salzburg ist weniger auf Red-Bull-Millionen angewiesen als früher. Im Zuge der Zulassung von RB Leipzig durch die UEFA zum Europacup wurde auch eingefordert, dass sich die Klubs optisch stärker zu unterscheiden haben. In der Europa League läuft Salzburg deswegen mit neuen Trikots auf.

Aber nicht nur Clublogos und Dressen waren ähnlich, auch 17 Spieler aus Salzburg trugen im Laufe der Jahre mehr oder weniger lange den Dress der Rasenballsportler aus Leipzig. Derzeit sind das neben den ÖFB-Teamspielern Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker sowie ÖFB-U21-Mann Konrad Laimer noch das Trio Peter Gulacsi, Kevin Kampl und Dayot Upamecano. Wer zum Einsatz kommt, ist offen. Noch bastelt Trainer Ralf Rangnick nach den Ausfällen der Mannschaftsstützen Timo Werner, Lukas Klosterman und Marcelo Saracchi an der Aufstellung.

„Es wird hoch hergehen“

„Es wird ein Spiel gegen sich selbst, nicht nur wegen der Spieler, sondern auch, weil sich die Spielstile ähnlich sind“, meinte Leipzig-Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick, der von 2012 bis 2015 bei Salzburg tätig war und gemeinsam mit Trainer Roger Schmidt mit einer neuen Spielphilosophie eine Trendwende im Salzburger Fußballprojekt von Red Bull brachte.

FC Salzburg am Weg nach Leipzig

Der FC Salzburg startet am Donnerstag mit dem Auswärtsspiel bei RB Leipzig in die Europa League. Es ist das mit viel Spannung erwartete, erste konzerninterne Prestigeduell in einem Bewerbsspiel.

„Wer sich in diesem Duell durchsetzt, wird auch eine Frage der Mentalität und Effektivität sein. Es wird ein intensives Spiel, und es wird sicher hoch hergehen. Das macht ja den Reiz dieser Begegnung aus. Für mich die spannendste Partie des ersten Tages. Da werden auch andere Fans aus Europa zuschauen.“ Rangnick hatte auch viel Lob für Salzburgs Trainer übrig: „Es war für mich von Anfang an klar, dass er ein außergewöhnlich begabter Trainer ist. Er hat die Youth League mit Salzburg gegen die Topclubs gewonnen.“

Europa League, Gruppe B

Erster Spieltag, Beginn 21.00 Uhr

RB Leipzig – FC Salzburg

RB-Arena, SR Ekberg (SWE)

Mögliche Aufstellungen:

Leipzig: Mvogo – Laimer, Konate, Orban, Ilsanker – Sabitzer, Kampl, Demme, Forsberg – Cunha, Augustin

Salzburg: Walke – Lainer, Ramalho, Pongracic, Ulmer – Haidara, Samassekou, H. Wolf, X. Schlager – Yabo, Dabbur

Gut gelaunter Rose

Salzburg habe viel Qualität in der Mannschaft und habe in der letzten Saison Dortmund verdient aus dem Bewerb geworfen. „Salzburg ist eher in der Rolle, gewinnen zu können, wir sind eher in der Favoritenrolle und müssen gewinnen“, meinte Rangnick, der bei der Pressekonferenz vor dem Spiel angespannter als der gut gelaunte Marco Rose wirkte.

Rose, der fast auf den Tag genau vor 42 Jahren in Leipzig geboren wurde, marschierte mit einem Lächeln bei der Pressekonferenz ein. Ihm war deutlich anzumerken, dass dieses Spiel keines wie jedes andere ist. „Es ist eine spezielle Geschichte, dass ich in meiner Heimat, mit meiner Mannschaft so ein Spiel bestreiten kann. Aber am Donnerstag geht es um Fußball, und wir wollen erfolgreich sein. Das steht im Vordergrund.“

Rose verzichtet daher auch auf einen „Heimschläfer“ bei seiner Familie. „Meine Frau hat gemeint, ich soll mich auf das Spiel konzentrieren“, erzählte er mit einem Augenzwinkern.

Wer ballert die Dinger rein?

Das die beiden Teams einen ähnlichen Stil pflegen, ist auch Rose klar. Vor allem in der „Arbeit gegen den Ball“ liegen Gemeinsamkeiten. „Weil wir glauben, dass das den Erfolg bringt. Unter Ralf wird wieder mehr gesprintet, um die zweiten Bälle zu erobern. Leipzig setzt auf schnelles Umschalten und Tiefgang. Natürlich machen wir das auch und hoffen, noch dazu spielerisch Akzente zu setzen. Aber wir werden wir sein und sehen, was wir dafür bekommen.“

Auch Österreichs RB-Export Marcel Sabitzer fieberte der Partie entgegen und bewies mit seiner Einschätzung des Duells, dass er schon länger in Deutschland spielt: „Wir wissen, dass uns eine sehr talentierte und starke Mannschaft erwartet. Es kommt dann aber auch darauf an, wer cleverer ist und die Dinger reinballert.“

Intensität nur auf dem Spielfeld

Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig erinnert an das Jahr 1813, als alliierte Truppen von Österreich, Preußen, Russland und Schweden die Franzosen unter Napoleon in einer menschenverachtenden dreitägigen Schlacht rund um Leipzig in die Flucht schlugen. Auf beiden Seiten gab es enorme Verluste und die Kämpfe galten mit ihren rund 600.000 Beteiligten und 2.000 Geschützen als die größte Schlacht der Geschichte bis zum Ersten Weltkrieg.

Völkerschlachtdenkmal in Leipzig
APA/AFP/dpa/Walraud Grubitzsch
Das 91 Meter hohe Völkerschlachtdenkmal ist eines der Wahrzeichen von Leipzig

Schlacht wird am Donnerstag keine stattfinden. Der geplante Fanmarsch der rund 1.500 Salzburg-Anhänger zwei Stunden vor dem Match aus der Innenstadt zum rund zwei Kilometer entfernten ehemaligen „Zentralstadion“ dürfte bei hochsommerlichen Temperaturen ruhig verlaufen. Trotz aller Spannung auf den RB-Vergleich hielten sich die Leipziger Zuschauer im Vorverkauf noch zurück.

Bis Mittwoch waren nur 25.000 Karten für das 42.000 Zuschauer umfassende Stadion verkauft. Auch zu den bisherigen Europacup-Spielen kamen nur rund je 18.000 Zuschauer. In der weitläufigen Anlage am „Sportforum“, dessen 23 Meter hoher, aus Kriegsmüll errichteter Wall rund um das Stadion den abweisenden Charakter einer Sportfestung aus Tagen von Turnerfesten noch unterstreicht, erwartet die Fans aber auf jeden Fall eine intensive Partie.

Es geht nicht nur um RB

So glaubt Salzburg-Verteidiger Andre Ramalho am Donnerstag an einen „aggressiv verteidigenden Gegner“. Doch gerade hier könnte ein Leipziger Schwachpunkt liegen, denn in zehn Spielen blieb Leipzig nur zweimal ohne Gegentreffer. Rose machte jedoch noch einmal klar: „Die Qualität von Leipzig ist trotz der Ausfälle richtig, richtig stark. Solche Spiele sind auch immer eine Standortbestimmung für uns.“

Salzburg-Training
ORF.at/Martin Wagner
Der gut aufgelegte Salzburg-Trainer Marco Rose (r.) mischte im Training selbst mit

Denn die Gruppe B ist mit den weiteren Gegnern Celtic Glasgow und Rosenborg Trondheim stark besetzt: „Wir haben in einer Gruppe zu spielen und müssen uns in jedem Spiel beweisen. Es wäre kindisch zu glauben, wir müssen zeigen, dass wir die bessere RB-Mannschaft sind, und das reicht dann. Es ist ein Fußballspiel, dass wir gewinnen wollen und dafür müssen wir gut spielen und gegen einen bärenstarken Gegner immer wachsam sein.“