Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Calgary, 1988
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Olympia

Calgary sagt Nein zu Winterspielen

Die Kandidatenliste für die Olympischen Winterspiele 2026 ist um einen Bewerber kürzer. Bei einer Abstimmung entschied sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung der kanadischen Metropole Calgary am Dienstag gegen eine Bewerbung. Damit bleibt vorerst nur noch ein Duo im Rennen um die Spiele.

Laut offiziellen Angaben stimmten nur 132.832 Personen (43,6 Prozent) für eine Bewerbung, 171.750 (56,4) dagegen. Etwas weniger als die Hälfte aller Wahlberechtigten hatte an dem Referendum teilgenommen. Obwohl das Ergebnis der Abstimmung nicht bindend ist, wird davon ausgegangen, dass der 15-köpfige Stadtrat am kommenden Montag dem Resultat Folge leisten wird. Calgary hatte die Spiele bereits 1988 ausgerichtet.

Nach einem Ausscheiden von Calgary würden noch Mailand/Cortina d’Ampezzo und Stockholm als Kandidaten bleiben. In Schwedens Hauptstadt gibt es allerdings ebenfalls politischen Widerstand, in Italien ist eine Finanzierung möglicher Spiele unklar. Vor Calgary hatten bereits der österreichische Kandidat Graz/Schladming, das schweizerische Sion und die japanische Stadt Sapporo ihre Bewerbungen für die Winterspiele 2026 zurückgezogen.

IOC bedauert weitere Absage

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) reagierte zwar mit Bedauern auf das negative Referendum in Calgary, zeigte sich über das Ergebnis aber nicht überrascht „Es ist enttäuschend, dass die Argumente bezüglich der sportlichen, sozialen und langfristigen Vorteile einer Austragung der Olympischen Spiele die Abstimmung nicht beeinflusst haben“, teilte das IOC am Mittwoch in einer Stellungnahme mit.

Panorama von Calgary mit Saddledome Stadion
Getty Images/Obaidur Omar/Eyeem
Der Saddledome wird 2026 doch nicht so wie 1988 Schauplatz des olympischen Eishockey-Turniers

Es sei aber nach den politischen Diskussionen und den Unsicherheiten in den vergangenen Tagen „keine Überraschung“ mehr gewesen. Kanada hatte zuletzt 2010 in Vancouver und der Region Whistler Winterspiele ausgerichtet. Wo nun die Spiele 2026 stattfinden werden, entscheidet sich auf der Vollversammlung am 24. Juni 2019 im IOC-Hauptquartier in Lausanne in der Schweiz.

Olympiathema abgehakt

Auch bei den Befürwortern der Spiele in Calgary zeigte man sich über das Abstimmungsergebnis enttäuscht. „Wir wussten, dass es sehr umstritten war, aber es ist Zeit, das Thema jetzt abzuhaken“, sagte Bewerbungschefin Mary Moran, die so wie auch die Gegner von einem knapperen Ergebnis ausgegangen war, „wir hätten die Chance gehabt, unsere Stadt wieder zurück auf die Weltbühne zu bringen.“ Für das kanadische olympische Komitee (COC) wurde eine „einzigartige Chance“ verpasst.

Im Nein-Lager, dass vor allem die hohen Kosten von Olympischen Spielen kritisiert hatte, herrschte hingegen wie erwartet Freudenstimmung. „Die Leute haben genug davon, dass ihnen das Establishment sagt, was sie denken und tun sollen, und dass es gut für sie wäre, Millionen oder Milliarden auszugeben“, so Lokalpolitiker Sean Chu und verwies auf den Trend der jüngeren Vergangenheit, als etwa für Sotschi 2014 50,8 Mrd. US-Dollar (rund 45 Mrd. Euro) ausgegeben wurden. Die nächsten Winterspiele finden 2022 in der chinesischen Hauptstadt Peking statt.