Co-Trainer Joachim Standfest (Sturm), Schiedsrichter Assistent Andreas Staudinger, Sturm Interims-Trainer Günther Neukirchner, Stefan Hierländer (Sturm) und Peter Zulj (Sturm)
APA/Erwin Scheriau
Bundesliga

Heftige Sturm-Kritik an Schiedsrichter

Rote Karte, Verbannungen auf die Tribüne und viel Hektik: Puntigamer Sturm Graz hat sich am Samstag beim 0:0 gegen den SKN St. Pölten als emotionales Pulverfass präsentiert. Trainer und Sportdirektor gingen bereits während der hitzigen Partie die Nerven durch. Im Mittelpunkt der Kritik stand Schiedsrichter Andreas Heiß, der auch einen Fehler eingestand.

Beim siebenten Remis der Steirer in dieser Saison flogen neben Dario Maresic, der in der 27. Minute nach überhartem Einsteigen die Rote Karte sah, auch Sportdirektor Günter Kreissl und Interimstrainer Günther Neukirchner wegen Schiedsrichterkritik vom Platz. „Ich hätte mir vom Schiedsrichter mehr Fingerspitzengefühl erwartet“, sagte Neukirchner nach der Partie.

Der Interimscoach hatte einen umstrittenen Pfiff, der nach Foul an Peter Zulj eine Vorteilsituation beendete, lautstark und gestenreich quittiert und musste nach 52 Minuten auf der Tribüne Platz nehmen. „Die Aktion war sicher nicht okay von mir. Aber ich war derjenige, der vorher immer alle beruhigt hat. Der Ausspruch des Schiedsrichters: ‚Glaubt’s allen Ernstes, dass der Zulj in dieser Situation ein Tor gemacht hätte?‘, hat mich aufgeregt“, erzählte Neukirchner.

Kreissl gehen die Nerven durch

Bereits in der ersten Hälfte hatte sich Kreissl emotional treiben lassen. Wutentbrannt war der Sportdirektor nach der Maresic-Szene von seinem angestammten Platz auf der Pressetribüne hinunter gestürmt, um dem Schiedsrichterteam die Meinung zu sagen. „Manchmal geht’s darum, dass die Mannschaft spürt, jeder will mit jeder Faser“, versuchte Kreissl im Anschluss zu erklären.

„Die Szene, die mich am meisten geärgert hat, war der nicht gegebene Elfmeter, der für mich sehr klar war. Das hat extrem wehgetan, und alles, was darauf gefolgt ist, war nicht gerade dazu angetan, meine Nerven zu beruhigen“, erklärte Kreissl mit Blick auf ein Foul an Otar Kiteishvili. Zumindest in Sachen Strafstoß erlebte er in der zweiten Hälfte ausgleichende Ungerechtigkeit: Denn auch eine elfmeterwürdige Attacke im Sturm-Sechzehner blieb ungeahndet (66.).

Schiedsrichter Heiß gesteht Fehler ein

Während Schiedsrichter Heiß diese Situation auch nach dem Spiel als nicht elfmeterreif bewertete, gestand er den ausgebliebenen Pfiff für Sturm als Fehler ein. Dem Foul sei aber eine verdeckte Situation vorausgegangen. „Nach Betrachtung der TV-Bilder sehe ich erst, dass der Spieler Ingolitsch das Bein stellt, das ist ein fahrlässiges Beinstellen und wäre rückwirkend mit Strafstoß zu ahnden gewesen“, sagte Heiß.

Sturm gelingt auch gegen St. Pölten kein Sieg

Die Grazer kommen im Heimspiel gegen St. Pölten nicht über ein 0:0 hinaus und sind damit seit sieben Bundesliga-Runden ohne Sieg. Interimstrainer Neukirchner musste bei seinem Debüt auf die Tribüne.

Er habe ob der Drucksituation in Graz ein grundsätzliches Verständnis für die Emotionen, „allerdings kann ich jetzt nicht als Sündenbock dastehen und mir aus drei Metern ins Gesicht schreien oder mir höhnisch applaudieren lassen – da muss ich reagieren“. Dazu habe er die Möglichkeit der Anzeige, die der Referee gegen Neukirchner, Kreissl sowie einen Mitarbeiter aus dem Grazer Betreuerstab auch nutzte.

„Emotionen sind übergekocht“

Verteidiger Lukas Spendlhofer hatte nach dem Spiel entsetzt reagiert. „Dario darf das nicht passieren, es dürfte ehrlicherweise Rot sein. Es ist aber schwierig für einen 19-Jährigen, sich zusammenzureißen, wenn der Herr mit der Pfeife so eine Leistung runterdreht. Ich finde es brutal scheiße von ihm, wie er sich da hinstellt und in ein paar Situationen noch auf sehr gescheit macht. Die Emotionen sind dann übergekocht“, sagte Spendlhofer.

Die Aufregung schien sich phasenweise auf das Geschehen auf dem Feld zu übertragen. Sturm-Kapitän Stefan Hierländer sah eine „sehr hektische, zerfahrene Partie“, bei der sich die Mannschaft selbst an der Nase nehmen müsse. „Wir haben zum Beispiel seit langer Zeit kein Standardtor mehr erzielt, auch da müssen wir die Kritik fressen.“ Nachsatz: „Letztes Jahr ist uns alles ein wenig in die Hände gefallen. Derzeit hängen wir nicht in der Kiste, sondern zwischen den Seilen.“