Laut Informationen der italienischen Polizei ist Rocchigiani am Montagabend in dem Ort Belpasso bei Catania auf Sizilien zu Fuß auf der Straße unterwegs gewesen und von einem Auto erfasst worden. Der genaue Hergang müsse noch ermittelt werden, unter anderem ob auch Alkohol im Spiel war, sagte ein Polizeisprecher der dpa am Dienstag. Weitere Details wollte der Sprecher nicht nennen.
Berlin trauert um „Rocky“
Rocchigiani bestritt von 1983 bis 2003 insgesamt 48 Profikämpfe, von denen er 41 (bei sechs Niederlagen und einem Unentschieden) gewann, 19 durch K. o. 1988 wurde der Linkshänder mit seiner legendären Doppeldeckung IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht und wechselte nach drei erfolgreichen Titelverteidigungen ins Halbschwergewicht. In dieser höheren Gewichtsklasse wurde der in Duisburg geborene Sohn eines sardischen Eisenbiegers und einer Berlinerin 1991 Europameister, 1998 dann WBC-Weltmeister.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) zeigte sich vom Unfalltod des Boxers betroffen. Die Hauptstadt trauere um einen „Boxer mit großem Herz“. „‚Rocky‘, wie er von aller Welt genannt wurde, war nicht nur nach Max Schmeling und Eckhard Dagge der erst dritte deutsche Weltmeister im Profiboxsport. Er war auch eine Urberliner Type, der Schnauze mit Herz verband. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie“, teilte Müller mit. Auch Rocchigianis früherer Manager, Wilfried Sauerland, war schockiert: „Es tut mir so leid, dass er so jung sterben musste. Eine Tragik.“
Im Clinch mit der Justiz
Im Ring erfolgreich ging Rocchigiani aber im Kampf gegen die Justiz oft als Verlierer vom Platz. Er wurde mehrfach zu Freiheitsstrafen verurteilt, darunter wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung, aber auch wiederholten Fahrens ohne Führerschein. Im Jänner 2007 musste er in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen eine neunmonatige Haftstrafe antreten. Im November 2007 wurde Rocchigiani vorzeitig aus der Haft entlassen. Im Juni 2012 war er zu einer Geldstrafe wegen Nötigung verurteilt worden.
Rocchigiani ging 2004 vor einem US-Gericht aber auch einmal als Sieger hervor. Für die nicht rechtmäßige Aberkennung des WM-Titels des Weltverbandes WBC, den er sich sechs Jahre zuvor gegen Michael Nunn erkämpft hatte, nahm er ein Ausgleichsangebot in Höhe von 4,5 Millionen Dollar an. Ihm waren 31 Millionen zugesprochen worden, woraufhin der WBC Konkurs anmeldete. Sehr lange reichte das viele Geld aber nicht, zeitweise lebte er von Hartz IV. Zuletzt war Rocchigiani als Experte für den TV-Sender Sport1 und als Jury-Mitglied in der Sendung „Sport1 – The Next Rocky“ tätig.