Jubel der Salzburger Mannschaft in der Kabine
GEPA/Mathias Mandl
Europa League

Salzburg zelebriert speziellen Gruppensieg

Die Nummer eins in der Fußballwelt von Red Bull heißt aktuell Salzburg. Österreichs Meister unterstrich das am Donnerstag per verdienten 1:0-Heimsieg gegen RB Leipzig, den zweiten Erfolg im zweiten „Stallduell“. Der damit verbundene Gruppensieg in der UEFA Europa League machte den Salzburger Fußballabend zu einem sehr speziellen.

„Das ganze Spiel war Gänsehautfeeling, bei jeder guten Aktion ist das Stadion mitgegangen“, betonte Salzburgs Hannes Wolf. Aufgrund der bekannten Konstellation erzeugte sich eine brisante Atmosphäre in der ausverkauften Arena in Wals-Siezenheim. Mit Ralf Rangnick kehrte Salzburgs ehemaliger (und nun unbeliebter) Sportchef als gegnerischer Trainer an seine alte Wirkungsstätte zurück – auch für die Spieler Stefan Ilsanker, Konrad Laimer und Dayot Upamecano war es eine Rückkehr.

Nicht nur die Zuschauer – jene aus Salzburg verabschiedeten RB Leipzig später mit lauten „Auf Wiedersehen“-Sprechchören – präsentierten sich motiviert, auch die Spieler. „Die ersten 25 Minuten von meinem Team waren großartig“, lobte Trainer Marco Rose. „Wir haben uns die Schneid nicht abkaufen lassen. Die Leipziger waren anfangs extrem aggressiv, haben viele Fouls gemacht, aber wir haben probiert, Fußball zu spielen“, sagte Zlatko Junuzovic. Die Anfangsphase hatte Salzburg „ein gutes Gefühl für den Rest des Spiels“ gegeben, meinte Wolf.

„Salzburg war in ersten 25 Minuten überlegen“

Die Gäste gaben ihre Probleme zu Beginn des Spiels unumwunden zu. „Wir haben die ersten 20 Minuten komplett verpennt“, kritisierte DFB-Teamspieler Timo Werner. „Salzburg war in den ersten 25 Minuten klar überlegen, da hatten wir gegen das Pressing kaum Lösungen“, sagte Ilsanker, der als Innenverteidiger in einer Dreierkette aufgeboten war.

Leipzig beklagte einige namhafte Ausfälle wie jene von Kevin Kampl, Marcel Sabitzer oder auch Emil Forsberg. Dass sich sein Team vor allem zu Beginn schwertat, überraschte Rangnick daher nicht. „Denn mit dieser Formation haben wir so bisher noch nicht gespielt. Ab der 20. Minute wurde es besser, da war es dann ein Spiel auf Augenhöhe.“ In dem beide Team allerdings kaum Torchancen vorfanden.

Jubel der Salzburger Mannschaft in der Kabine
GEPA/Mathias Mandl
Salzburger Kabinenparty nach dem Sieg über den Schwesterclub Leipzig: Xaver Schlager (r.) leitet die obligate Dusche ein

Auch nach der Pause änderte sich das Bild vorerst kaum. Rund um die 70. Minute legten die Gastgeber aber wieder einen Zahn zu. „Es gibt Phasen im Spiel, in denen du Kräfte schonen und den Ball in den eigenen Reihen halten musst. Nach der Pause hat die Mischung sehr gut gepasst. Gerade in dieser Phase, wo wir mehr Druck erzeugt haben, haben wir auch das Tor erzielt“, analysierte Junuzovic, der maßgeblich daran beteiligt war.

Beim Tor „war viel Qualität dabei“

Wie schon in Leipzig ging der ehemalige ÖFB-Teamspieler Junuzovic Risiko („No Look“) und leitete einen Angriff ein, der wieder zu einem Siegestor durch Fredrik Gulbrandsen führte. Assist-Geber war dieses Mal nicht Hannes Wolf, der später die beste Chance auf das 2:0 vergab („So etwas nervt mich“), sondern Andreas Ulmer. „Instinktiv habe ich darauf spekuliert, dass Andi den Weg macht. Wie wir das dann aber auch ausspielen, war sehr stark – weil wir auch die Ruhe bewahren. Da war viel Qualität dabei“, hob Junuzovic, der mit Salzburg noch kein Spiel verlor, hervor.

Zlatko Junuzovic (RBS) und Matheus Cunha (RB Leipzig)
GEPA/Florian Ertl
Ex-Nationalspieler Junuzovic war nicht nur in Zweikämpfen giftig – er leitete auch den zum 1:0 führenden Angriff ein

Gulbrandsen („Leipzig ist jetzt vielleicht mein Lieblingsgegner“) entschied neuerlich dieses Duell, Salzburg hätte für Platz eins auch schon ein Remis gereicht. Rose war nach dem erreichten Gruppensieg stolz auf sein Team. „Die Jungs haben sich das verdient. Es ist wichtig, dass man solche Momente genießt, die haben wir uns hart erarbeitet und damit ein Zwischenziel erreicht. Es ist eine coole Nummer, dass wir weiter in der Europa League dabei sind“, freute sich der 42-jährige Leipziger mit seiner Mannschaft, die eine Kabinenparty feierte.

Rangnick reiste enttäuscht von seinem früheren Arbeitsort ab, das hatte aber in erster Linie mit dem Ergebnis zu tun, weniger mit der Leistung seines Teams. „Wir haben gewusst, dass Salzburg eine europäische Spitzenmannschaft ist. Ich finde, wir haben in Anbetracht der Personalsituation ein gutes Spiel gemacht. Zum Sieg hätten wir ein sehr gutes Spiel machen müssen.“ Werner, der die Möglichkeit zum Ausgleich vergab, ärgerte das 0:1: „Wir haben ein dummes Tor kassiert. Jeder kannte die Konstellation. Ein Sieg wäre wichtig gewesen.“

Leipzig benötigt Salzburger Schützenhilfe

Denn Leipzig muss nun nicht nur am letzten Spieltag gegen Rosenborg gewinnen, sondern auch auf die Schützenhilfe von Salzburg bauen. Nur wenn Österreichs Meister bei Celtic gewinnt, kann Leipzig an den Schotten noch vorbeiziehen. Dass Salzburg auch im legendären Celtic Park, wo man 2014 als erster österreichischer Club auf schottischem Boden gewinnen konnte (3:1), den Platz als Sieger verlassen will, liegt in in der DNA des Teams. „Wir wollen drei Punkte holen, wenn das Leipzig hilft, dann ist das so“, antwortete Wolf trocken auf die Frage nach einer möglichen Schützenhilfe für den Club aus Deutschland.

Salzburg steht bereits zum sechsten Mal in der K.-o.-Phase der Europa League. Im vergangenen Frühjahr endete der Erfolgslauf erst im Semifinale, als man gegen Olympique Marseille nach Verlängerung den Kürzeren zog. Die Wiederholung eines solchen Laufs scheint in dieser Form alles andere als unmöglich. In diesem Kontext haben die zwei Siege gegen Leipzig besondere Bedeutung. „Nicht unbedingt, weil es Leipzig ist, sondern weil es ein Spitzenclub in Deutschland ist. Das zeigt unser Niveau, auf dem wir gerade spielen“, betonte Wolf.

„Das ist keine Geldgeschichte“

Salzburg ist seit 53 Heimspielen ohne Niederlage und hat in dieser Saison in 27 Partien kein einziges Mal den Platz als Verlierer verlassen. „Es ist nicht selbstverständlich. Das ist keine Geldgeschichte, wie viele sagen. Hier ist etwas entstanden, wir haben super Jungs mit richtig viel Qualität. Es war ein Prozess, es gibt eine sehr gute Infrastruktur, eine gute Entwicklung. Vergangene Saison war schon international extrem stark, die Jungs machen so weiter. Und mir, der neu dabei ist, macht es sehr viel Spaß“, sagte Junuzovic, der den intensiven Konkurrenzkampf als Schlüssel für „solche Leistungen“ sieht.

„Da werden einige Spieler eine große Karriere machen. Sie sind noch so jung, aber schon sehr reif für ihr Alter. Sie wissen, um was es geht, und sind immer bereit. Wir sind in einer so starken Gruppe so souverän Erster, und das ist nicht irgendwie passiert“, unterstrich der 31-jährige Routinier. Nach dem fünften Sieg im fünften Spiel ist nun auch endgültig klar, dass Salzburg auch im Frühjahr in der Europa League spielen wird.

Europa League, Gruppe B, fünfter Spieltag

Donnerstag:

Salzburg – Leipzig 1:0 (0:0)

Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 29.520 Zuschauer, SR Grinfeld (ISR)

Tor: Gulbrandsen (74.)

Salzburg: Walke – Lainer, Ramalho, Pongracic, Ulmer – Samassekou – X. Schlager, Wolf (87./Daka), Junuzovic – Gulbrandsen (76./Minamino), Dabbur (92./Prevljak)

Leipzig: Mvogo – Ilsanker, Orban, Upamecano – Mukiele (70./Klostermann), Cunha, Laimer, Bruma, Saracchi (78./Halstenberg) – Werner, Augustin (62./Poulsen)

Gelbe Karten: Lainer, Schlager bzw. Ilsanker, Bruma, Cunha