Die Tirolerin, die bereits zweifache Mountainbike-Weltmeisterin ist, setzte sich um Reifenbreite gegen die Französin Marie Le Net durch. „Die Fans haben mich ans Limit gepusht. Ich kannte die Strecke, aber ich komme vom Mountainbike-Sport. Das ist einfach nur unfassbar. Es war ein sehr enges Rennen, meine Beine brennen noch immer. Das war erst mein zweites Straßenrennen überhaupt. Ich bin sprachlos“, so Stigger im ORF.
Die 18-Jährige hatte eine größere Spitzengruppe bei einem Anstieg gesprengt und sich nach 71,7 Kilometern in einem Sprint der Top Vier durchgesetzt. Ihren Straßen-Konkurrentinnen war Stigger als Mountainbikerin noch nicht bekannt, und sie erkundigten sich dann auch noch kurz vor der Siegerehrung bei ihr, was sie denn bis jetzt für Rennen bestritten habe. Es ist das zweite Junioren-WM-Gold für den ÖRV nach Felix Gall 2015.
„Augen zugemacht und nur getreten“
Stigger ist auf zwei Rädern ein Phänomen. Wenige Wochen nach dem Gewinn ihres zweiten Junioren-WM-Titels mit dem Mountainbike holte sie auf dem Rennrad den nächsten Titel. Die Tirolerin war wegen ihres körperlichen Potenzials und der 71,7-Kilometer-Strecke mit zwei Anstiegen ein Topplatz zugetraut worden. Doch mit ihrer Abgebrühtheit und dem taktischen Verhalten in der ungewohnten Sportart überraschte die Ötztalerin auch die Experten. „Das hätte ich überhaupt nicht erwartet. Ich wollte nur Spaß haben, dass ich gewinne, ist unglaublich“, sagte die Schülerin des BORG Innsbruck.
Nach gesundheitlichen Problemen im Vorfeld hatte die Lokalmatadorin nach Angaben ihres Trainers Rupert Scheiber im ersten Anstieg nach Gnadenwald noch schwere Beine. Doch sie hielt sich immer im Vorderfeld und wartete mit ihrer Attacke bis zur steilsten Stelle des Schlussanstiegs Richtung Igls. Dort sprengte sie mit ihrem Antritt die Gruppe der rund 25 Fahrerinnen. Nur Boilard und die Italienerin Barbara Malcotti zogen mit.
Juniorin Stigger holt sensationell Gold
Die Österreicherin Laura Stigger hat am Donnerstag bei der Rad-WM in Innsbruck im Rennen der Juniorinnen sensationell im Zielsprint WM-Gold geholt.
„Ich habe gewusst, das ist mein Stück, dort habe ich Gas gegeben. Dass zwei mitgekommen sind, war ideal“, sagte Stigger. Dass Le Net später aufschloss, freute sie weniger. Doch im Vierersprint setzte sich die Unerfahrenste durch. „Meine Beine haben gebrannt, ich habe die Augen zugemacht und nur noch getreten“, schilderte Stigger die entscheidende Phase. Minuten später stand sie mit dem Regenbogentrikot als äußeres Zeichen des Titelgewinns und mit Tränen in den Augen auf dem Podest.
Stigger macht alles richtig
Ihr Trainer Scheiber blieb trotz aller Euphorie auf dem Boden. Man müsse die Kirche im Dorf lassen, meinte der Ötztaler, der mit Stigger einen Rennplan entworfen hatte. Die Teenagerin setzte ihn perfekt um. Sie könne sich im Rennen enorm steigern, meinte Scheiber sinngemäß über die Leistung Stiggers.
Ob sie bei ihrer Liebe Mountainbike bleibt oder auf das Rennrad wechselt, wird Stigger erst später beschließen. „Irgendwann muss man sich entscheiden“, hatte sie im Vorfeld gemeint. Dass bei den Damen Spitzenleistungen in beiden Disziplinen möglich sind, beweist etwa auch die Schweizerin Jolanda Neff. Auch Stigger wird vorerst zweigleisig fahren. Bei den Olympischen Jugendspielen ab kommender Woche in Buenos Aires ist sie auf Rennrad und Mountainbike im Einsatz.
Österreichische WM-Medaillen bei Straßenrennen
Elite
Silber: Christiane Soeder (Einzelzeitfahren, 2008)
Bronze: Christiane Soeder (Einzelzeitfahren, 2007)
Amateure
Bronze: Vierer mit Helmut Wechselberger, Bernhard Rassinger, Mario Traxl, Hans Lienhart (100 km Mannschaftszeitfahren/1987)
Nachwuchs
Gold: Felix Gall (Straßenrennen Junioren 2015)
Gold: Laura Stigger (Straßenrennen Juniorinnen 2018)
Bronze: Josef Lonscharitsch (Straßenrennen Junioren 1987)
Bronze: Gerrit Glomser (Straßenrennen U23 1997)