Fußball
Reuters/Sergei Karpukhin
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So funktioniert der „Europacup neu“

Von 1971 bis 1999 gab es im Europacup schon einmal drei Bewerbe. Ab 2021 ist es wieder so weit. Das vom Europäischen Fußballverband (UEFA) am Sonntag beschlossene neue Format soll vor allem kleinen Ligen mehr Chancen auf internationale Spiele geben. Für die Ausgangslage von Österreichs Clubs ändert sich jedoch vorerst wenig.

Meistercup bzw. Champions League, Cup der Cupsieger und UEFA-Cup hießen von 1971 bis 1999 die drei europäischen Fußballbühnen. Mit der Verschmelzung von UEFA-Cup und Pokalsiegerbewerb, seit 2009 unter der Marke Europa League ein Begriff, gab es nur noch zwei Bewerbe. Doch speziell Clubs aus kleinen Ligen hatten es im Kampf um einen Platz im Europacup und den damit einhergehenden zusätzlichen Einnahmen in die Vereinskassen schwer.

Durch die Reform und die Einführung des neuen Formats – Arbeitstitel Europa League 2 – sind künftig nicht nur mehr Teams in einer europäischen Gruppenphase vertreten, sondern auch mindestens 34 statt wie bisher 26 verschiedene Länder. „Der neue Bewerb macht UEFA-Clubbewerbe inklusiver als jemals zuvor“, meinte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. Durch die höhere Anzahl an Spielen werden auch Mehreinahmen – sowohl für die Clubs, als auch die UEFA – generiert.

UEFA führt dritten Europacup-Bewerb ein

Europas Fußball bekommt in drei Jahren einen neuen internationalen Clubbewerb. Neben der Champions League und der Europa League wird es künftig die vorerst so genannte „Europa League 2“ geben.

96 statt 80 Teilnehmer

Die UEFA hatte die Reform am Sonntag im Rahmen einer Sitzung ihres Exekutivkomitees in Dublin beschlossen. Künftig sind dadurch 96 statt wie bisher 80 Teams (32 in der Champions League, 48 in der Europa League) in einer europäischen Gruppenphase vertreten. Allerdings können nur die besten sechs Nationen der Fünfjahreswertung mehr als drei Clubs in den beiden höchsten Bewerben stellen.

Grafik zum 3. Europacup-Bewerb der UEFA
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

In den Gruppenphasen der Champions League, der Europa League und der neuen Europa League 2 treten künftig jeweils 32 Teams an. Spieltag für Europa League und Europa League 2 ist jeweils der Donnerstag. Dienstag und Mittwoch bleiben für die Champions League reserviert. Detailinfos von der UEFA etwa zur Geldverteilung in den drei Bewerben lagen laut Angaben der heimischen Bundesliga am Montagvormittag noch nicht vor.

Kein zusätzlicher rot-weiß-roter Platz

Österreich erhält durch die Einführung eines dritten Bewerbes aber keinen zusätzlichen Starter im Europacup. Das geht aus der von der UEFA am Sonntagabend veröffentlichten Zugangsliste für den Zyklus von 2021 bis 2024 hervor. Sollte Österreich in der maßgeblichen Fünfjahreswertung bis 2020 einen Rang zwischen Platz zehn und 15 behaupten, gibt es für die erste Saison der neuen Ära (2021/22) weiterhin fünf Startplätze.

Der vierte und fünfte ÖFB-Starter müssen allerdings mit der Qualifikation zur Europa League 2 vorliebnehmen, dürfen sich dort aber größere Hoffnungen machen, die Gruppenphase zu erreichen und damit bis Winter international vertreten zu sein. Dazu kommen die zehn Verlierer der Play-off-Runde der Europa-League-Qualifikation, in der ein heimischer Club – vermutlich der Cupsieger – vertreten ist.

Bisher hatte die UEFA den höchstmöglichen Platz in der Europa League stets dem nationalen Cupsieger vorbehalten. ÖFB und Bundesliga gehen aktuell davon aus, dass das weiterhin der Fall ist. Österreichs Cupsieger ist 2019 für die Europa League qualifiziert. Dieser Fixplatz schwindet allerdings durch die Reform ab 2021.

Platz elf erstrebenswert

Die Zugangskriterien zur Champions League bleiben unverändert, ebenso der Modus der Königsklasse. Der heimische Meister darf, sollte der in der Vorsaison eroberte elfte Rang in der Fünfjahreswertung wieder geschafft werden, weiterhin auf einen Fixplatz in der Königsklasse hoffen, sofern sich der Champions-League-Sieger über die nationale Liga für die Folgesaison qualifiziert.

Bleibt die heimische Bundesliga in der Fünfjahreswertung auf den Rängen zehn bis 15, erhält der Vizemeister weiterhin einen Startplatz in der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation. In der Europa-League-Qualifikation tritt nach der Reform nur noch ein Club an – bis Fünfjahreswertungsrang zwölf in der letzten Qualirunde (Play-off), bis Rang 15 in der vorletzten. In der Qualifikation zur neuen Europa League 2 steigen die heimischen Vertreter in der zweiten bzw. dritten von vier Qualirunden ein.

„Umsteigen“ weiter möglich

Auch Clubs der Topnationen sind im „kleinsten“ Europacup-Bewerb vertreten – in der Qualifikation jeweils einer aus den Top-Fünf-Ligen. In den Qualifikationen von Europa League und Europa League 2 gibt es auch weiterhin Umsteiger, die in den nächsthöheren Bewerben in einer früheren Runde gescheitert sind.

Besonders augenscheinlich wird die Durchmischung der Bewerbe nach der Gruppenphase. Dann spielen die Gruppendritten der Champions League gegen die Gruppenzweiten der Europa League eine K.-o-Runde um den Einzug ins Europa-League-Achtelfinale. Gleiches gilt für die Gruppendritten der Europa League und die Zweiten der Europa League 2 für das Achtelfinale im neuen Bewerb.

ÖFB-Präsident Windtner zustimmend

ÖFB-Präsident Leo Windtner sieht in der Einführung des dritten Europacup-Bewerbs einen „Schritt zu mehr Solidarität im europäischen Fußball“. Dementsprechend steht ihr der ÖFB auch positiv gegenüber – auch wenn die Reform für Österreich derzeit keine entscheidenden Verbesserungen bringt.

Die neue Europa League 2 birgt vor allem für Clubs aus kleineren und mittleren Ländern mehr Chancen auf einträgliche Europacup-Auftritte. „Im Clubfußball in Europa sind wir derzeit nicht zu den Kleinen zu zählen“, sagte Windtner im Gespräch mit der APA. „Es geht aber nicht nur um die egozentrische Perspektive, sondern allgemein darum, dass auch die kleineren Nationen teilhaben können. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, um den Gap zwischen kleinen und großen Clubs ein bisschen zu schließen oder zumindest nicht größer werden zu lassen.“

Die Dotation ist deutlich geringer als in der Champions League. Laut Windtner sollen in der Europa League und der Europa League 2 zusammen jährlich rund 700 Millionen Euro ausgeschüttet werden. Der Aufteilungsschlüssel sei noch offen. Aktuell werden in der Champions League und deren Qualifikation rund zwei Milliarden Euro jährlich ausgeschüttet, 510 Millionen Euro erhalten die Europa-League-Clubs.