Stephanie Brunner
GEPA/Markus Oberlaender
Ski Alpin

Mehr Licht als Schatten bei Damen-Auftakt

Obwohl beim alpinen Skiauftakt in Sölden am Samstag mit Stephanie Brunner als Fünfte nur eine Österreicherin unter den Top 15 gelandet ist, hat die ÖSV-Führungsriege positiv bilanziert. Denn acht der elf gestarteten Österreicherinnen schafften den Sprung in den zweiten Durchgang. Anna Veith und Eva-Maria Brem reisten hingegen enttäuscht ab.

Jürgen Kriechbaum betonte die mannschaftliche Geschlossenheit. „Das ist für unsere Arbeit ein sehr positives Zeichen. Im Riesentorlauf, wo in der Vergangenheit manchmal auch nur eine unter den ersten 20 war, ist das schon super“, sagte der Damen-Rennsportleiter, bemerkte aber auch: „Wir müssen natürlich hart weiterarbeiten, sodass auch die, die heute gut waren, noch einmal einen Schritt nach vorne machen.“

Brunner habe ihr Comeback nach im März zugezogenen Kreuzband- und Meniskusriss „richtig cool hingekriegt“. Sie habe die Verletzung gut genützt, um gewisse körperliche Schwächen auszumerzen. „Sie war sehr fokussiert, auch schon die ganze Zeit vor dem Rennen. Es hat fast so ausgesehen, als wäre nie etwas gewesen“, sagte Kriechbaum.

Brunner schöpft „Gelassenheit für die Zukunft“

Am Ende fehlten der 24-Jährigen 1,93 Sekunden auf Siegerin Tessa Worley. Brunner untermauerte mit ihrem achten Top-Fünf-Resultat im Weltcup ihren Status als Nummer eins im ÖSV-RTL-Team. Sie schöpfe nach der Standortbestimmung „Gelassenheit für die Zukunft“.

Das leichte Schneetreiben samt schlechter Bodensicht verunsicherte die Tirolerin nicht – im Gegenteil: „Ich mag es, wenn es schneit, die Bodensicht nicht ganz da ist, wenn es unruhig ist. Ich habe mir vor dem Start gedacht: Stephi, das ist genau deins.“ Ihre Kurzanalyse fiel so banal wie treffend aus: „Ich weiß, dass ich sehr gut Ski fahren kann, und das Vertrauen habe ich auch im Rennen mitgenommen.“

Worley gewinnt Weltcup-Auftakt in Sölden

Die Französin Tessa Worley hat sich in Sölden zum Auftakt der neuen Skisaison den Sieg im Riesentorlauf gesichert. Beste Österreicherin wurde Stephanie Brunner mit Platz fünf.

Zweitbeste Österreicherin als 16. wurde Katharina Liensberger, sie war im Riesentorlauf noch nie so weit vorne zu finden. Dahinter folgten Katharina Truppe (17.) und Stephanie Resch (19.). Das Trio machte mit unbekümmerten Fahrten auf sich aufmerksam. „Es ist wirklich sehr positiv, sie haben eine Klasseleistung gezeigt. Bei der Stephi wäre ohne den Fehler bei der Steilhangausfahrt Top Zehn drin gewesen“, bemerkte Kriechbaum.

Resch war freilich „megahappy“. Noch bis Dienstag hatte sie um einen der letzten zwei Startplätze gekämpft. Die 22-Jährige habe sich nach Verletzungsproblemen nach vorne gearbeitet, wie Kriechbaum betonte. „Man hat gesehen, der Ski liegt auch bei schwieriger Piste ganz ruhig und fein.“

Veith haderte mit „Rumpelpiste“

Enttäuschend endete das Sölden-Comeback von Anna Veith. Die Salzburgerin wurde 20. „Ich hatte auf der schwierigen Piste nie das Gefühl, wirklich Ski zu fahren.“ Ihre Hoffnung, sich das Renngefühl zu holen, habe sich nicht erfüllt. „Ich weiß nicht genau, was ich daraus mitnehmen soll.“

Veith gab zu, in ihrem ersten Sölden-Rennen seit dem verhängnisvollen Sturz 2015 auf dem Trainingshang und zwei Knieoperationen danach eine große Anspannung verspürt zu haben. „Das war eine brutale Härteprobe für mich.“ Als 17. nach dem ersten Durchgang war auch die Zuversicht noch da gewesen: „Der erste Schritt ist gemacht. Natürlich wäre ich gern weiter vorne, aber wer wäre das nicht?“

Anna Veith
GEPA/Harald Steiner
Anna Veith musste sich beim Weltcup-Auftakt in Sölden mit dem 20. Platz begnügen

Im Entscheidungslauf erlebte sie die Gnadenlosigkeit des Hanges am Rettenbachgletscher, der als schwierigster im Damen-Weltcup-Kalender gilt: „Der Lauf war noch ärger“, sagte Veith, um später von einer „Rumpelpiste“ zu sprechen. „Die Piste war ein Wahnsinn. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich vorher schon jemals so etwas gesehen hätte.“ Die Veranstalter nahm Veith aber von der Kritik aus: „Sie haben natürlich alles versucht, es ist bei diesem Wetter voll schwierig.“

Betreuer relativieren Veiths Enttäuschung

Die ÖSV-Betreuer bewerteten die Leistung ihres größten Damen-Stars nicht ganz so schlecht wie die ehrgeizige Athletin, deren Herz bekanntlich besonders am Riesentorlauf (Weltmeisterin, elf Weltcup-Siege) hängt: „Sie ist ein braves Rennen gefahren“, sagte Kriechbaum. „Man hat gesehen, dass mit ein bisschen mehr Risiko noch mehr möglich wäre. Sie hat ihre Möglichkeiten sicher noch nicht ganz ausgereizt.“

1. Tessa Worley (FRA)
2. Federica Brignone (ITA)
3. Mikaela Shiffrin (USA)

Verbandspräsident Peter Schröcksnadel hatte bereits bei einem früheren Medientermin in Richtung der Athletin gemeint: „Sölden ist ein denkbar schwieriger Hang für den Start. Wenn du gesund runter kommst, passt es.“ Am Samstag analysierte der Langzeitchef knapp und nicht unzufrieden: „Die Knie haben gehalten.“

Auch Sportdirektor Hans Pum sah den Tag für Veith nicht ganz so düster. „Sie konnte auch bei den Schlägen sehen, dass alles passt.“ Pum freute sich über eine „mannschaftlich starke Vorstellung mit wirklich guten Teilabschnitten“. Besonders Resch tat es ihm mit einer „beherzten Fahrt“ an.

„Es war brutal“

Mit Brem (24.) gelang beim ersten Riesentorlauf der Saison auch der zweiten ehemaligen ÖSV-Siegläuferin nach Veith der Anschluss an die absolute Weltspitze nicht. „Ich habe im Training gemerkt, dass es auf einer guten Piste schon super funktioniert. Wenn es unruhig ist, bin ich immer langsamer geworden“, sagte die bisher letzte österreichische Riesentorlauf-Siegerin (März 2016/Jasna) und Kugelgewinnerin (2015/16). Sie wollte sich nichts vorwerfen: „Ich habe mich mutig heruntergehauen. Es war echt ein schwieriges Rennen, es war brutal.“ Gerade das gab der Tirolerin auch Zuversicht. „Was soll denn da jetzt noch kommen?“

Der Damen-Auftakt brachte insgesamt mehr Licht als Schatten. Dass am Ende acht Athletinnen punkteten, bezeichnete Schröcksnadel als „großen Lichtblick“, denn viel erwartet hatte er sich eigenen Aussagen zufolge nicht. „Wir waren bisher bei den Damen ja nicht so stark. Mir gefällt das Resultat als Aussicht für die Saison sehr gut.“