Bis zum 28. November kämpfen die beiden in zwölf Partien um den Titel, bei Gleichstand gibt es ein Tiebreak mit verkürzter Bedenkzeit. „Dieses Mal ist es das wahre Duell“, sagte Carlsen und betonte: „Weltmeister zu sein, ist Teil meiner Identität geworden, und dementsprechend geht es um viel. Es kümmert mich gar nicht so sehr, Weltmeister zu sein. Ich möchte aber nicht, dass es jemand anders ist. Das ist ein wenig beschämend, muss ich ehrlich gestehen. So sollte es eigentlich nicht sein.“
Diese Aussage charakterisiert Carlsen treffend: Der beste Schachspieler der Welt gönnt seinen Gegnern keinen Sieg und zeigt seinen Unmut nach Niederlagen deutlich. Seit Juli 2011 ist er die unangefochtene Nummer eins der Schachwelt und seit 2013 Weltmeister.
Carlsen als leichter Favorit
Carlsen gewann den Titel gegen den Inder Viswanathan Anand vor fünf Jahren mit 6,5:3,5 und verteidigte ihn ein Jahr später gegen den gleichen Gegner in Sotschi souverän mit 6,5:4,5. Etwas spannender machte er es 2016 gegen den Russen Sergej Karjakin: Nach 6:6 siegte Carlsen erst im Tiebreak mit 3:1.
Der Titelverteidiger führt die Weltrangliste an, Caruana folgt mit nur drei Punkten Rückstand auf Rang zwei. Das ist ein Wimpernschlag im Schachsport. 33-mal standen sich die zwei Großmeister gegenüber. 18-mal endete die Partie unentschieden, zehnmal gewann Carlsen, fünfmal Caruana. Damit geht der Weltmeister als leichter Favorit ins Rennen um das Preisgeld von einer Million Dollar (875.000 Euro).
„Ein Duell Schlag auf Schlag“
Für den gut ein Jahr jüngeren Amerikaner ist der Griff nach dem WM-Titel die Konsequenz seiner zahlreichen Erfolge in den vergangenen Jahren. Viele Experten hatten ihn schon 2016 auf der Rechnung, doch er landete beim Kandidatenturnier in Moskau knapp hinter Karjakin auf Platz zwei. Heuer im April in Berlin machte er es besser und ließ beim Kandidatenturnier seine sieben Kontrahenten hinter sich.
Caruana ist seit Bobby Fischer 1972 der erste Amerikaner, der um die Weltmeisterschaft kämpft. Caruana erwartet ein verbissenes Duell. Für ihn ist Schach ein Kampfsport. „Es ist ähnlich wie Boxen oder Mixed Martial Arts. Es ist ein Duell Schlag auf Schlag, in dem wir beide versuchen werden, die Oberhand zu gewinnen und unseren Willen dem anderen aufzudrängen“, meinte der 26-Jährige auf Time.com. „Es ist zwar kein physischer Sport, aber wenn die Leute diese Eins-gegen-eins-Duelle mögen, sind sie beim Schach richtig.“