Stefan Kraft (AUT)
APA/AFP/Jure Makovec
Skispringen

Kraft sieht Saison optimistisch entgegen

Für die ÖSV-Skispringer hat sich in der Vorbereitung auf die am Wochenende beginnende Weltcup-Saison einiges geändert. Stefan Kraft, Gregor Schlierenzauer und Co. arbeiten seit Mai mit einem neuen Trainerteam unter Führung von Andreas Felder, das ein klares Leitbild für den optimalen Sprung vorgegeben hat.

Auf der ersten Weltcup-Station in Wisla wird sich zeigen, wie die Athleten die Adaptierungen im Sprung und die erneuten Materialänderungen umgesetzt haben. Im Team-Bewerb am Samstag durften sich die Österreicher bereits über ein kleines Erfolgserlebnis freuen. Hinter Polen und Deutschland belegte die rot-weiß-rote Equipe Rang drei. Am Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) folgt im ersten Einzel-Springen die nächste Bewährungsprobe.

Nach den Enttäuschungen bei den Olympischen Spielen hatte sogar der zweifache Weltmeister Kraft zu zweifeln begonnen. Nun fühlt sich der 25-jährige Weltcup-Sieger von 2016/17 auf dem Weg zurück zu alter Stärke. „Ich habe das Gefühl, dass da eine richtige Philosophie drinnen ist. Jeder redet von einer Technik, von der ich auch überzeugt bin, dass sie richtig ist“, sagte der 25-Jährige.

Weniger Risiko, mehr Konstanz

Seinen Stil habe er nicht viel verändern müssen. Er habe aber versucht, ihn weniger risikoreich und damit konstanter anzulegen, sagte Kraft. „Ich habe geschaut, dass es, egal bei welchem Wind, funktioniert.“ Die Regeländerung – die Springer werden nun ohne Sprungstiefel gewogen – führt dazu, dass sie entweder Gewicht zunehmen oder kürzere Ski verwenden müssen, um die Vorgabe zu erfüllen. Die Tendenz ging allgemein zu kürzeren Skiern. Kraft hat ein Mittelmaß gewählt, 0,5 kg zugenommen und die Ski um einen Zentimeter verkürzt. „Damit bin ich gut dabei“, glaubt der Salzburger.

Stefan Kraft (AUT)
GEPA/Thomas Bachun
Die Umstellung beim Material sollte Kraft keine Probleme bereiten

Seine Ziele für den Auftakt auf einer seiner Lieblingsschanzen formulierte der Gesamtvierte des vergangenen, für das ÖSV-Team sieglosen Winters vorsichtig. „Ich hoffe schon, dass ich gleich wieder konstant in die Top Ten springen kann“, sagte Kraft. „Natürlich möchte ich heuer auch wieder ganz oben stehen, das ist ganz klar, aber jetzt ist einmal gut reinstarten wichtig.“

Felder mit Entwicklung zufrieden

„Das Gefühl sagt mir, dass wir nicht so schlecht drauf sind. Aber wir müssen schauen, was das im Wettkampf wert ist“, sagte Felder nach den ersten Trainingseinheiten auf Schnee in Falun und gab sich zuversichtlich.

Der Ex-Weltmeister und -Weltcup-Sieger hat Florian Schabereiter, mit dem er schon seit vier Jahren kooperiert, und Florian Liegl als Assistenten geholt. Der Einsatz der Coaches geht so weit, dass sie sich auf Trainingskursen gemeinsam im Dreibettzimmer einquartieren, damit ein ständiger Austausch möglich ist.

Glück und Gefühl gehören dazu

Die Heim-WM in Seefeld und Innsbruck ist für Athleten und Trainer noch weit weg. Um bei der Vierschanzentournee und dann bei der WM ab 19. Februar auch wirklich in Topform zu sein, brauche es auch etwas Glück, sagte der 56-jährige Felder. Denn in dem komplexen Sport Skispringen könne man anders als in einer reinen Ausdauer- oder Kraftsportart die Form kaum steuern, weil auch das Gefühl sehr stark involviert sei. „Die Form bei so vielen Wettkämpfen über die gesamte Saison zu halten, ist fast unmöglich. Man muss schauen, dass man gut regeneriert zu den wichtigen Wettkämpfen kommt“, sagte der Tiroler.

Dass er selbst Erfahrungen als erfolgreicher Springer gesammelt habe, wirke sich positiv aus, erklärte Felder. „Man kann sich so gut reinversetzen in die Athleten. Denn für sie ist es eine besondere Belastung.“ Er weiß daher auch um die Schwierigkeiten, die eine Technik- oder Materialänderung für den individuellen Sprung bedeutet. „Man muss sich vom alten Gefühl und alten Mustern verabschieden. Das ist vor allem eine Herausforderung für Springer, die schon lange im Geschäft sind.“