Anthony Joshua
AP/Matt Dunham
Boxen

Härtetest für Weltmeister Joshua

Schwergewichtsweltmeister Anthony Joshua verteidigt in der Nacht auf Sonntag im mit 90.000 Zuschauern ausverkauften Londoner Wembleystadion seine Box-WM-Titel nach WBA-Super-, WBO- und IBF-Version. Trotz bisher makelloser Bilanz (21:0-Siege, 20 vorzeitig) ist er vor dem 39-jährigen Russen Alexander Powetkin gewarnt.

Joshua, Goldmedaillengewinner von 2012 in London, hatte im April 2017 in einem hochklassigen Fight im Wembley-Stadion den früheren Langzeit-Schwergewichtsweltmeister Wladimir Klitschko vorzeitig besiegt. Klitschko war als Amateur 1996 in Atlanta Olympiasieger, Joshuas aktueller Herausforderer Powetkin wiederum erkämpfte sich 2004 bei Olympia in Athen die Goldmedaille. Im Profilager brachte es Powetkin aber trotz 34:1-Siegen (24 vorzeitig) bisher noch nie weiter als bis zum „regulären“ WBA-Champion, einem „Weltmeister der zweiten Liga“ unterhalb des WBA-Super-Champions.

Respekt vor Herausforderer

„Powetkin kann schnell und hart schlagen und ist deshalb jederzeit fähig, einen Kampf vorzeitig zu entscheiden“, sagte der 27-jährige Joshua respektvoll vor dem Duell mit dem WBA-Pflichtherausforderer aus Russland. Der deutlich jüngere Engländer gilt aber in der Defensive als stabiler. Zudem kann der 1,98 Meter große Modellathlet seine Reichweitenvorteile gegenüber dem 1,88-Meter-Mann Powetkin ausspielen.

Anthony Joshua und Alexander Povetkin
Reuters/Action Images/Andrew Couldridge
Auf Anthony Joshua wartet mit Alexander Powetkin (r.) ein kleinerer, aber nicht zu unterschätzender Gegner

Der Fight zwischen Joshua und Powetkin enthält wegen eines schlagzeilenträchtigen Vergiftungstodesfalls in Großbritannien auch politische Sprengkraft. Powetkin boxe demnach nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Kreml, heißt es polemisch in Medienberichten.

Duell mit politischer Brisanz

Für Russland instrumentalisiert wurde Powetkin aus westlicher Sicht indes schon 2013 in seinem bisher bedeutendsten Profikampf, als er gegen Wladimir Klitschko in Moskau und damit ausgerechnet gegen einen Boxer aus der verfeindeten Ukraine Schwergewichtsweltmeister werden wollte. Damals blieb Powetkin aber trotz Heimvorteils absolut chancenlos.

Seit jener Niederlage nach Punkten leistete sich Powetkin keinen Ausrutscher mehr und blieb unbesiegt. Auch wirkt er trotz fortgeschrittenen Alters athletischer und ausdauernder als noch vor wenigen Jahren. Allerdings gab es zwei positive Dopingtests von Powetkin in jüngerer Vergangenheit (Meldonium im Mai 2016 und sieben Monate später Ostarine). Schließlich platzte deswegen für Powetkin auch ein fixiert gewesener WM-Fight gegen WBC-Schwergewichtsweltmeister Deontay Wilder.

Fury kämpft um Comeback

Der US-Amerikaner Wilder wird seinen Titel übrigens demnächst gegen den ehemaligen Schwergewichtsweltmeister und 2,06-Meter-Giganten Tyson Fury verteidigen. Joshuas exzentrischer Landsmann Fury, der 2015 Wladimir Klitschko problemlos ausgeboxt und einen einstimmigen Punktesieg errungen hat, brennt nach längerer Ringpause mit Abstürzen und mittlerweile zwei leichten Siegen in Aufbaukämpfen auf große Showdowns gegen Wilder und Joshua.