Mit einer neuerlich überzeugenden Leistung unterstrichen die Salzburger, warum seit fast zwei Jahren kein gegnerisches Team mehr die „Festung Salzburg“ eingenommen hat. Auch im Europacup ist der Serienmeister daheim bereits 14 Spiele in Folge ungeschlagen.
„Ich denke, dass wir vor allem zu Hause richtig stark eingeschätzt werden. Wir als Spieler wissen, dass alles möglich ist“, sagte Hannes Wolf unter Anspielung auf das „Wunder gegen Lazio“: Im Frühjahr drehte man im Europa-League-Viertelfinale einen 0:1-Rückstand in ein 4:1. Am Donnerstag musste Salzburg einen noch früheren Schock verarbeiten.
Celtic-Stürmer Odsonne Edouard nützte einen Fehler von Andre Ramalho zur Führung nach nur 95 Sekunden. Doch diese ließ die selbstbewusst auftretenden Salzburger nie zweifeln. „Wir haben so weitergespielt, als ob es 0:0 stehen würde“, sagte Wolf, der den frühen Rückstand zunächst als „ein wenig erschreckend“ empfand.
Rose von Reaktion nicht überrascht
Doch mit dem Wissen der eigenen Heimstärke (nun 49 Spiele in Folge ohne Niederlage) und den Erfahrungen aus jüngerer Vergangenheit spulte Salzburg das mittlerweile nahezu gewohnte Programm in der Europa League ab. Hinzu kommt das Selbstbewusstsein nach dem Rekordstart in der Bundesliga mit neun Siegen zum Auftakt.
Trainer Marco Rose war auch deswegen von der positiven Reaktion seiner Spieler auf das frühe Gegentor und der Wende nicht überrascht. „Ich weiß ja, dass wir gut sind und Selbstvertrauen haben. Aber es ist dann nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Wir haben uns aber mit einer ausgezeichneten Leistung belohnt.“
Allerdings benötigte diese Wende ihre Zeit. Zwar schnürte Salzburg den schottischen Meister in der ersten Hälfte ein, war aber im letzten Drittel vorerst nicht zwingend genug. „Der Trainer hielt eine gute Pausenansprache und sagte, dass wir mehr Läufe in die Tiefe machen sollten“, so Wolf, der in der ersten Hälfte Lösungen vermisste.
„Das bessere Team hat gewonnen“
Den Worten folgten auch Taten. Munas Dabbur glich in der 55. Minute mit dem 100. Salzburger Europa-League-Tor, das der Israeli seinem kürzlich verstorbenen Onkel widmete, aus. Nur sechs Minuten später war der etwas überraschend in der Startaufstellung aufgebotene Takumi Minamino zur Stelle. „Da sind wir ins Rollen gekommen“, merkte Xaver Schlager zu dieser Phase des Spiels an.
Beflügelt vom euphorischen Publikum spielte sich Salzburg in der zweiten Hälfte in einen Rausch. Rose sprach von einer „bärenstarken Leistung“. Celtic-Coach Brendan Rodgers, der entgegen seiner Gepflogenheit zwei Stürmer aufstellte, pflichtete seinem Pendant bei: „Das bessere Team hat gewonnen. Zunächst haben wir gut verteidigt, sie haben keinen echten Weg durch gefunden. Bei den Gegentoren haben wir dann aber nicht gut genug verteidigt.“
Als Rod Stewart ging, feierte Salzburg
Dabbur entschied schließlich die Partie in der 73. Minute mit einem sicher verwerteten Elfmeter, nachdem James Forrest Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer im Strafraum zurückgehalten hatte und dafür ausgeschlossen worden war. Das war auch für Celtic-Edelfan Rod Stewart der vorzeitige Schlusspunkt, der Superstar verließ kurz danach die VIP-Tribüne. Der Großteil der restlichen 24.084 Zuschauer (inklusive der 1.500 aus Glasgow) blieb bis zum Schluss. Die Salzburger Anhänger feierten ihre Mannschaft, die mit Stolz auf eine besondere Serie blickt.
„Es ist nicht normal, dass wir 49 Spiele in Folge zu Hause nicht verlieren“, sagte der 15-fache Saisontorschütze Dabbur. Der „50er“ wird dann auf einem neuen Rasen ins Visier genommen. Der im Dezember 2016 verlegte Rasen hat seine Schuldigkeit getan, auf ihm blieb Salzburg ohne einzige Niederlage. Am 25. Oktober gastiert das punktelose Rosenborg Trondheim am dritten Spieltag in Salzburg. Da will der österreichische Serienmeister den nächsten Schritt Richtung Aufstieg machen. Trotz Punktemaximums nach zwei Spielen und der Tabellenführung in der Gruppe B bleibt Salzburg am Boden.
Heimsieg sorgt für gutes Omen
„Es ist wichtig, gut zu starten. Aber jetzt haben wir ein Heimspiel gegen Trondheim, das mit dem Rücken zur Wand steht. Wir müssen aufmerksam bleiben und weiter reifen“, sagte Rose, der das vom „kicker“ berichtete Hoffenheim-Interesse an seiner Person nach dem Spiel nicht näher kommentieren wollte. Sein gesamter Fokus gelte weiterhin Salzburg und der Entwicklung seiner Mannschaft: „Dieser Sieg wird uns möglicherweise noch mehr Selbstvertrauen geben. Es ist aber einfach wichtig, dass wir normal bleiben.“
Ein gutes Omen bringt der Sieg gegen Celtic, das auch im sechsten Versuch auf österreichischem Boden nicht gewinnen konnte, mit sich: Wenn Salzburg das erste Heimspiel in der Gruppenphase der Europa League nicht verlor, folgte stets das Weiterkommen.