Marko Arnautovic
GEPA/Michael Meindl
Nations League

ÖFB-Team hadert nach verpasster Chance

Es war ein Remis, das sich für die ÖFB-Teamspieler wie eine Niederlage angefühlt hat: Mit dem 0:0 gegen Bosnien-Herzegowina am Donnerstagabend in Wien verspielte das Nationalteam die Chance auf den Gruppensieg und den damit verbundenen Aufstieg in die Liga A der Nations League und muss sich mit Platz zwei begnügen. Neben Enttäuschung mischte sich Frustration in die Gefühlswelt der Spieler.

„Das Unentschieden ist enttäuschend, wir wollten das Spiel gewinnen. Über 90 Minuten gesehen haben wir den Sieg aber nicht verdient“, sagte Aleksandar Dragovic nach der torlosen Partie im Happel-Stadion. Die österreichischen Teamspieler zeigten sich durchwegs selbstkritisch, was auch an einer schwachen ersten Hälfte lag, in der die Gastgeber Glück hatten, sie ohne Gegentor überstanden zu haben.

„In der ersten Halbzeit waren wir nicht so da. Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen und hatten viele Ballverluste. Bosnien hat sehr gut den Ball laufen gelassen, es war schwierig, ins Spiel zu kommen“, sagte David Alaba, der erstmals als Linksverteidiger im Team auflief. Marko Arnautovic musste ebenfalls zerknirscht feststellen, dass „man Österreich in der zweiten Hälfte gesehen hat, in der ersten nicht“. Auch ihm fehlte die notwendige Aggressivität, die wiederum die Gäste an den Tag legten und damit Österreich auch überraschen konnten.

Interview mit Marko Arnautovic

Der ÖFB-Stürmer sprach über das 0:0 gegen Bosnien-Herzegowina.

„Wir wollten vorne Druck machen, sind aber zu spät ins Pressing gekommen – beziehungsweise haben ein paar Spieler geschlafen. Wir haben es in der ersten Halbzeit sehr schlecht gemacht", fand Peter Zulj für die Leistung der Österreicher klare Worte. „Man muss sagen, wir haben zu wenige Torchancen kreiert. Wir hätten viel mehr Druck machen, Pressing spielen müssen“, fügte der Sturm-Spieler hinzu.

Dragovic nach „Auswärtsspiel“ frustriert

Eine andere Erklärung für den zurückhaltenden Auftritt vor der Pause hatte Dragovic parat. „Wir haben uns, glaube ich, angeschissen, weil 20.000 Bosnier gekommen sind“, sagte der Leverkusen-Legionär zur Überzahl an Gästeanhänger an. In puncto ferngebliebener ÖFB-Fans war bei Dragovic auch Frustration auszumachen. „Ich finde es sehr schade, dass in solch einem Spiel der dritte Rang leer geblieben ist. Diese Unterstützung hätten wir gebraucht. Aber es hilft nicht zu jammern, wir haben es am Spielfeld nicht geschafft“, so Dragovic.

Nach der Pause stellte sich zumindest Besserung ein. Florian Kainz, der im 4-2-3-1-System im Zentrum der offensiven Dreierkette ebenso wenig zur Geltung kam wie links Alessandro Schöpf („Offensiv war es von mir heute wenig“) und rechts Valentino Lazaro, blieb in der Kabine. Xaver Schlager brachte mit Unbekümmertheit Schwung in die ÖFB-Offensive. „Ich versuche einfach, der Mannschaft zu helfen. Es hätte für mich schlechter laufen können, aber es zählt das Ergebnis. 0:0 ist nicht das, was wir wollten“, so Schlager, der ohne Anlaufschwierigkeiten in die Partie fand. „Nervosität bringt mir nichts, und ich habe auch genug Selbstvertrauen, weil es im Verein gut läuft“, sagte Schlager.

„Glück muss man sich erarbeiten“

Mit dem 21-Jährigen auf dem Feld hatte Österreich seine beste Phase und fand kurz nach der Pause eine Doppelchance durch Martin Hinteregger und Arnautovic vor. Der Seitfallzieher des West-Ham-Legionärs wurde dabei von Toni Sunjic mit dem Ellbogen geklärt. Referee Andrew Dallas (SCO) reagierte wie schon zuvor bei einem strittigen Zweikampf zwischen Arnautovic und Muhamed Besic auf dem Weg zum Tor nicht. „Ich weiß nicht, welche Aufgabe der Schiedsrichter heute hatte. Bei der einen Szene wollte der Spieler mit mir einen MMA-Fight machen und nicht Fußball spielen“, kritisierte der West-Ham-Legionär.

Österreich und Bosnien trennen sich torlos

In der Nations League kam Österreichs Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina nicht über ein 0:0 hinaus. Die ÖFB-Elf hat damit keine Chance mehr auf den Gruppensieg.

„Ein bisschen Pech hatten wir auch, vielleicht war ein Handspiel dabei oder eine Rote Karte. Aber das Glück muss man sich erarbeiten, das haben wir heute nicht gemacht“, sagte Dragovic und haderte mehr mit der zu mutlosen Vorstellung in der Offensive. „Wir müssen uns nach vorne mehr trauen“, forderte der 27-Jährige, der „lieber 4:3 gewinnt“, als in der Defensive zu null zu spielen. Schöpf merkte an, dass „uns derzeit ein wenig die Qualität nach vorne fehlt“.

Arnautovic („Bei uns hat der letzte Pass gefehlt“) tat sich als Solospitze schwer. „Ich hatte immer zwei Spieler um mich herum, vielleicht war das auch ihr Plan. Ich hatte dennoch meine Chancen, aber leider, ich bin auch kein Superman“, so der 29-Jährige, der immerhin keine Probleme mit seinem lädierten Knie hatte.

„Superman“ am nächsten kam aus österreichischer Sicht Heinz Lindner. Der Tormann hielt mit seinen Paraden die Österreicher 90 Minuten im Spiel. „Für das bin ich da, das ist mein Job. Aufgrund der Tabellensituation war es auch besonders wichtig“, sagte der Tormann der Züricher Grasshoppers. „Es freut mich, dass mir das gelungen ist, leider hat es vorne für den Lucky Punch nicht gereicht.“

„Bosnien ist eine Weltklassetruppe“

Das hatte nicht zuletzt auch mit einem starken und eingespielten Gegner zu tun, der sich mit zehn Punkten den Gruppensieg sicherte. „In der ersten Hälfte haben sie sehr gut gespielt, waren taktisch sehr gut eingestellt. Auch in der zweiten Hälfte haben sie viele Chancen vorgefunden. Wenn sie das 1:0 machen, ist es früher vorbei. Das ist eine Weltklassetruppe, Edin Dzeko und Miralem Pjanic spielen jede Woche bei einem Topclub, haben ihr Stammleiberl und bringen ihre Leistung. Da ist es nicht einfach zu bestehen“, analysierte Schlager, der die U21 im EM-Play-off-Rückspiel am Dienstag unterstützen könnte.

Denn das A-Team bestreitet am Sonntag in Nordirland (18.00 Uhr, live in ORF eins) ein Pflichtspiel, das auf die Tabelle keine Auswirkungen mehr haben wird. „Wir können nicht mehr absteigen, das ist ein kleiner Teilerfolg“, sagte Dragovic und nahm auch etwas Positives nach der gefühlten Niederlage mit. „Aber wir müssen dieses Spiel analysieren und versuchen, es in Zukunft besser zu machen.“