ÖFB-Teamchef Franco Foda
APA/Robert Jaeger
Nations League

ÖFB-Team braucht Sieg gegen Nordiren

Österreichs Nationalteam befindet sich schon im zweiten Nations-League-Spiel unter Zugzwang. Gegen Nordirland müssen am Freitag (20.45 Uhr, live in ORF eins) im Happel-Stadion nach der Auftaktniederlage in Bosnien-Herzegowina ziemlich sicher drei Punkte eingefahren werden, um die realistische Chance auf den Gruppensieg zu wahren.

Franco Foda ist sich der Bedeutung des Spiels bewusst. „Gegen Bosnien ist es nicht so gelaufen wie gewünscht, aber jetzt werden wir alles versuchen, damit wir gewinnen“, versprach der Teamchef. Vor Beginn des neuen Bewerbs hatte Foda Platz eins in Gruppe drei der Liga B als Ziel ausgegeben. „Man muss sich immer hohe Ziele setzen. Ich habe aber nie gesagt, dass es ein Muss ist“, betonte der 52-Jährige.

Von einem Pflichtsieg gegen die Nummer 28 der FIFA-Weltrangliste – Österreich ist 24. – wollte Foda nicht sprechen. „Die Situation ist relativ einfach zu analysieren: Wenn wir aus eigener Kraft Gruppensieger werden wollen, müssen wir gewinnen. Die Chance besteht aber auch noch bei einem Unentschieden oder einer Niederlage“, sagte der Deutsche und wollte damit Druck von seinem Team nehmen.

Foda von gutem Ergebnis überzeugt

Allerdings besteht auch die Gefahr, die Gruppe als Dritter und Letzter abzuschließen. In diesem Fall würde man in der nächsten Nations-League-Auflage nur in der dritten Leistungsklasse antreten und, was wohl noch schlimmer wäre, in der Auslosung für die EM-Qualifikation aus dem dritten und nicht aus dem zweiten Topf gezogen werden.

Mit diesem Szenario möchte sich Foda aber erst gar nicht befassen – der Coach schöpft Zuversicht aus den gelungenen Testspielen der vergangenen Monate. „Wenn wir die Tugenden an den Tag legen, die wir in diesen Partien gezeigt haben, bin ich überzeugt, dass wir ein gutes Ergebnis holen werden.“ Auch gegen Bosnien-Herzegowina sei nicht alles schlecht gewesen. „Aber da waren nur die ersten 30 Minuten gut. Jetzt gilt es, diese Leistung über 90 Minuten abzurufen“, sagte Foda.

Kämpfen als Grundvoraussetzung

Während der Teamchef von seiner Mannschaft eine Steigerung im Angriffsdrittel fordert, erwartet er einen hochmotivierten Gegner, der sein Heil über die Zweikämpfe sucht. Hier gelte es dagegenzuhalten, wobei der frühere Sturm-Meistermacher auch relativierte. „Kämpfen, Zweikämpfe anzunehmen, das sind Grundvoraussetzungen, Basics im Fußball. Meine Intention ist es, unser Spiel zu spielen. Wir sind eine Mannschaft, die Fußball spielen will.“

Außerdem sei es nicht zutreffend, die Nordiren ausschließlich als kampfbetonte und technisch limitierte Truppe zu charakterisieren. „Sie spielen zwar unter Druck lange Bälle, sind aber auch in der Lage, gerade in der letzten Zone zu kombinieren. Die können schon kicken“, warnte Foda. Daran ändere auch die überraschende Absage von Stürmerstar Kyle Lafferty nichts. „Er ist ein guter Spieler, doch sie haben vorne Variationsmöglichkeiten. Wir sollten ohnehin lieber auf uns schauen und darauf, wie wir mit unseren Ausfällen umgehen.“

UEFA Nations League

Freitag:

Österreich – Nordirland

Wien, Happel-Stadion, SR Kabakow (BUL)

Mögliche Aufstellungen:

Österreich: Lindner – Dragovic, Prödl, Hinteregger – Lainer, Ilsanker, Zulj, Ulmer – Lazaro, Burgstaller, Arnautovic

Nordirland: Peacock-Farrell – McLaughlin, Cathcart, J. Evans, Lewis – Saville, Norwood, Davis – Jones, Grigg, Dallas

„Werden Ausfälle verkraften“

Foda muss auf David Alaba (Muskelfaserriss), Julian Baumgartlinger (im Aufbautraining), Florian Grillitsch (Knieblessur) und Michael Gregoritsch (Oberschenkel) verzichten. „Wir werden das verkraften. Es ist jetzt einfach so, dass sich andere zeigen können“, sagte der Teamchef zur Personalsituation.

Dazu zählt auch der 35-jährige Marc Janko, der nach einem Jahr Abwesenheit im Nationalteam sein 69. Länderspiel (28 Tore) absolvieren könnte. „Viele haben gedacht, ich habe ihn immer alibimäßig auf die Abrufliste gesetzt, aber das stimmt nicht. Wir haben uns regelmäßig ausgetauscht. Er hat gesagt, er ist für diese Rolle bereit, und jetzt ist diese Situation eingetreten“, erklärte Foda zu seiner Entscheidung.

Volles Vertrauen in Janko

Janko gilt als Kandidat für eine Einwechslung im Laufe der zweiten Hälfte, sollte die ÖFB-Auswahl dringend ein Tor benötigen. „Er ist ein Spieler, der im Strafraum die nötige Präsenz hat, torgefährlich und kopfballstark ist. Toreschießen verlernt man nie. Es gibt im Fußball Situationen, in denen du solche Spieler benötigst“, erklärte Foda.

Die Nachnominierung sei aber kein Eingeständnis, dass es an hochkarätigen Angreifern mangle. „Wir haben kein Stürmerproblem“, beteuerte Foda. Die Einberufung Jankos sei der aktuellen Konstellation geschuldet. „Hätten wir auswärts gegen eine andere Mannschaft gespielt, hätte ich vielleicht einen Konterstürmer nachnominiert. Die Entscheidung ist für Marc gefallen, weil er erfahren ist, die Mannschaft kennt, Tore schießen kann und für dieses Spiel prädestiniert ist.“

Prödl mit guten Karten für Doppelrolle

Gute Voraussetzungen für das Duell mit den Nordiren bringt auch der Premier-League-erfahrene Sebastian Prödl mit. Trotz fehlender Spielpraxis dürfte der Watford-Legionär von Beginn an einlaufen, auch weil die meisten seiner ÖFB-internen Konkurrenten in ihren Clubs ebenfalls nicht unumstritten sind. „Der einzige fixe Stammspieler bei unseren Innenverteidigern ist Martin Hinteregger“, meinte Foda.

Daher ist Prödl nicht nur Anwärter auf einen Startplatz, sondern auch auf das Kapitänsamt, das seit der Verletzung von Baumgartlinger von Spieler zu Spieler wandert. Gegen Schweden war Alaba, gegen Bosnien-Herzegowina Marko Arnautovic an der Reihe. Foda wird das Geheimnis um den Kapitän gegen Nordirland erst am Spieltag lüften. Vier Tage später im Test gegen Dänemark könnte dann wieder ein anderer Spieler die Binde tragen. „Wir brauchen sowieso elf Kapitäne, die Verantwortung übernehmen“, betonte der Teamchef.