Anna Veith
APA/Hans Klaus Techt
Ski alpin

Veith sucht verlorene Konstanz

Erstmals seit Langem hat Anna Veith die Vorbereitung auf eine Weltcup-Saison schmerzfrei absolviert. Die 29-jährige Salzburgerin hat ein großes Ziel im Visier: In Riesentorlauf und Super-G will sie sich wieder konstant auf der obersten Stufe des Podests wiederfinden.

Im abgelaufenen Winter tastete sich Veith nach zwei Knieoperationen bereits schrittweise heran. Highlights in der Comeback-Saison waren der Weltcup-Sieg im Super-G von Val d’Isere und die überraschende Olympiasilbermedaille in Pyeongchang, wo sie der tschechischen Sensationsläuferin Ester Ledecka nur um eine Hundertstelsekunde den Vortritt lassen musste.

Geht es nach der 15-fachen Weltcup-Siegerin, mischt sie heuer im Weltcup wieder regelmäßig ganz vorne mit. „Letztes Jahr habe ich gezeigt, dass ich an der Spitze mitfahren kann, aber ich war nicht konstant genug, um am Ende auch an der Spitze zu stehen“, sagte Veith. Konstanz sei daher „ein großes Ziel“.

„War ein sehr guter Sommer“

Veith fühlt sie körperlich und psychisch wieder gut gerüstet, um auch wieder das für den Sieg nötige Risiko einzugehen. „Es ist fast ein wenig komisch, wieder eine ganz normale Vorbereitung zu haben“, sagte Veith und betonte: „Es war ein sehr guter Sommer, ich habe gut trainieren können, bin gut vorbereitet und freue mich schon auf den Winter.“ Ihre beiden lädierten Knie habe sie gut im Griff. „Aber trotzdem bleibt Skifahren ein enorm belastender Sport.“

Anna Veith im Olympia-Super-G von Pyeongchang
APA/AFP/Fabrice Coffrini
Vergangene Saison krönte Veith ihr Comeback mit Silber im olympischen Super-G

Antritte in Sölden sowie die Nordamerika-Rennen in Killington und Lake Louise sind nach aktuellem Stand fix eingeplant. „Es ist ein guter Einstieg, und weil die Möglichkeit besteht, viele Abfahrtskilometer zu sammeln.“ Gerade aber die Abfahrt wird Veith im Saisonverlauf am ehesten auslassen. „Weil sie mit den Trainings so viel Zeit beansprucht, die mir dann woanders abgeht.“

Das Herz der Salzburgerin hängt am Riesentorlauf – mit elf Weltcup-Siegen auch ihre erfolgreichste Disziplin. „Ich habe immer schon den Fokus auf Riesentorlauf gelegt, weil die Technik und Linienwahl, die man sich hier aneignet, mir auch in der Abfahrt hilft“, sagte Veith. Auf die Frage, wie nah sie an der Weltcup-Spitze im Riesentorlauf dran sei, zog Veith die Vorjahreswertung heran: „Ich stehe auf Position 29. Alles andere zählt nicht, und werden wir erst sehen.“

Keine Ambitionen auf Gesamtweltcup

Der Gesamtweltcup ist für die 29-Jährige „kein Thema“. Um etwa US-Star Mikaela Shiffrin zu schlagen, müsse man in drei Disziplinen eine Sieganwärterin sein. „Das ist bei mir nicht der Fall“, so Veith. Regelmäßig in drei Disziplinen vorne mitzufahren, hat die inzwischen 29-Jährige vorerst für sich abgehakt. „Weil es mein Körper auch schwer zulässt. Ich brauche viel mehr Regeneration als früher.“

Von ihrer besten Karrierephase um 2014, als sie sich in Sotschi zur Olympiasiegerin im Super-G gekrönt hatte, sei sie derzeit „schon noch weit weg“, die Erfahrung gibt ihr aber Zuversicht: „Ich versuche natürlich, mich ans Limit ranzutasten, so wie es damals war. Ich weiß, wie es funktioniert. Ich weiß vom Kopf her, wo ich hinmuss. Das ist schon ein großer Vorteil“, sagte Veith.

Kein Druck vom ÖSV-Boss

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel wollte die Latte für die Gesamtsiegerin von 2013/14 und 2014/15 vor allem für den Saisonauftakt in Sölden (27. Oktober) nicht allzu hoch legen. „Sölden ist ein denkbar schwieriger Hang für den Start. Wenn du gesund runterkommst, passt es“, sagte er in Veiths Richtung bei einem Sponsorentermin in Wien. „Die Herausforderung ist das, wofür ich Ski fahre. Ich gehe nie den leichteren Weg“, antworte die Sportlerin.

Der seit 2015 bestehende Vertrag zwischen einem Vorarlberger Getränkeunternehmen und „Markenbotschafterin“ Veith wurde am vergangenen Samstag in Wien um drei weitere Jahre verlängert. Er gilt unabhängig davon, ob sie während der gesamten Dauer aktiv Rennen fährt. Schröcksnadel hofft zwar, dass seine Athletin auch noch 2021 im Weltcup dabei ist. Veith: „Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, könnte ich das versprechen, aber ich muss von Jahr zu Jahr schauen.“