Toni Sailer in den frühen 70er-Jahren
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Chronik

Neuer Missbrauchsvorwurf gegen Sailer

Gegen Österreichs Jahrhundertsportler Toni Sailer ist erneut ein Missbrauchsvorwurf erhoben worden. Wie der „Spiegel“ in einem seit Freitag abrufbaren Online-Bezahlartikel berichtet, habe sich der damalige Cheftrainer des österreichischen Skiverbandes (ÖSV) 1975 in einem Innsbrucker Hotel an einem 14-jährigen Mädchen vergangen.

Der „Spiegel“ zitiert dabei die aktuelle Schilderung des Opfers, das anonym bleiben möchte. Die Frau, die keine Skirennläuferin war, soll bereit sein, ihre Aussage bei der Staatsanwaltschaft zu hinterlegen. Sie nennt auch den Namen von Karl „Charly“ Kahr. Der damalige ÖSV-Trainer sei zwar nicht am Missbrauch beteiligt gewesen, danach aber ins Zimmer gekommen.

Kahr führt derzeit einen Prozess gegen eine ehemalige ÖSV-Skirennläuferin wegen übler Nachrede. Die Frau und ihr Ehemann beschuldigten Kahr in WhatsApp-Nachrichten massiver sexueller Übergriffe. Der 86-jährige Kahr hat stets sämtliche gegen ihn erhobenen Anschuldigungen vehement zurückgewiesen.

Ermittlungen in Affäre aus 1974 eingestellt

Der dreifache Olympiasieger Sailer, der am 24. August 2009 im Alter von 73 Jahren einem Krebsleiden erlegen war, war bereits im Jänner dieses Jahres im Zusammenhang mit einer Affäre aus dem Jahr 1974 in den Mittelpunkt gerückt. Auf Intervention der österreichischen Regierung soll das Verfahren gegen Sailer nach einem angeblichen Übergriff gegen eine polnische Prostituierte in Zakopane eingestellt worden sein. Sailer habe die Vorwürfe stets zurückgewiesen und behauptet, dass ihm eine Falle gestellt worden sei.

Eine vom ÖSV im November 2017 als Reaktion auf die auftauchenden Missbrauchsvorwürfe eingesetzte Expertenkommission hatte im Juni dieses Jahres keine Hinweise auf systematischen sexuellen Missbrauch und sexuelle Gewalt innerhalb der Verbandsstrukturen erkannt.