Elvis Saric (BIH) und Peter Zulj (AUT)
GEPA/Philipp Brem
Nations League

Österreich trennt sich von Bosnien nur remis

Österreichs Nationalteam hat sich am Donnerstagabend in der UEFA Nations League im Wiener Ernst-Happel-Stadion von Tabellenführer Bosnien-Herzegowina 0:0 getrennt und damit die Chance auf den Gruppensieg vertan. Um diese am Leben zu erhalten, hätte die ÖFB-Elf zumindest einen 1:0-Sieg benötigt. Dem waren die Österreicher aber gegen clever agierende Bosnier nur selten nah genug.

Immerhin fixierte die Mannschaft von Teamchef Franco Foda Rang zwei in der Gruppe B3 und erspart sich am Sonntag in Nordirland (18.00 Uhr, live in ORF eins) ein Finale um den Abstieg in die Liga C.

Bosnien steht mit zehn Punkten nach vier Spielen als Gruppensieger fest und unterstrich die Vormachtstellung in diesem Pool auch in Wien. Die Gäste waren vor allem vor der Pause dem Sieg deutlich näher, eine Leistungssteigerung der Österreicher nach der Pause reichte nicht aus.

Alaba startet erstmals als Linksverteidiger

Im Vergleich zum letzten Nations-League-Spiel, dem 1:0-Heimsieg gegen Nordirland, veränderte ÖFB-Teamchef Franco Foda die Startelf an fünf Positionen. Kapitän Julian Baumgartlinger und David Alaba kehrten nach Verletzungen zurück. Der Bayern-Legionär startete erstmals in seiner ÖFB-Karriere als Linksverteidiger. Die Entscheidung ließ wohl die Herzen vieler heimischer Fans höher schlagen, forderten doch in den vergangenen Jahren viele Anhänger, dass Alaba wie bei seinem Club auf der linken Abwehrseite agieren sollte.

Foda spielte wie gegen die Nordiren mit einer Viererkette, allerdings nur mit einer Spitze: Marko Arnautovic. Weiters ersetzten Aleksandar Dragovic und Alessandro Schöpf die verletzten Sebastian Prödl und Marcel Sabitzer in der Innenverteidigung beziehungsweise im linken Mittelfeld. Mit Florian Kainz im offensiven Mittelfeldzentrum des 4-2-3-1-Systems wusste der Teamchef auch zu überraschen. Andreas Ulmer und Stefan Ilsanker mussten mit der Ersatzbank vorliebnehmen, Guido Burgstallers Ausfall mit Leistenproblemen war am Mittwoch gewiss.

Fans von Bosnien-Herzegowina
APA/Hans Punz
Die zahlreichen bosnischen Fans im Happel-Stadion sorgten für ordentlich Stimmung

Fodas Pendant Robert Prosinecki bot wie gewohnt ein 4-3-3 auf und veränderte gegenüber dem 1:0-Heimsieg gegen Österreich in Zenica überhaupt nur eine Position. Ognjen Vranjes rückte für Salzburg-Legionär Darko Todorovic, der verletzt ist, als Rechtsverteidiger ins Team, das von Kapitän und Starangreifer Edin Dzeko angeführt wurde. Der AS-Rom-Stürmer kam mit guter Laune im Stadion an, ähnlich wie die vielen Fans im Lager der Bosnier, die in klarer Überzahl waren.

Bosnische Fans in Überzahl

Bereits einige Tage vor dem Duell zeichnete sich dieser „Heimvorteil“ ab. Das bestätigte sich im Stadion seh- und hörbar, die hartgesottenen Anhänger füllten auf ihrer Seite gar drei Ränge. Tausende bosnische Fans zogen schon untertags durch die Wiener Innenstadt. Das ÖFB-Team konnte unter den 37.200 Zuschauerinnen und Zuschauern zumindest auf einen neuen Unterstützer bauen. „Ostar-Richi“, ein Adler im Fußballtrikot, gewann bei über 240 Vorschlägen das Maskottchenvoting und war an diesem Abend erstmals im Einsatz.

Die Anfangsphase gehörte aber den Gästen, die Österreich in den ersten Minuten mit Aggressivität begegneten und so auch in den Strafraum drangen. Toni Sunjic setzte im Duell mit Valentino Lazaro einen Kopfball nach einer Ecke knapp über das Tor (6.). Prosinecki löste sein Versprechen vom Vortag ein, Bosnien stellte sich nicht hinten rein.

Kopfballchance von Sunjic

Bosniens Innenverteidiger Toni Sunjic setzt sich nach Pjanic-Corner im Kopfballduell gegen Valentino Lazaro durch und köpfelt knapp am Tor vorbei.

Damit hatten die Österreicher offenkundig nicht gerechnet und hatten ihre Mühe, einen Spielfluss zu entwickeln. Die Bosnier kombinierten gefällig, doch für mehr als ein klares Abseitstor von Dzeko reichte es zunächst nicht (16.). Das österreichische Offensivwerk lief in den ersten 20 Minuten auch wegen unnötiger Ballverluste nicht rund.

Österreich bekam keinen Zugriff

Österreich kam immerhin über die Außenverteidiger Alaba und Lainer zu ersten Strafraumszenen. Die mündeten aber stets in Eckbällen ohne Torgefahr. Die erste erwähnenswerte ÖFB-Chance resultierte ebenfalls aus einer Standardsituation: Alaba setzte einen Freistoß aus halblinker Position rund 25 Meter vor dem Tor am rechten Kreuzeck vorbei (25.).

In der Defensive hatten die Gastgeber auch weiterhin zu wenig Zugriff auf die aggressiven und ballsicheren Bosnier, die auch die Linien der Österreicher schnell zu überbrücken wussten. Auf diese Weise kam Visca zur bis dahin besten Chance, als er nicht im Abseits stehend aus spitzem Winkel im Sechzehner Heinz Lindner zu einer tollen Parade zwang (26.). Das sorgte für Freude bei den bosnischen Fans – und eine Rauchbombe für Nebel im Oval. Dzeko behielt kurze Zeit später aus 17 Metern dennoch die Übersicht und verzog knapp (33.). Der Superstar des Gegners hatte zu viel Raum und Zeit. Sein Fehler bei der nächsten Ballannahme erheiterte aber zumindest das heimische Publikum, das in der ersten Hälfte nicht viel zu lachen hatte.

Österreich strahlte kaum Torgefahr aus, die Dreierkette im Mittelfeldzentrum setzte keine Akzente. Arnautovic, der als Solospitze einen schweren Stand hatte, prüfte Goalie Sehic kurz vor der Pause (39.). Bei einem Laufduell mit Muhamed Besic, bei dem der West-Ham-Star am Weg zum Tor zu Fall kam, blieb die Pfeife von Schiedsrichter Andrew Dallas aus Schottland stumm, was Arnautovic fassungslos zurückließ. Die letzte gefährliche Aktion vor der Halbzeit gehörte wieder den Gästen, Visca verzog allerdings nach Dzeko-Zuspiel. Österreich hatte Glück, ohne Gegentor in die Pause zu gehen.

Foda reagierte zur Pause

Foda sah sich in der Halbzeit zu einem Wechsel gezwungen, nahm den blass gebliebenen Kainz heraus und brachte Xaver Schlager ins Spiel. Offenkundig hatte auch die Ansprache des 52-jährigen Deutschen gefruchtet, denn seine Mannschaft kam mit Schwung aus der Kabine. Schlagers erster Warnschuss ging noch deutlich vorbei (48.), drei Minuten später vergab Österreich per Doppelchance das 1:0.

Muhamed Besic (BIH) und Xaver Schlager (AUT)
APA/Hans Punz
Der eingewechselte Xaver Schlager sorgte nach der Pause für viel Schwung im ÖFB-Team

Nach einem Freistoß bekam Alaba eine zweite Möglichkeit für eine Flanke, Hinteregger köpfelte am Fünfer freistehend Vranjes an, der unzureichend klärte. Schlager flankte von links und Arnautovic setzte sich per Seitfallzieher in Szene. Sunjic klärte den Ball vor der Linie, allerdings verbreiterte der Bosnier mit dem Ellbogen seine Körperfläche – das Schiedsrichtergespann griff nicht ein.

Arnautovic-Kunstschuss abgeblockt

Marko Arnautovic tritt mit einem Seitfallzieher in Erscheinung, der von Toni Sunjic mit dem Ellbogen abgeblockt wird – ein Elfmeterpfiff bleibt aus.

Es entwickelte sich in der Folge ein Schlagabtausch, bei dem sich vor allem die Freunde Dzeko und Arnautovic – Stichwort Instagram – um den Torerfolg bemühten. Die Abschlüsse fielen aber allesamt zu schwach (56., 60.) oder unpräzise (58.) aus, im Gegensatz zum Schlenzer von Duljevic, den Linder hervorragend zur Ecke parierte (64.). Verteidiger Ervin Zukanovic setzte nach dieser den Ball per Drehung nur Zentimeter am Tor vorbei (65.).

Österreich blieb im Spiel, und nachdem sich Schlagers Einwechslung bezahlt machte, brachte Foda mit Michael Gregoritsch noch eine Offensivkraft für den ebenfalls unauffälligen Schöpf. Ein Baumgartlinger-Kopfball war allerdings die letzte gute Chance für Österreich in diesem Spiel (72.). Im Finish kam auch noch der am Mittwoch für Burgstaller nachnominierte Marc Janko in die Partie (82.), doch Bosnien brachte den Punkt und damit den Gruppensieg ohne gröbere Probleme über die Zeit. Arnautovic verzog als Schlusspunkt aus aussichtsreicher Position halblinks im Sechzehner (91.).

UEFA Nations League, Gruppe B3

Donnerstag:

Österreich – Bosnien-Herzegowina 0:0

Wien, Happel-Stadion, 37.200, SR Andrew Dallas (SCO)

Österreich: Lindner – Lainer, Dragovic, Hinteregger, Alaba – Baumgartlinger, Zulj (82./Janko) – Lazaro, Kainz (46./Schlager), Schöpf (67./Gregoritsch) – Arnautovic

Bosnien-Herzegowina: Sehic – Vranjes, Sunjic, Zukanovic, Civic – Besic, Pjanic (87./Gojak), Saric – Visca, Dzeko, Duljevic (79./Krunic)

Gelbe Karten: Zulj, Baumgartlinger bzw. Vranjes, Duljevic, Saric