Nations League

Österreich feiert Last-Minute-Sieg

Zum fünften Mal war die österreichische Fußballnationalmannschaft in Nordirland zu Gast. Das beste Ergebnis bisher war ein Unentschieden. Auch am Sonntagabend im letzten Spiel der Gruppe B3 der UEFA Nations League sah es vor 17.895 Zuschauern im Windsor Park von Belfast lange nach einem Remis aus, ehe Valentino Lazaro in der 93. Minute das befreiende Tor zum 2:1-Sieg erzielte.

Damit beschloss Österreich das Länderspieljahr 2018 nach einem starken Frühjahr mit der Bilanz von sieben Siegen, einem Remis und drei Niederlagen in elf Spielen. Der eingewechselte Marko Arnautovic, den das ÖFB-Team davor in der Offensive als Kreativelement vermisste, servierte dem Hertha-BSC-Legionär ideal den Ball, den Lazaro mit seinem ersten Tor im Teamdress mustergültig zur Freude der mitgereisten ÖFB-Fans im Kreuzeck versenkte.

Davor hatte Xaver Schlager in einer Partie mit Licht und Schatten für Österreich mit seinem ersten Länderspieltor (49. Minute) für das 1:0 gesorgt, das die Nordiren jedoch bereits in der 57. Minute durch Corry Evans mit einem abgefälschten Schuss wieder ausgleichen konnten.

Österreich hat damit in der Gruppe B3 sieben Punkte geholt, drei weniger als Sieger Bosnien-Herzegowina, und darf damit hoffen, als einer der besten Gruppenzweiten im komplizierten Nations-League-System vielleicht doch noch ins Rennen um ein EM-Ticket eingreifen zu können. Das steht aber erst im Herbst 2019, nach der eigentlichen EM-Qualifikation, fest. Doch zurück zur Gegenwart.

Foda stellt um

Wie vermutet, verzichtete ÖFB-Teamchef Franco Foda zu Beginn auf den angeschlagenen Arnautovic. Außerdem nahm Foda gegenüber dem Spiel gegen Bosnien-Herzegowina drei weitere Änderungen vor. Neu ins Team kamen Andreas Ulmer, Stefan Ilsanker, Xaver Schlager und Michael Gregoritsch. Dafür saßen Florian Kainz, Alessandro Schöpf, Peter Zulj und Arnautovic zunächst auf der Bank. David Alaba war im 4-2-3-1-System als linker Flügel vorgesehen.

Die Anfangsminuten waren von einem vorsichtigen Spielaufbau der Österreicher geprägt. Fast zu vorsichtig, denn Aleksandar Dragovic war offenbar noch nicht ganz wach. Zuerst beförderte er den Ball unbedrängt ins Out, dann spielte er einen beinahe fatalen Rückpass zu Heinz Lindner. Doch der Grasshoppers-Zürich-Goalie war zur Stelle, ebenso wie in der siebenten Minute bei einem abgefälschten Ball von Corry Evans, der sich nach einem hohen Bogen beinahe noch ins Tor gesenkt hätte, wenn Lindner nicht seine Finger dazwischen gehabt hätte.

Österreich hält Nordirland in Schach

Nach rund zehn Minuten wurde Österreich mutiger, stand höher, setzte die Nordiren früher unter Druck. Das machte sich bezahlt. Ein Alaba-Freistoß ging in der 14. Minute nur knapp über die Latte. Ein eher harmloser Gregoritsch-Schuss aus 20 Meter wurde von Trevor Carson gerade noch ins Tor-Aus gedreht (14.). Die „Green White Army“ von Nordirland war trotzdem in schnellen Gegenstößen immer gefährlich.

Freistoßmöglichkeit für Alaba (14. Minute)

David Alaba zirkelt einen Freistoß aus aussichtsreicher Position über die nordirische Mauer, aber auch über das Tor.

Doch Österreich kontrollierte das Spiel, versuchte nach erkämpften Bällen flüssig und schnörkellos nach vorne zu spielen. Das gelang mal mehr, mal weniger, die Spielidee war klar erkennbar, der letzte Pass kam noch nicht an. In der Defensive stand die Foda-Elf sicher, war immer konzentriert. Und das war gut so, denn Nordirland ließ nicht locker. Nach einer halben Stunde wurden die Angriffe des Weltranglisten-31., angefeuert vom fußballbegeisterten Publikum, wieder vehementer.

Stefan Ilsanker (AUT), George Saville (NIR) und Aleksandar Dragovic (AUT)
GEPA/Christian Ort
Die Österreicher (l. Ilsanker, r. Dragovic) hielten in Sachen Kampfkraft mit den Briten locker mit

So wie bei der Schach-WM in London zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana verschoben auch hier beide Parteien ihre Figuren, einmal wagte sich der eine vor, dann der andere, wie bei einem Freistoß von Niall McGinn in der 44. Minute, aber am Ende schaute wieder ein Remis dabei heraus – zumindest zur Pause. Allerdings hatte Österreich bis zum Pausenpfiff den Anfangselan fast wieder zur Gänze eingebüßt.

Schlager ist ein Hit

Zur Pause musste dann Stefan Ilsanker wegen Kreislaufproblemen in der Kabine bleiben. Für den Leipzig-Legionär kam Peter Zulj in die Partie. Hatte es vor der Halbzeit noch danach ausgesehen, als würde Österreich wieder das Heft aus der Hand geben, kombinierte sich die ÖFB-Elf in der 49. Minute über Zulj, Alaba und Xaver Schlager sehenswert über links zum 1:0.

Schlager schießt Österreich in Führung (49. Minute)

Xaver Schlager erzielt seinen ersten Treffer im Teamdress. Nach Vorarbeit des eingewechselten Peter Zulj netzt der 21-Jährige zum 1:0 für Österreich ein.

Gegen den präzisen Flachschuss des Salzburgers, der zuletzt für seine Auftritte im Team viel Lob bekommen hatte, ins „lange Eck“ hatte Carson keine Chance, und Schlager feierte seinen Premiertreffer im Team genau vor den rot-weiß-roten Fans, für die sich die Reise ins kalte Nordirland damit auch gelohnt hatte. Doch die Mannschaft von Michael O’Neill steckte nicht auf.

Nordirland schlägt zurück

Österreichs Team konnte die Konzentration nicht halten, verlor fast jeden Ball, und Evans gelang durch einen von Martin Hinteregger abgefälschten Schuss (57.) der Ausgleich. Mit dem 1:1 war auch das lautstarke Publikum wieder im Spiel und peitschte seine „Green White Army“ nach vor. Auf den Rängen herrschte jetzt wieder aufgeheizte Stimmung, auch Österreichs Fans holten ihre glitzernden Fahnen wieder hervor. Nordirland warf alles nach vorne, Österreich versuchte es im Gegenzug immer wieder über Schlager, der jetzt sogar ganz vorne auftauchte.

Evans erzielt den Ausgleich (57. Minute)

Nordirland gleicht aus: Corry Evans Schuss wird von Martin Hinteregger unhaltbar zum 1:1 abgefälscht.

Auch Alaba wurde von Foda nach rechts vorne beordert. Ein Schuss des Bayern-Verteidigers traf jedoch nur die Stange hinter dem Tor (70.). Foda wollte sich nicht mit dem Remis zufriedengeben und brachte Arnautovic für den immer mehr von der Bildfläche verschwindenden Gregoritsch ins Match. George Saville (75.) hatte dann fast das 2:1 auf dem Fuß, doch der Schuss des Middlesbrough-Akteurs zog knapp am Tor vorbei. Lindner wäre wohl nicht mehr an den Ball gekommen.

Umkämpfte Schlussphase

In der 78. Minute dann ein ungestümer Zweikampf zwischen Arnautovic und Gareth McAuley, wobei der Nordire und das Publikum erstaunlich unbritisch reagierten, als der West-Ham-Legionär seinen Körper gut einsetzte. McAuley riss Arnautovic zu Boden und nahm ihn in den „Schwitzkasten“, dieser wehrte sich. McAuley sah zu Recht Gelb, auch Alaba der den „Rächer“ spielte, wurde vom belgischen Referee Jonathan Lardot verwarnt.

Diese Aktion weckte jedoch die ÖFB-Elf wieder auf. Im Spiel der Österreicher war jetzt mehr Feuer drinnen. So hatten sich wohl Foda und die Fans den Auftritt von Anfang an vorgestellt. Die zündenden Ideen im Strafraum stellten sich dennoch nicht ein. Bis zur letzten Minute der Nachspielzeit, als Österreich den Ball laufen ließ, alle Beteiligten sich gut in die freien Räume bewegten und Lazaro zum alles in allem nicht unverdienten Sieg abzog.

UEFA Nations League, Gruppe B3

Sonntag:

Nordirland – Österreich 1:2 (0:0)

Belfast, Windsor Park, 17.895 Zuschauer, SR Lardot (BEL)

Torfolge:

0:1 Schlager (49.)
1:1 C. Evans (57.)
1:2 Lazaro (93.)

Nordirland: Carson – Smith, McAuley, J. Evans, Dallas – C. Evans (89./McNair), Davis, Saville – McGinn (74./Whyte), Boyce (74./Lafferty), Jones

Österreich: Lindner – Lainer, Dragovic, Hinteregger, Ulmer – Ilsanker (46./Zulj), Baumgartlinger – Lazaro, X. Schlager, Alaba – Gregoritsch (71./Arnautovic)

Gelbe Karten: McAuley bzw. Baumgartlinger, Alaba