Trainer Franco Foda
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Nations League

Kritik und Lob von Teamchef Foda

„Ich gratuliere der bosnischen Mannschaft. Sie ist verdient Erster geworden.“ ÖFB-Teamchef Franco Foda hätte wohl lieber andere Worte zur Eröffnung seiner Matchanalyse gewählt, doch durch die Nullnummer am Donnerstag im Ernst-Happel-Stadion hat Österreichs Nationalmannschaft die Chance auf den Gruppensieg verspielt.

Die ÖFB-Auswahl steht bereits vor dem Spiel am Sonntag in Belfast gegen Nordirland (18.00 Uhr, live in ORF eins) als Gruppenzweiter fest. „Das ist für die EM-Auslosung auch nicht so unwichtig“, sagte Foda und ergänzte: „Unser Ziel war klar. Wir wollten den ersten Platz belegen. Das ist uns nicht gelungen, aber deswegen darf man nicht den Fehler machen, alles schlechtzureden. Unsere zweite Halbzeit war sehr, sehr gut. Da bin ich mit den Spielern sehr zufrieden.“

Eine erste Hälfte zum Vergessen

Alles andere als zufrieden war der 52-jährige Deutsche allerdings mit der ersten Hälfte. In seiner rund 20-minütigen Pressekonferenz nach dem Spiel kam Foda immer wieder auf die ersten 45 Minuten zu sprechen, in denen den Teamchef einiges gestört hat. Mit zu wenig Überzeugung, Ballsicherheit und Tempo, schlecht gespielten letzten Pässen sowie einem mangelhaften Zweikampfverhalten begründete Foda die ernüchternde Darbietung seines Teams.

Trainer Franco Foda
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Die schwache erste Hälfte verursachte bei Franco Foda die eine oder andere Unmutsreaktion

Wirklich erklären konnte sich Foda die Leistung nicht, denn in der Vorbereitung habe die Mannschaft sehr gut trainiert und sei fokussiert gewesen. Mit Anpfiff der Partie war das allerdings wie weggeblasen. „Erste Halbzeit war das von uns absolut zu wenig. Insgesamt waren wir nicht so präsent, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir haben zu langsam und keine Bälle hinter die letzte Linie gespielt. Wir haben es durch das Zentrum versucht, dort war Bosnien aber sehr aggressiv“, sagte der Teamchef.

Variante mit Kainz ging nicht auf

Seine Variante mit Florian Kainz im offensiven Zentrum, die erst durch den kurzfristigen Ausfall von Guido Burgstaller entstanden war, brachte nicht den gewünschten Erfolg. „Kainz sollte in Ballbesitz versuchen, Überzahlsituationen am Flügel herzustellen und sich zwischen den Linien zu bewegen. Wir wollten damit mehr Tiefe. Darüber hinaus sollte er gegen den Ball (Miralem, Anm.) Pjanic zustellen“, erläuterte Foda seine Überlegungen zur überraschenden Startformation.

Kainz konnte diese Rolle allerdings nicht erfüllen, wobei Foda keine Kritik am Bremen-Legionär übte, sondern die gesamte Mannschaft in die Pflicht nahm. „Das System ist nur ein Teil des Fußballs. Letztendlich geht es um die taktische Ausrichtung, und die haben wir in der ersten Hälfte nicht so umgesetzt, wie wir uns das vorgestellt haben. Wenn man zu spät im Zweikampf ist, dann ist das unabhängig vom System.“

Klare Steigerung nach der Pause

Mit der Reaktion seiner Spieler war Foda aber zufrieden. So wie in der zweiten Hälfte müsse das Team immer spielen – entschlossener und zielstrebiger. „Damit waren wir besser im Spiel und hatten gerade am Anfang sehr gute Möglichkeiten“, so Foda. Ein Führungstreffer für die ÖFB-Truppe hätte seiner Meinung nach den Sieg bedeutet. „Wäre uns nach der Pause in den ersten 20 Minuten ein Tor gelungen, bin ich überzeugt, dass wir das Spiel zu 100 Prozent für uns entschieden hätten“, sagte der Teamchef.

Die Chancen wurden allerdings erneut nicht genutzt, womit das Team in drei Gruppenspielen bisher nur ein Tor erzielt hat. Foda wechselte mit Michael Gregoritsch und Marc Janko sogar noch zwei zusätzliche Stürmer, aber auch das brachte nichts mehr. „Zweite Hälfte war es ein offener Schlagabtausch. Da haben wir dann alles riskiert. Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen. Aufgrund des Risikos hätten wir auch noch verlieren können“, sagte Foda, der unter dem Strich von einem gerechtfertigten Ergebnis sprach.

Österreich und Bosnien trennen sich torlos

In der Nations League kam Österreichs Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina nicht über ein 0:0 hinaus. Die ÖFB-Elf hat damit keine Chance mehr auf den Gruppensieg.

Lob für Bosnien und keine ÖFB-Stagnation

In diesem Zusammenhang hob Foda auch die Qualitäten des Gegners, der laut dem Teamchef auch mit der leichteren Ausgangsposition in die Partie gegangen war, hervor. „Es kommt ja nicht von ungefähr, dass Bosnien in diesem Jahr nur ein Spiel verloren hat. Sie bekommen extrem wenige Gegentore. Das ist eine Mannschaft, die defensiv extrem stabil ist und vorne in der Lage ist, ein Tor zu erzielen. Man sollte auch Respekt vor dem Gegner haben. Bosnien hat eine richtig, richtig gute Mannschaft“, sagte Foda.

Der Teamchef fühlte auch seine Einschätzung einer ausgeglichenen Gruppe erneut bestätigt. „Alle Spiele waren extrem eng. Es entscheiden auf diesem Niveau einfach Kleinigkeiten“, sagte Foda, dessen Bilanz in den letzten sechs Spielen bei zwei Siegen, einem Remis und drei Niederlagen steht. Ein Anzeichen von Stagnation sieht er aber nicht. „Ich bin der Überzeugung, dass wir uns auf einem guten Weg befinden. Auch wenn die Ergebnisse im Moment nicht für uns sprechen. Es gibt viele positive Ansätze“, sagte Foda.