Jubel von Marcel Hirscher (AUT)
GEPA/Christian Walgram
Ski alpin

Hirscher von sich selbst überrascht

Die neue Saison im alpinen Skiweltcup der Männer hat so begonnen, wie die vergangene aufgehört hat: mit einem Sieg von Marcel Hirscher. Mit dem Erfolg im Slalom von Levi am Sonntag überraschte sich der Salzburger aber auch selbst. Denn die Prioritäten bei Hirscher haben sich im Sommer verschoben.

In Levi feierte Hirscher zwar seinen insgesamt 59. Sieg im Weltcup und seinen 28. in einem Slalom, doch erstmals kletterte der 29-Jährige als Ehemann und Vater auf die oberste Stufe des Podests. Die neuen familiären Verhältnisse führten auch zu einer veränderten Vorbereitung des siebenfachen Gesamtweltcup-Siegers. Zu merken war mit zweimal Laufbestzeit im ersten Saisonrennen davon aber wenig.

„Um wirklich irgendwo Weltklasse zu sein, ist es normalerweise schon notwendig, dass man die Prioritäten klar setzt. Schauen wir mal, wie lange der Kompromiss so funktioniert“, sagte Hirscher, nachdem er im finnischen Norden zum dritten Mal triumphiert hatte. Nur sieben Hundertstel gaben den Ausschlag zugunsten des Österreichers und gegen seinen norwegischen Konkurrenten Henrik Kristoffersen.

ÖSV jubelt über Slalom-Auftakt

Bei den Herren fuhr Marcel Hirscher in Levi den ersten Sieg im ersten Rennen der neuen Saison ein. Bernadette Schild konnte ihren „Levi-Fluch“ ablegen und fuhr als Dritte auf das Podest.

Aufatmen nach erstem Lauf

Dass die veränderten privaten Prioritäten vorerst nur wenig Einfluss auf die sportlichen Leistungen haben, war Hirscher laut eigener Aussage schon nach Platz eins im ersten Durchgang klar. „Ich wusste, perfekt, alles super. Ich bin in der Lage, dass ich Rennen gewinnen kann. Ich bin in der Lage, dass ich zu den Schnellsten dazugehöre. Da war für mich die Welt eigentlich schon in Ordnung“, so der Salzburger.

Marcel Hirscher (AUT) während des zweiten Durchgangs in Levi
GEPA/Harald Steiner
Hirscher war die veränderte Vorbereitung im ersten Rennen nicht wirklich anzusehen

Selbst ein Aus im zweiten Lauf wäre daher kein Grund für längerfristigen Frust gewesen. „Wenn ich jetzt ausgefallen wäre, wäre es zwar furchtbar und scheiße gewesen, aber ich hätte gewusst, ich bin dabei. Das ist das Wichtigste“, sagte Hirscher. Warum die Konkurrenz sich im ersten Rennen wieder hinten anstellen musste, war dem 29-Jährigen selbst ein Rätsel: „Egal, was ich jetzt erzähle, es ist irgendwie eh schwer zu erklären, warum das so gut funktioniert. Weil an der perfekten Vorbereitung kann es nicht liegen.“

Starker ÖSV-Auftritt bei Slalom in Levi

Das erste alpine Weltcup-Rennen der Herren brachte ein gewohntes Bild an der Spitze. Neben Sieger Marcel Hirscher zeigen auch die anderen ÖSV-Asse starke Fahrten. Insgesamt vier landeten in den Top Ten.

Unterstützung vom Teamkollegen

Einen Grund, warum er aber letztendlich doch einen Hauch schneller als Kristoffersen die Ziellinie überquerte, fand Hirscher dann doch: die Unterstützung seines Teamkollegen Michael Matt, der ihn vor einem tückischen Loch kurz vor dem Ziel warnte. „Schön, wenn man einen Teamkollegen hat, der einem beim Gewinnen in so einer Situation hilft. Da bin ich sehr dankbar“, sagte Hirscher, „es war dann sicher nicht das Schnellste, was ich da gemacht habe, aber das Sicherste.“

Sicher war auch, dass Hirscher nach seiner erfolgreichen Dienstreise nach Finnland gleich wieder zurück zu Frau und Kind flog. Danach steht wieder Training auf der Reiteralm auf dem Programm, sofern dort genügend Schnee liegt. Die nächste Chance, seine Form zu testen, gibt es in zwei Wochen bei den Rennen in Beaver Creek. „Einen Kurzbesuch nach Amerika werde ich schon machen“, sagte Hirscher. Ob nur für den Riesentorlauf oder doch auch für den Super-G („Ausgeschlossen ist es nicht“) ließ der Salzburger aber offen. Die Prioritäten haben sich eben verändert.