Karl Schranz
GEPA/Matic Klansek
Chronik

Skilegende Karl Schranz ist 80

Mit Karl Schranz feiert am Sonntag eine lebende Skilegende ihren 80. Geburtstag. Doch weder Erfolge bei Weltmeisterschaften und im Weltcup noch der triumphale Empfang nach der Olympiadisqualifikation 1972 waren sein persönliches Highlight.

„Das Wichtigste war, dass ich mir nie wehgetan habe“, so der Jubilar in einem APA-Interview. Seinen runden Geburtstag feiert der Arlberger, der nach seiner 17 Jahre umspannenden aktiven Karriere in seinem Heimatort St. Anton als Hotelier und Skischulleiter tätig war, auf einem von der Gemeinde ausgerichteten Fest. Der größte Wunsch der Skilegende geht denn auch in Richtung Gesundheit. Für seine Familie und sich selbst.

Hartnäckig zum Erfolg

Als Jugendlicher musste der am 18. November 1938 geborene Schranz viele Entbehrungen und Schicksalsschläge hinnehmen. Als er acht Jahre alt war, brannte das Elternhaus ab, sein Vater starb früh – all das hat den Arlberger geprägt. Schranz kam in jungen Jahren ins Nationalteam und erkämpfte sich seine Position als „Nachfolger“ des dreifachen Olympiasiegers Toni Sailer mit unbändigem Siegeswillen. Er war hart zu sich selbst, trainierte mehr als die anderen, scheute keine Konfrontation und ging oft „mit dem Kopf durch die Wand“.

Karl Schranz
APA/Photopress-Archiv
Schranz drückte den alpinen Rennen (hier am Lauberhorn) in den 1960er Jahren seinen Stempel auf

Er sorgte aber immer wieder auch für neue Impulse in seinem Sport. Der starke Abfahrer und Riesentorläufer nützte als einer der Ersten den Windkanal, fiel ab 1966 mit einem einteiligen Rennanzug auf und beschleunigte auf den letzten Metern vor dem Ziel mit seiner „Schranz-Hocke“. Der Ehrenbürger St. Antons feierte zwei Gesamtsiege im Weltcup (1969 und 1970), zudem war er dreimal Weltmeister (1962 zweimal und 1970).

Keine Liebesbeziehung zu Olympia

Untrennbar mit dem Namen Schranz ist aber auch dessen vergebliche Jagd nach Olympiagold verbunden. Zweimal hatte man ihm die Chance darauf genommen, doch er hat seinen Frieden mit den fünf Ringen geschlossen. Bei den Winterspielen in Innsbruck 1964 holte er Silber im Riesentorlauf, vier Jahre später stand er in Grenoble kurze Zeit sogar als Slalom-Olympiasieger fest. Schranz hatte wegen einer Behinderung den zweiten Lauf nochmals absolvieren dürfen, markierte Gesamtbestzeit, wurde aber nachträglich doch disqualifiziert. Gold erhielt stattdessen der Franzose Jean-Claude Killy.

TV-Hinweis

ORF Sport + zeigt am Sonntag um 20.15 Uhr die Dokumentation „Karl Schranz – Der Mann, für den Österreich auf die Straße ging. Um 22.45 Uhr folgt ein „Vintage Sports“-Spezial mit einer Zeitreise aus dem ORF-Sportarchiv – mehr dazu in tv.ORF.at.

Dann kam Olympia 1972 in Sapporo, das in der Biografie des Arlbergers einen besonderen Platz einnimmt. Schranz reiste als Abfahrtsfavorit nach Japan, wurde aber kurz vor dem Rennen vom damaligen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Avery Brundage, wegen des „Amateurparagrafen“ – Schranz hatte bei einem Juxfußballspiel ein Trikot mit einem Sponsor getragen – von den Spielen ausgeschlossen. Der Amerikaner wollte mit dem Ausschluss des Österreichers ein Exempel statuieren.

In Österreich kochte wegen des vermeintlichen Unrechts gegen den Skistar die Volksseele, bei der Rückkehr bereiteten ihm mehr als 100.000 Menschen einen triumphalen Empfang in Wien, wo er an der Seite des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky (SPÖ) vom Balkon des Kanzleramtes winkte. „Das Ausschluss tut heute nicht mehr weh, aber es war eine Ungerechtigkeit“, sagte Schranz im Rückblick.

Von schweren Stürzen verschont

All das ist aber Schnee von gestern. Der 80-Jährige blickt lieber in die Zukunft und wünscht sich für sich und seine Familie vor allem eines: Gesundheit. Künstliche Gelenke an Knie und Hüfte sind bei älteren Menschen fast schon normal, der frühere Extremskiläufer Schranz kam hingegen ohne Eingriff davon. „Ich bin gut beisammen, ich muss gute Gene haben“, sagte Schranz. Gute Gene und die nötige Portion Glück: „Ich habe aber auch keine argen Stürze gehabt.“

Obwohl damals Streckenbeschaffenheit und Sicherheitseinrichtungen vom heutigen Standard weit entfernt waren. „Die Pisten waren nur bei den Rennen gut präpariert und Sicherheitsnetze hat es überhaupt nicht gegeben“, erzählte Schranz. „Nur in Wengen auf dem Hundsschopf war eines, aber das hat ein Loch von einem Meter gehabt, da wäre man durchgepfiffen.“ Auf dem Lauberhorn hat er ebenso wie in Kitzbühel vier Abfahrtssiege gefeiert. Vier Streif-Siege hat nur noch Franz Klammer zu Buche stehen, und mit dem fünffachen Gewinner Didier Cuche aus der Schweiz war nur einer besser.