„Gemma Thiem schaun“ lautete das Motto des Wiener Publikums an dem 2016 von den Veranstaltern ins Leben gerufenen „Thiemstag“. 7.500 Zuschauer, darunter auch Thiems Familie und zahlreiche Freunde wie ÖTV-Davis-Cup-Spieler Dennis Novak, wollten Österreichs Nummer eins gegen den belgischen Außenseiter siegen sehen und wurden nicht enttäuscht. Die Aufgabe gestaltete sich allerdings unerwartet schwierig, denn die Gegenwehr des Belgiers fiel um einiges stärker als erwartet aus.
„Extrem hartes Stück Arbeit“
„Es war ein extrem hartes Stück Arbeit. Das erste Match ist immer schwer. Ich war wie immer ein bisserl nervös hier in Wien. Aber es war eine extrem geile Stimmung“, sagte der Bresnik-Schützling im ORF-Interview und bedankte sich beim frenetischen Wiener Publikum, das ihn zum Sieg im Tiebreak getragen hatte.
Thiem eine Runde weiter
Dominic Thiem kämpfte sich in die zweite Runde der Erste Bank Open. Er besiegte den Belgier Ruben Bemelmans in zwei Sätzen mit 7:5 7:6.
„Ich hatte bis auf ein Game im ersten Satz keine Probleme mit meinem Aufschlag, er leider auch nicht mit seinem. Das heißt, ich hatte zu wenig Breakchancen. Ich muss meinen Return für das nächste Match verbessern. Ich hatte Probleme, in die Rallyes zu kommen, das ist mir nicht gelungen. So gesehen ist mein Matchplan nicht aufgegangen“, war Thiem nach dem Match gegen den stark aufspielenden Bemelmans selbstkritisch.
Ursprünglich hätte Thiem gegen den französischen Routinier Richard Gasquet sein Auftaktmatch bestreiten sollen. Der ehemalige Top-Ten-Mann, der im Vorjahr den von einer Fußblessur gehandicapten Lichtenwörther im Achtelfinale eliminiert hatte, sagte aber wegen einer Handgelenksverletzung ab.
Premierenduell mit ATP-Nummer 134
Nach Zulosung der Qualifikanten am Sonntag stand Bemelmans als Kontrahent des Bresnik-Schützlings fest. Der Belgier hatte sich mit Siegen über den Steirer Sebastian Ofner und den Argentinier Guido Pella für das Hauptfeld qualifiziert.
Im ersten Duell mit dem 30-Jährigen war der elffache ATP-Turniersieger Thiem, der heuer in Buenos Aires, Lyon und vor einem Monat in St. Petersburg triumphiert hat, klarer Favorit. 127 Plätze trennen Thiem von dem Linkshänder aus Genk. Bemelmans kann zwar fünf Titel auf der Challenger Tour, aber noch keinen auf ATP-Ebene vorweisen.
Bemelmans hält gut mit
Gegen die belgische Nummer zwei legte Österreichs Paradespieler, der sich mit dem jungen Russen Andrej Rublew für die Partie eingespielt hatte, gleich einen guten Start ins Match hin. Thiem eröffnete mit einem Ass und stellte in knappen zwei Minuten auf 1:0.
Gleich im darauffolgenden Game geriet Bemelmans bei 15:30 unter Druck, schaffte aber mit drei Punkten in Serie das 1:1. Besonders die Vorhand-Longline des Linkshänders bei 40:30 war sehenswert. Thiem agierte danach als Aufschläger nicht immer souverän und sah sich bei 2:2 erstmals mit drei Breakbällen konfrontiert. Der 25-Jährige behielt aber die Nerven und stellte mit seinem dritten Ass auf 3:2.
Thiem vergibt vier Satzbälle
Mit dem Service ging es bis 4:4, wobei vor allem die erste Aufschlagquote des krassen Außenseiters mit 83 Prozent überzeugend war. Thiem blieb auch nach 31 Minuten noch ohne Breakchance, stellte jedoch mit einem souveränen Servicegame auf 5:4. Der Lokalmatador zog langsam das Tempo von der Grundlinie an, denn sein Gegner hatte bis dato mit einer soliden Spielweise gut mitgehalten.
Das zehnte Game war für Bemelmans ein hartes Stück Arbeit, denn der Druck von Thiem wurde immer größer. Zudem musste der Belgier immer öfter über den zweiten Aufschlag gehen. Der Niederösterreicher hatte in einem 16-minütigen Marathon-Game nicht weniger als vier Satzbälle, die Nummer 134 der Welt zog aber dank gutem Netzspiel den Kopf aus der Schlinge.
Bemelmans „hilft“ am Netz mit
Thiem stellte mit einem Love-Game im Eiltempo auf 6:5, von der Grundlinie war er jetzt der bessere Mann und brillierte immer wieder mit seiner Rückhand. Der ÖTV-Star wollte es jetzt wissen und brachte den Underdog mit einer starken Vorhand zum 15:30 unter Druck. Nach einem eklatanten Volleyfehler des Belgiers hatte Thiem kurz darauf seine Satzbälle fünf und sechs. Mit Vorhandfehler des Belgiers hatte Österreichs Nummer eins die Satzführung nach 58 Minute inne.
Thiem breakt zum Satzgewinn
Am Ende des ersten Satzes gelingt Dominic Thiem ein Break, das ihm zum Satzgewinn verhilft.
Im zweiten Durchgang ließen beide Akteure beim Aufschlag nichts anbrennen, bis zum 6:6 machten Thiem und Bemelmans in 39 Minuten lediglich fünf bzw. acht Punkte beim Return. Im Gegensatz zum ersten Satz gab es weniger Rallyes und vermehrt freie Punkte nach dem Service. Sobald der Ball aber länger im Spiel war, hatte der Österreicher klare Vorteile.
Enges Tiebreak an ÖTV-Star
Somit musste das Tiebreak die Entscheidung bringen, das für den Lichtenwörther mit einem Volleyfehler denkbar ungünstig begann. Bemelmans half aber gleich im nächsten Ballwechsel mit und gab das Minibreak mit einer Vorhand ins Netz zurück. In einem keineswegs hochklassigen Tiebreak wechselte die Führung mehrmals hin und her, ehe Thiem von einer verschlagenen Rückhand des Belgiers profitierte. Nach 1:45 Stunden war das Tiebreak mit 7/5 im Sack.
Im Achtelfinale wartet auf Thiem am Donnerstag der aufschlagstarke US-Amerikaner Sam Querrey, der den dreifachen Wien-Finalisten Jo-Wilfried Tsonga (Sieger 2011) 6:3 3:6 6:3 besiegte. „Es wird auf jeden Fall eine schöne Angelegenheit gegen Dominic in Wien. Ich freue mich auf ein volles Haus und werde Vollgas geben“, freut sich der 31-Jährige auf das Duell mit dem Lokalmatador, der im Direktvergleich 2:1 führt.
ATP-500-Turnier in Wien
(Österreich, 2.198.250 Euro, Hartplatz)