Hirscher war vergangenen Winter in Südkorea Doppelolympiasieger geworden, hatte zum siebenten Mal in Folge die große Kristallkugel für den Sieg im Gesamtweltcup geholt und danach lange über ein Karriereende nachgedacht. Im Sommer heiratete er dann und verkündete die Fortsetzung seiner Laufbahn. Vor Kurzem wurde er auch Vater.
Voraussichtlich wird der Sieger von 58 Weltcup-Rennen kommenden Winter auch deshalb ein abgespecktes Programm abspulen. „Es könnte so aussehen, wenn ich gerade woanders gebraucht werde, dass ich nicht zu dem Skirennen fahre, weil es was Wichtigeres gibt. Viele, viele, viele haben mir bestätigt, dass das in anderen Berufen ähnlich ist“, sagte Hirscher mit Bezug auf seinen Sohn. Von Atomic-Rennchef Christian Höflehner erhielt er ein Paar Kinderski mit der Aufschrift: „Mein Vater ist schneller als deiner.“
Topstars beim Atomic-Day
In 16 Tagen startet der alpine Skiweltcup. Mikaela Shiffrin und Marcel Hirscher gehen in punkto Material topvorbereitet in die WM-Saison.
„Habe noch nicht ausgelernt“
Auch wenn Hirscher im WM-Winter deshalb ein reduziertes Programm bestreiten sollte, will er sich nach wie vor verbessern. „Ich habe noch nicht ausgelernt in meinem Leben, auch nicht beim Skifahren“, sagte der Salzburger. Und eines bleibe sowieso immer gleich. „Ich will nach wie vor nicht Zweiter werden und alles aus mir rausholen. Das war bei Kinder- und Schülerrennen nicht anders und wird sich nie ändern. Ich will immer das Maximum rausholen, alles zerreißen.“
Saisonziele zu definieren sei schwierig, betonte Hirscher. „Ich weiß es selbst nicht, wie ich’s anlegen werde“, sagte er knapp zwei Wochen vor dem Saisonstart in Sölden. „Was ich weiß, ist, dass die Uhr auf null steht. In Sölden schauen wir mal, wo man steht, und dann ist es das gleiche Spiel wie immer, und ob man berechtigt ist zu sagen, man fährt um die Weltmeisterschaft mit. Aber jetzt ist es noch zu früh.“
Speed-Rennen kein Thema mehr
Eines steht für Hirscher mittlerweile fest, nämlich dass er kein grundsätzliches Engagement auf der Speed-Seite mehr zeigen wird. „Das bringt nichts. Man braucht vier Jahre, um alle Strecken gut zu kennen, und ein weiteres, um darauf richtig schnell zu werden. Es gehen also fünf, sechs Jahre da rein. Ich bin nicht mehr bereit, das zu gehen.“
Wie viele Rennen er am Ende im kommenden WM-Winter bestreiten werde, sei also offen. „Aber nachdem ich so knapp am Aufhören war, ist jedes Rennen, das ich mitnehme, ohnehin ein Mehrwert.“