Fredy Bickel (Rapid)
GEPA/Philipp Brem
Bundesliga

Rapid auf heikler Trainersuche

Bei Rapid hat jene Trainerablöse stattgefunden, die von der Fanszene herbeigerufen und von den Spielern herbeigekickt wurde. Die Leistung beim Heim-0:2 gegen St. Pölten befeuerte die Angst, die Top Sechs der Meistergruppe zu verpassen. Rapids Sportchef Fredy Bickel sucht also einen Nachfolger für Goran Djuricin.

Bickel machte weder dem scheidenden Coach noch den Spielern, die sich nach Djuricins Freistellung auch sehr selbstkritisch gaben, einen Vorwurf. „Ich glaube nicht, dass sie ein schlechtes Gewissen haben, das müssen sie auch nicht haben“, meinte der Schweizer in Richtung Stefan Schwab und Co. Die Mannschaft sei einfach nicht in der Lage gewesen, mit dem Druck umzugehen. „Die Spieler haben mir leidgetan, sie haben es wirklich versucht. Ich glaube an ihr Potenzial.“

Als den Spielern in der Kabine Djuricins Ablöse mitgeteilt worden sei, habe er eine „sehr niedergeschlagene, ruhige Mannschaft gesehen, die in den nächsten zwei, drei Tagen nur schwierig aufzurichten sein wird“, erzählte Bickel. Für Seelenmassage bleibt allerdings nicht viel Zeit – bereits am Mittwoch hebt das Flugzeug Richtung Glasgow ab, wo es am Donnerstag in der Europa League gegen die Rangers geht.

Suche nach neuem Rapid-Trainer

Die Frage nach dem neuen Rapid-Trainer wird frühestens am Dienstag beantwortet. Ein möglicher Kandidat ist Dietmar Kühbauer.

In der Gerüchteküche brodelt es

Ob zu diesem Zeitpunkt der neue Trainer schon feststeht, ist offen. Diesbezügliche Neuigkeiten soll es laut Bickel am Dienstag geben, am Abend zuvor ist eine Rapid-Präsidiumssitzung angesetzt. Namen, die seit Samstag in der Gerüchteküche brodeln, sind jene von Dietmar Kühbauer (St. Pölten), Oliver Glasner (LASK), Peter Stöger und auch Peter Pacult (beide vereinslos). Eine ausländische Lösung gilt als nicht unwahrscheinlich, auch weil Glasner und Stöger zuletzt signalisierten, nicht bereitzustehen. Das derzeit schwierige Umfeld rund um den Club macht die Trainersuche für Bickel zu einer heiklen Aufgabe.

Dietmar Kühbauer
GEPA/Christian Ort
Ex-Rapid-Spieler Dietmar Kühbauer befindet sich mit dem SKN St. Pölten auf einem Höhenflug

Nicht zuletzt die jüngere Vergangenheit zeigte, welch Unterfangen die Position des Rapid-Coaches darstellt. Damir Canadi (2016/17) und auch Georg Zellhofer (2006) trainierten in Vorarlberg bzw. Oberösterreich erfolgreich, scheiterten aber in der Bundeshauptstadt binnen kürzester Zeit am ungleich größeren Druck. Nach zehn titellosen Jahren ist die Erwartungshaltung der Anhänger nicht geringer geworden. Das Pulverfass Rapid scheint mögliche Kandidaten auch abzuschrecken.

Verunsicherte Truppe wartet auf neuen Coach

Wer auch immer die Djuricin-Nachfolge antritt, trifft auf eine verunsicherte Truppe. „Wir müssen schauen – ich weiß persönlich nicht, wie –, dass wir irgendwie auf die Füße kommen, und schauen, was der neue Trainer vorhat“, meinte Kapitän Schwab und gab zu: „Die Schlinge ist immer enger geworden. Wir haben dem Druck nicht mehr standhalten können.“ Die erhoffte Trendwende nach dem mühevollen Cupaufstieg am Mittwoch in Mattersburg sei ausgeblieben.

Der Sieg im Elfmeterschießen hat sich laut Schwab „für uns und wahrscheinlich auch für den Trainer wie eine 0:4-Blamage angefühlt. Wir sind aus diesem Negativstrudel nicht mehr rausgekommen, obwohl wir aufgestiegen sind.“ Der Abschied von Djuricin tue ihm leid, sagte der Mittelfeldspieler. „Er hat für uns alles gegeben und Tag und Nacht für Rapid gearbeitet, das muss man ihm hoch anrechnen. Er hat die Mannschaft bis heute jeden Tag erreicht, und wir haben alles gegeben, es hat leider nicht mehr gereicht.“

Sonnleitner warnt vor „grauslicher Saison“

Ähnlich äußerte sich Innenverteidiger Mario Sonnleitner. „Es tut uns leid für den Trainer. Er hat immer alles gegeben, war sehr bemüht und hat akribisch gearbeitet, aber wir haben leider nicht die Leistungen und Ergebnisse zusammengebracht.“ Der Steirer gab sich selbstkritisch. „Solche Situationen sind nie einfach – du wünscht der ganzen Mannschaft und dem Trainer Erfolg, keiner hat sich runtergelassen, wir haben gekämpft bis zum Schluss, aber es hat einfach nicht sein sollen. Der Trainer ist dann das schwächste Glied, aber man darf nicht vergessen, dass wir auch unseren Teil dazu beigetragen haben.“

Nun gelte es, als Mannschaft zusammenzurücken und sich an die positiven Erfahrungen in dieser Saison zu erinnern. „Wir müssen die Leistungen im Europacup auf die Meisterschaft übertragen, sonst wird das heuer eine ganz grausliche Saison“, warnte Sonnleitner. Rapid schaffte es im Sommer nach Aufstiegen über Slovan Bratislava und den Steaua-Nachfolgeclub FCSB in die Europa-League-Gruppenphase und steht außerdem im Cupachtelfinale. In der Meisterschaft hingegen liegen die Hütteldorfer bei neun Punkten aus neun Runden außerhalb der Top Sechs. Der Vorsprung auf Schlusslicht Altach beträgt vier, der Rückstand auf Spitzenreiter Salzburg 18 Punkte.