Franco Foda
ORF.at/Dominique Hammer
ÖFB

Teamchef Foda zieht positive Jahresbilanz

Hinter Franco Foda liegt das erste vollständige Länderspieljahr als ÖFB-Teamchef. „Es hätte schlechter sein können“, sagte der Deutsche angesichts der Bilanz von sieben Siegen, einem Remis und drei Niederlagen. „Wir hatten viele sehr gute Momente in den Testspielen, im Wettbewerb gab es Höhen und Tiefen“, analysierte der 52-Jährige, der die Mannschaft 2019 weiterentwickeln will.

3:0 gegen Slowenien, 4:0 in Luxemburg, 1:0 gegen Russland, 2:1 gegen Deutschland, 0:3 gegen Brasilien, 2:0 gegen Schweden, 0:1 in Bosnien-Herzegowina, 1:0 gegen Nordirland, 0:2 in Dänemark, 0:0 gegen Bosnien und 2:1 in Nordirland – so lautet die Bilanz des Teams 2018. „Auf den ersten Blick ist sie sehr positiv, aber ich bin jemand, der auch bei Siegen sachlich analysiert“, betonte Foda.

So viele Siege in einem Jahr hatte ein ÖFB-Nationalteam zuletzt 1982 geholt, als im WM-Jahr acht Siege geschafft worden waren. Damals wie heuer wurden elf Länderspiele absolviert. Die beste Quote der jüngeren Vergangenheit gab es 1996, als bei sechs Spielen fünf Siege und ein Remis gelangen. Auch in den Jahren 1997 und 2015, als sich Österreich für Großereignisse (WM 1998 und EURO 2016 jeweils in Frankreich) qualifizierte, war die Erfolgsquote prozentuell besser.

Grafik zeigt die ÖFB-Jahresbilanzen 2007-2018
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA
Das Jahr 2007 war statistisch gesehen das schwächste seit Jahrzehnten

Foda lobt Reaktion nach „unnötiger Niederlage“

Während das ÖFB-Team in der ersten Hälfte 2018 – in der ausschließlich Freundschaftsspiele stattfanden – nur einmal gegen Brasilien verlor, setzte es im Herbst zwei Punktverluste in der Nations League sowie eine Niederlage in Dänemark in einem Testspiel. Foda strich insgesamt die Spiele gegen Deutschland, Russland und Slowenien positiv hervor, die „unnötige Niederlage“ in Zenica negativ. Doch der Teamchef zollte seinem Team Respekt für die darauffolgende Reaktion.

„Wir standen nach dem ersten Spiel mit dem Rücken zur Wand. Wir haben zwar nicht das große Ziel erreicht, aber dennoch sieben Punkte geholt. Das spricht für die Spieler und die Mannschaft“, lobte Foda, dessen Team die Gruppe B3 in der Nations League drei Punkte hinter Gruppensieger und Aufsteiger Bosnien abschloss. Nordirland konnte zweimal bezwungen werden, erstmals in der ÖFB-Historie auswärts.

„Es ist nicht alles super“

„Es war ein positiver Abschluss, aber es war nicht alles gut im Spiel. Das Team hat jedoch gezeigt, dass es in engen Situationen performen kann“, so Foda, der die Stimmung hochhalten, aber Dinge auch kritisch ansprechen will. „Es ist nicht alles super, ich kenne unsere Defizite“, schilderte Foda, der in diesem Jahr 30 Akteure einsetzte. Marko Arnautovic und Martin Hinteregger verpassten jeweils nur ein Match.

Foda ließ heuer sechs Spieler debütieren: Xaver Schlager spielte erstmals gegen Slowenien, Jörg Siebenhandl, Stefan Hierländer und Peter Zulj debütierten alle in Luxemburg. Richard Strebinger und Gernot Trauner kamen in Dänemark zu ihrem Premiereneinsatz. Andere wie Cican Stankovic, Marvin Potzmann, Thomas Goiginger wurden schon in den Kader einberufen, aber noch nicht eingesetzt.

Xaver Schlager (AUT)
GEPA/Philipp Brem
Xaver Schlager ist einer der Hoffnungsträger für das Länderspieljahr 2019

„Man muss den Spielern Vertrauen schenken“

„Die Mannschaft hat sich verändert, einige Spieler haben ihre Karriere beendet. Wir haben viele Spieler aus der Bundesliga eingebaut, das war auch nicht immer der Fall. Es gab einige Lichtblicke, wie etwa Xaver Schlager oder Peter Zulj, die sich schnell integriert und Leistungen gezeigt haben“, sagte Foda und bat um Geduld. „Man muss den Spielern Vertrauen schenken, sie müssen hineinwachsen.“

Der Teamchef hob die Defensive positiv hervor, die speziell in der Nations League in vier Spielen zwei Gegentreffer kassierte. Auf der anderen Seite erzielten die Österreicher in diesen Partien auch nur drei Tore. „Wir hatten eine sehr gute Entwicklung, unser Spielsystem ist variabel. Wir haben Viererkette und Dreierkette gespielt. Das Team hat das sehr gut umgesetzt“, erklärte Foda, der im nächsten Jahr sein Team mutig Fußball spielen sehen will, „auch in Drucksituationen. Wir müssen unser Spiel im Positionsspiel weiter vorne entwickeln“.

Auf Fodas Agenda 2019 steht allgemein die Weiterentwickung. „Viele Partien waren teilweise gut, wir müssen schaffen, dass uns das defensiv wie offensiv über 90 Minuten gelingt. Ich bin überzeugt, dass wir auf einem guten Weg sind", zog Foda, der nach insgesamt zwölf Länderspielen einen Punkteschnitt von 2,08 aufweist, positiv Bilanz.

Windtner lobt die Arbeit von Foda

Auch ÖFB-Präsident Leo Windtner ortete einen positiven Trend. „Von der grundsätzlichen Entwicklung her darf man nicht unzufrieden sein. Die Arbeit von Franco Foda und seinem Team ist von einer nachhaltigen Linie gekennzeichnet und hat die notwendige Qualität“, sagte Windtner der APA.

2018 sei aber prinzipiell nur ein Übergangsjahr gewesen auf dem Weg zum großen Ziel, der Teilnahme an der Euro 2020. Ein Ticket für das paneuropäische Event wäre für den ÖFB in mehrerer Hinsicht erstrebenswert. „Es würde der gesamten Fußballszene Österreichs Rückenwind geben und eine Begeisterungswelle für Nachwuchssicherung sorgen.“

Außerdem gibt es noch einen finanziellen Aspekt. „Natürlich bringt eine Turnierteilnahme auch immer einen wirtschaftlichen Anschub, das haben wir sogar bei der für uns nicht erfolgreichen EM 2016 gespürt. Es ist aber nicht so, dass wir aus Budgetsicht sonst Probleme hätten. Wir sind sehr solide aufgestellt und haben verlässliche und loyale Sponsoren“, betonte Windtner.

2019 steht im Zeichen der EM-Qualifikation

Im kommenden Jahr geht es für das ÖFB-Team sportlich in der EM-Qualifikation ans Eingemachte. Die Auslosung der zehn Gruppen erfolgt am 2. Dezember in Dublin, Österreich wird aus Topf zwei gezogen, die jeweiligen Top Zwei sind bei der Endrunde dabei.

Sofern man in einem der fünf Sechserpools landet, gibt es 2019 kein einziges Testmatch. Kommen David Alaba und Co. in eine der fünf Fünfergruppen, dürften zwei Probegalopps anstehen. Sollte es für das ÖFB-Team in der Qualifikation nicht klappen, bliebe mit sehr großer Wahrscheinlichkeit das Nations-League-Play-off im März 2020 als mögliche EURO-2020-Hintertür.

Fix ist derzeit nur, dass die nächsten Länderspiele erst in vier Monaten stattfinden. Bis dahin möchte Foda seine Spieler weiterhin bei ihren Clubs beobachten und sich mit ihnen regelmäßig austauschen. „Wir wollen mit ihnen in Kontakt bleiben und ihnen das Gefühl geben, dass wir ihnen vertrauen“, erklärte der Nationaltrainer.