Christian Schoissengeyr (Austria Wien)
GEPA/Christian Ort
Bundesliga

Austria und Sturm weinen Punkten nach

Zwei Mannschaften, zwei völlig konträre Hälften, ein gemeinsames Bedauern: Das 1:1 zwischen der Austria und Sturm Graz im Schlager der elften Runde der tipico-Bundesliga empfanden die Protagonisten am Sonntag zwar durchwegs als gerecht. Aufgrund der spiegelverkehrten Leistungen vor und nach der Pause weinten aber beide Punkten nach.

Sturm-Sportdirektor Günter Kreissl ortete in seiner Brust „zwei Seelen: Zum einen bin ich erleichtert, dass wir das Stadion ungeschlagen verlassen, zum andern bedauere ich, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben.“ Trainer Heiko Vogel sah es genauso. „Wir haben es in der ersten Halbzeit verabsäumt, den Sack zuzumachen“, sagte der Deutsche im Rückblick auf dominante erste 45 Minuten seiner Truppe samt früher Führung (9.) und mehreren Chancen, diese auszubauen.

„Ich verstehe das selbst nicht. Wenn wir das 2:0 machen, ist die Austria gebrochen“, lautete der lapidare Kommentar von Torschütze Peter Zulj. Auch Innenverteidiger Lukas Spendlhofer war überzeugt, „drei Punkte verdient“ zu haben. Angesichts der schwachen Vorstellung der Austria ist das Bedauern nachvollziehbar. „Wir hatten null Komma null Zugriff, das war einfach schlecht“, resümierte Coach Thomas Letsch, dessen Team in Hälfte eins rund 30 Prozent Ballbesitz verzeichnete.

Austrias Umstellung wirkte sich positiv aus

„Wir sind vorne immer einzeln angelaufen, nur hinterhergelaufen. Die Kette hing tief, sodass es sehr viele Räume gab“, sagte der 50-Jährige. „Es war richtig schlecht von uns“, pflichtete ihm Mittelfeldmann James Jeggo bei. „Wir müssen dankbar sein, dass es zur Pause nur 0:1 gestanden ist.“ Erst danach sowie nach einem Ausgleichstreffer durch Kevin Friesenbichler (48.) trat die Austria besser auf, die Umstellung in Mittelfeld und Verteidigung – Uros Matic rückte für Cristian Cuevas nach hinten, Assistgeber Thomas Ebner kam neu hinzu – wirkte sich positiv aus.

Highlights und Reaktionen der elften Bundesliga-Runde

Sturm Graz trennte sich mit einem 1:1 von Austria Wien. Mattersburg gewann mit 2:0 gegen St. Pölten, die Begegnung WAC – Admira endete torlos.

Dass die Favoritner von Gelb-Rot (61.) für Stefan Hierländer nach dessen Ellbogencheck gegen Friesenbichler (Kreissl: „Unglücklich, kann man aber so geben“) nicht profitierte, war für die Gastgeber umso bitterer. „In der zweiten Hälfte haben wir das Spiel schon vor dem Ausschluss im Griff gehabt“, so Letsch.

„Waren im letzten Drittel zu kompliziert“

„Wir waren aggressiver, schneller, mental besser im Spiel“, sagte Jeggo, „so müssen wir jedes Spiel beginnen. Das muss Pflicht sein.“ Die Leistungssteigerung hatte freilich einen Schönheitsfehler: „Wir waren im letzten Drittel viel zu kompliziert. Es ist schön, um den Strafraum herum zu spielen, aber irgendwann muss man rein in die Box und zum Abschluss kommen“, sagte Letsch.

Das sei im Übrigen bezeichnend für die bisherige Saison, in der der aktuelle Tabellenvierte bisher lediglich elf Treffer in ebenso vielen Spielen erzielt hat. „Das zieht sich so ein bisschen durch: Wenn wir die Chancen haben, dann machen wir sie nicht rein“, sagte Letsch und zog vor dem kommenden Auswärtsspiel in Innsbruck das Fazit: „Mit einem Punkt dazustehen ist zu wenig.“

Sturm will wieder „auftauchen“

Vogel „verneigte“ sich angesichts der gut halbstündigen Unterzahl und des Kampfes vor seiner Mannschaft, die selbst noch Konterchancen vorfand. Für Kreissl, dessen Club drei Punkte hinter der Austria zur Halbzeit des Grunddurchgangs Sechster ist, war klar, dass man trotz des vierten sieglosen Spiels in Folge wieder „auftauchen“ wird.

„Leider lag es zum wiederholten Mal nicht an der Leistung, sondern am Resultat, dass man nicht zufrieden ist“, meinte Kreissl. „Für sehr beherzte Leistungen, wo es auch in der Offensive viele Chancen gab, haben wir uns nicht belohnt. Das ist schon schmerzhaft.“ Auch die Steirer bekommen es am Wochenende auswärts mit einem Aufsteiger zu tun, sie müssen zu Rapids Bezwinger Hartberg. „Wir müssen das Glück erzwingen“, forderte Kreissl.