Susanna Dinnage
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Fußball

Starke Frau für Englands Milliardenliga

In der englischen Premier League bricht ab kommendem Jahr eine neue Zeitrechnung an. Mit Susanna Dinnage übernimmt erstmals eine Frau das Ruder bei der finanzstärksten Fußballliga der Welt. Die 51-Jährige machte sich in der TV-Branche einen Namen und soll dafür sorgen, dass sich über die Clubs weiter ein Geldregen ergießt.

„Ich freue mich darauf, diese fantastische Position zu übernehmen. Die Gelegenheit, eine so dynamische und inspirierende Organisation zu leiten, ist ein großes Privileg“, sagte die designierte Ligachefin am Dienstag in einem ersten Kommentar. Dinnage folgt Richard Scudamore nach, der 19 Jahre lang die Geschicke der Premier League leitete und dafür sorgte, dass die Clubs der obersten englischen Spielklasse so viel an TV-Geldern kassieren wie in keiner anderen vergleichbaren Liga des Planeten.

„Es gab ein sehr starkes Kandidatenfeld, aber Susanna sticht aufgrund ihrer Erfolgsbilanz heraus“, sagte etwa Chelsea-Vorsitzender Bruce Buck, eine der treibenden Kräfte hinter der Verpflichtung von Dinnage. Detail am Rande: Unter den möglichen Kandidaten soll angeblich auch der ehemalige britische Premierminister Tony Blair gewesen sein.

Von MTV bis Animal Planet

Bei Scudamores Amtsantritt 1999 kassierten die 20 Vereine der Premier League insgesamt 212 Mio. Pfund (rund 243 Mio. Euro) für die TV-Rechte, heuer werden alleine aus den inländischen Rechten an die 4,65 Mrd. Pfund (rund 5,3 Mrd. Euro) Einnahmen erwartet. Pay-TV-Sender Sky, seit Einführung der Premier League 1992 wichtigster Partner der Liga, schloss erst im Februar 2018 einen neuen Vertrag mit der Liga in Millardenhöhe ab.

Cyrus Christie (Fullham) und Sadio Mane (Liverpool)
Reuters/Action Images/Andrew Boyers
Dinnages Lieblingsclub Fulham (in Weiß) und Liverpool profitierten von den Milliardendeals ihres Vorgängers

Dinnages bisherige Rolle soll garantieren, dass der Geldfluss auch künftig kein Ende nimmt. Die Engländerin, die laut englischen Medien Saisonkartenbesitzerin des FC Fulham ist, blickt auf 20 Jahre im TV-Geschäft zurück. So sammelte die 51-Jährige u. a. Erfahrung bei MTV und Channel 5 bevor sie ins Discovery-Netzwerk umstieg. Dort war sie zuletzt als weltweite Chefin der Marke Animal Planet tätig. Ihr bisheriges Motto: „Du musst mutig, deine Ideen müssen besser, und du musst der Erste sein.“

Erfolgreiche Verhandlerin

Die neue Chefin der Premier League war während ihrer Zeit bei Discovery auch in Verhandlungen über Sportrechte involviert. So war sie am Deal zwischen Wimbledon und der BBC auf der einen und dem zum Discovery-Konzern gehörenden Sender Eurosport, der Letztgenanntem die Übertragungsrechte des Tennisrasenklassikers sicherte, beteiligt. Auch dass Eurosport die Rechte an den Olympischen Spielen von 2018 bis 2024 erhielt, geht auf Dinnages Kappe.

Im Vorjahr legte sie sich auch mit Sky, ihrem nun wichtigsten Partner an, als sie in einem Kostenstreit damit drohte, die Discovery-Sender aus dem Programm des Bezahlsenders zu nehmen. „Pay-TV muss mehr sein als nur Filme und Fußball“, sagte die 51-Jährige damals, „man kann nicht erwarten, dass der Konsument alle Investionen trägt und immer weniger an Wahlmöglichkeiten dafür zurückbekommt.“

Baustelle „Brexit“

Nun soll die starke Frau an der Spitze der Milliardenliga vor allem dafür sorgen, dass die Premier League noch mehr Gelder aus anderen TV-Märkten einnimmt. Dinnage soll auch darauf achten, dass die bisherige Regelung der Liga, die für Änderungen 14 von 20 Stimmen benötigt und damit den weniger finanzstarken Clubs mehr Gewicht verleiht, nicht aufgeweicht wird. Speziell Großclubs wie Manchester City und United sowie der FC Liverpool drängen darauf, speziell mehr vom internationalen Rechtekuchen abzubekommen.

Eine große Baustelle wird auch das zukünftige Umgehen mit EU-Legionären, wenn Großbritannien wie geplant im kommenden März die Europäische Union verlässt. Der englische Verband (FA) schlug bereits am Dienstag vor, die Zahl ausländischer Spieler von aktuell 17 auf zwölf zu beschränken und bei einer Einigung den Regierungsorganen künftig Bestätigungen für die Ausstellung der notwendigen Arbeitsgenehmigungen zu erteilen. Derzeit haben 13 der insgesamt 20 Premier-League-Teams mehr als zwölf Legionäre im Kader.