Sebastian Vettel (Ferrari)
APA/AFP/Andrej Isakovic
Formel 1

Vettel kämpft um würdiges Saisonende

Es spricht viel für Lewis Hamilton, wenig für Sebastian Vettel. Der fünfte Formel-1-Titel des Briten naht, die Sehnsucht von Vettel nach dessen fünftem Triumph muss in die nächste Warteschleife. Am Sonntag (20.10 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) kann es Hamilton in Austin wieder schaffen, wie schon 2015.

Es braucht also schon ein Motorsport-Wunder, damit die „Scuderia“ heuer noch über den ersten Fahrertitel seit 2007, als der Finne Kimi Räikkönen Weltmeister wurde, jubeln darf: „Es ist eine ‚Mission: Impossible‘ geworden, aber es ist noch nicht vorbei. Wir gehen in Austin nicht schon geschlagen an den Start, das muss man klar sagen“, meinte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene.

Vettel ist sich der Beinahe-Chancenlosigkeit seiner Mission bewusst. „Es ist schwer genug, die nächsten vier Rennen perfekt zu absolvieren und idealerweise alle zu gewinnen, aber selbst dann weiß auch jeder, dass es nicht nur an uns hängt“, sagte der 31 Jahre alte Ferrari-Pilot am Donnerstag im Fahrerlager: „Für uns ist wichtig, dass wir alles aus uns rausholen“, meinte Vettel. „Wir müssen schauen, dass wir alles zusammenbringen und ein perfektes Wochenende abliefern.“

„High Noon“ in Texas

Auf dem Weg zu seinem fünften Formel-1-WM-Titel hat Lewis Hamilton an diesem Wochenende beim Grand Prix der USA auf einer seiner Lieblingsstrecken den ersten Matchball.

Nächster Angriff 2019

Gewinnt Hamilton und wird Vettel nicht Zweiter, ist die WM bereits nach dem Grand Prix der USA entschieden. Vettel bleiben in seinem vierten Jahr bei Ferrari nur noch Durchhalteparolen und rechnerische Waghalsigkeiten. Seine Aufgabe wird es nun sein, die Saison tapfer und mit Würde zu Ende zu bringen und auf 2019 zu hoffen. Vettels Trost: Sein großes Vorbild Michael Schumacher schaffte es auch erst im fünften Jahr mit der „Scuderia“.

„Es braucht Talent und Entschlossenheit, ansonsten erreichst du gar nichts. Michael Schumacher war so, und Sebastian Vettel sieht ihm sehr ähnlich, und seine vier WM-Titel mit Red Bull sind der Beleg dafür“, sagte Ferrari-Teamchef Arrivabene italienischen Medien vor der Abreise zum PS-Doppelpack in den USA und eine Woche später in Mexiko. „Ich bin sicher, dass Sebastian Vettel die WM mit Ferrari früher oder später gewinnen wird“, ergänzte der 61-Jährige.

Maurizio Arrivabene (Ferrari) und Sebastian Vettel (GER/ Ferrari)
GEPA/Christian Walgram
Ferrari-Teamchef Arrivabene glaubt an einen WM-Titel von Vettel mit der „Scuderia“

Im Entwicklungsrennen über die gesamte Saison hat Ferrari seinen Vorsprung der ersten Wochen und Monate eingebüßt und liegt wieder klar hinter Mercedes. Hamilton kämpfte sich mit den Silberpfeilen aus einer eher mäßigen ersten Saisonhälfte heraus und kam stärker denn je zurück. Sechs der letzten sieben Rennen konnte der Brite gewinnen, zuletzt feierte er vier Siege in Folge.

Hamilton nimmt Vettel vor Kritik in Schutz

Vettel begann stark mit Triumphen in Australien und Bahrain, leistete sich danach aber wie schon in der Saison 2017 zu viele Fehler und liegt in der WM-Wertung bereits 67 Punkte hinter seinem Rivalen. Es hagelte öffentliche Kritik für den Deutschen, vor der ihn sein Konkurrent sogar in Schutz nahm. Die Medien sollten „etwas mehr Respekt für Sebastian zeigen“, forderte Hamilton in einem Posting auf Instagram.

„Ihr könnt Euch einfach nicht vorstellen, wie hart es ist, zu tun, was wir auf diesem Niveau machen. Für jeden Athleten, der sich an der Spitze seiner Sportart bewegt“, meinte Hamilton. Er selbst ist gerade dabei, die Limits neu auszuloten, und kann im Land der unbegrenzten Möglichkeiten seinen 72. Karrieresieg einfahren. Vettel kommt bisher auf 52, immerhin war einer davon 2013 in Austin. Alle anderen bisher in Texas ausgetragenen fünf Rennen gingen allerdings an Hamilton.