Celtic präsentierte sich zu Beginn eiskalt und nützte einen Abwehrfehler von Andre Ramalho durch Odsonne Edouard (2.). Salzburg schüttelte den frühen Rückstand zwar schnell ab, es dauerte allerdings bis zur 55. Minute, ehe Munas Dabbur der Ausgleich gelang.
Takumi Minamino (61.) und wiederum Dabbur (73./Elfer) drehten die Partie endgültig. Salzburg führt die Tabelle mit dem Punktemaximum vor Leipzig (3:1 in Trondheim) an und hat damit gute Karten, in diesem Bewerb neuerlich zu überwintern. Am 25. Oktober steht für Salzburg das nächste Heimspiel gegen Rosenborg auf dem Programm.
Überraschungen bei den Startaufstellungen
Salzburg-Trainer Marco Rose, der einem „kicker“-Bericht zufolge ein aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Julian Nagelsmann bei 1899 Hoffenheim sein soll, überraschte bei seiner Aufstellung (4-3-1-2) mit einer Personalie. Minamino startete neben Dabbur im Angriff, Fredrik Gulbrandsen nahm auf der Bank Platz. Das war auch die einzige Umstellung gegenüber dem 3:2-Auftaktsieg in Leipzig, in Deutschland durfte allerdings Reinhold Yabo beginnen. Wie bereits vor der Saison abgesprochen, hütete Alexander Walke anstatt Cican Stankovic das Tor im Europacup.
Celtic-Coach Brendan Rodgers musste auf seinen Kapitän Scott Brown verzichten, den schon zuletzt Oberschenkelprobleme plagten. An dessen Stelle begann Youssouf Mulumbu im defensiven Mittelfeld. Der ehemalige Liverpool-Trainer wich vom gewohnten 4-2-3-1 ab und bot mit Leigh Griffiths und Edouard zwei Stürmer im 4-4-2 auf. Im Vergleich zum 1:0 gegen Rosenborg Trondheim startete zudem Jack Hendry in der Innenverteidigung für Filip Benkovic und Siegestorschütze Griffiths für Tom Rogic, die beide ebenfalls nicht im Kader standen.
Celtic-Blitzstart vor den Augen von Rod Stewart
Die offensivere Ausrichtung machte sich vor 24.085 Zuschauern (darunter 1.500 aus Glasgow inklusive Edelfan Rod Stewart) für die Schotten gleich bezahlt. Nach einem hohen Ball auf der linken Seite ließ sich Ramalho im Zweikampf von Edouard viel zu leicht abdrängen, der 20-jährige Franzose behielt vor Walke die Nerven und schob ins lange Eck ein (2.). Wie schon beim ersten Duell der beiden Teams vor vier Jahren (2:2) gingen die Schotten in Salzburg in Führung.
Die Österreicher erholten sich aber schnell vom schottischen Blitzstart, Schlager gab den ersten Torschuss ab, der für Tormann Craig Gordon kein Problem darstellte (5.). Die Gastgeber übernahmen das Kommando, Minaminos Kopfball nach einer Flanke von Stefan Lainer ging über das Tor (12.), ein Torschuss von Dabbur von der Strafraumgrenze ging ebenfalls nur knapp vorbei (14.). Die Bemühungen sorgten trotz Rückstands für erstmalige Ovationen des Salzburger Publikums. Einzig fehlte vor dem Tor die notwendige Präzision gegen dicht stehende Schotten.
Salzburg läuft zunächst gegen Mauer an
Doch Salzburg kam in der Folge immer wieder zu Abschlüssen, so verfehlte abermals Minamino nach Zuspiel von Xaver Schlager per Kopf das Tor nur knapp (24.). Celtic sorgte nach der frühen Führung kaum für Entlastung und wurde von den Salzburgern eingeschnürt. An einer weiteren Hereingabe von Lainer rutschte Minamino knapp vorbei (32.). Weil Celtic die Räume rund 20 Meter vor dem Tor und im Sechzehner eng machte, versuchte es Salzburg noch vor der Pause mit dem Mut der Verzweiflung, im konkreten Fall aus der Distanz. Ramalho (34.), Lainer (40.) und auch Schlager (41.) verfehlten allerdings deutlich.
Celtic fiel vor der Pause noch mit Zeitspiel auf (Hendry sah dafür Gelb) sowie mit einem zu Recht aberkannten Tor von Edouard, der nach einem von Walke abgewehrten Schuss von James Forrest zu weit vorne stand. Salzburg ging erstmals in dieser Saison mit einem Rückstand in die Pause.
100. Salzburger Tor in der Europa League
Nach dem Seitenwechsel änderte sich wenig, Salzburg fand sogar gleich eine gute Chance vor: Wolf spielte Dabbur frei, der aus kurzer Distanz an Gordon scheiterte (47.). Wenige Minuten später sollte sich dieses Zusammenspiel aber lohnen. Lainer, der auf seiner rechten Seite immer wieder Räume vorfand, flankte ins Zentrum. Minamino verlängerte zunächst ungünstig per Kopf, doch Wolf brachte den Ball zurück an den Fünfer, wo Dabbur unter Tormann Gordon verwertete (55.). Es war Salzburgs 100. Europa-League-Tor.
Der 101. Treffer ließ nicht lange auf sich warten. Vom verdienten Ausgleich beflügelt setzte sich Salzburg dieses Mal über die linke Seite in Szene. Schlager bediente Andreas Ulmer, der mit seiner flachen Hereingabe Minamino fand. Der Japaner rechtfertigte seine Aufstellung, indem er im Duell mit Hendry mit etwas Ballglück und leicht abgefälscht im Fünfer vollendete (61.).
Rot und Elfer bringen Vorentscheidung
Erst in der 70. Minute machten sich auch die Schotten offensiv wieder bemerkbar. Rodgers brachte Scott Sinclair, der am Wochenende den 1:0-Sieg gegen Aberdeen sicherstellte und für Schwung sorgte. McGregor profitierte davon, doch ein von Lainer abgefälschter Schuss verfehlte das Salzburger Tor knapp. Kurz danach fielen die Würfel endgültig.
Ulmer wurde von Forrest im Strafraum zurückgezogen und der seiner Linie treue Schiedsrichter Bojko zeigte zu Recht auf den Punkt. Dem Schotten zeigte der Ukrainer zudem Rot (72.). Dabbur ließ sich daraufhin die Chance auf sein 15. Saisontor im 17. Saisonspiel nicht nehmen und traf sicher ins rechte Eck (73.).
Salzburg hatte noch Chancen auf einen höheren Sieg, doch Joker Zlatko Junuzovic vergab vom Sechzehner knapp (82.) und scheiterte an der Stange (87.). Am verdienten Sieg sollte sich nichts mehr ändern. Salzburg blieb auch im 49. Heimspiel in Folge ohne Niederlage und hat mit sechs Punkten aus den ersten beiden Spielen alle Chancen, sich bei der achten Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League zum sechsten Mal für das Sechzehntelfinale zu qualifizieren.
Stimmen zum Spiel
Marco Rose (Salzburg-Trainer): „Zweifel habe ich eigentlich nie gehabt. Aber wenn du 0:1 zurückliegst, muss du schon einmal zwei Tore schießen. Und wenn du keines machst, wird die Zeit eng. Aber wir haben gut reagiert, gut ins Spiel gefunden und schon eine gute erste Hälfte gespielt. Und in der zweiten Hälfte haben wir schon eine bärenstarke Leistung abgeliefert. Es ist gut und wichtig, gut zu starten. Aber jetzt haben wir ein Heimspiel gegen Trondheim, das mit dem Rücken zur Wand steht. Wir müssen aufmerksam bleiben und weiter reifen. Wenn wir daraus die richtigen Dinge ziehen, werden wir uns weiterentwickeln.“
Hannes Wolf (Salzburg-Offensivspieler): „Der Gegner ist nach der Führung sehr tief gestanden, wir haben in der ersten Hälfte nicht wirklich Lösungen gefunden. Aber wir waren schon die viel bessere Mannschaft. In der zweiten Hälfte haben wir es dann gut ausgespielt. (Nach dem Tor) Ich dachte schon: ,Schwierig’. Aber es war immer genug Zeit. Wir sind ruhig geblieben, das zeichnet uns in letzter Zeit aus. Nach dem 1:1 war uns schon klar, dass da mehr geht. Der Gegner ist auch ein bisschen müde geworden.“
Brendan Rodgers (Celtic-Trainer): „Das bessere Team hat gewonnen. In der ersten Hälfte haben wir gut verteidigt, sie haben keinen echten Weg durchgefunden. Bei den Gegentoren haben wir dann nicht gut genug verteidigt. Und nach dem 1:1 war unser größtes Problem, dass wir den Ball nicht gut genug kontrolliert haben. Dann kannst du dir keine Luft verschaffen. Bei 1:3 ist es dann mit zehn Mann schwer. Aber die Spieler haben alles gegeben.“
Europa-League, Gruppe B, zweiter Spieltag
Donnerstag:
FC Salzburg – Celtic Glasgow 3:1 (0:1)
Wals-Siezenheim, 24.085 Zuschauer, SR Serhij Bojko (UKR)
Torfolge:
0:1 Edouard ( 2.)
1:1 Dabbur (55.)
2:1 Minamino (61.)
3:1 Dabbur (73./Foulelfer)
Salzburg: Walke – Lainer, Ramalho, Pongracic, Ulmer – Haidara, Samassekou, Wolf (79./Gulbrandsen), X. Schlager – Minamino (71./Junuzovic), Dabbur (85./Yabo)
Celtic: Gordon – Lustig, Boyata, Hendry, Tierney – Forrest, Mulumbu (78./Christie), Ntcham, McGregor – Griffiths (60./Sinclair), Edouard (82./Morgan)
Rote Karte: Forrest (72./Celtic/Notbremse)
Gelbe Karten: Dabbur bzw. McGregor, Hendry, Mulumbu
Die Besten: Dabbur, Minamino, Wolf, Lainer bzw. Tierney