Mert Muelduer (Rapid) und Thomas Schrammel (Sturm)
GEPA/Christian Ort
Bundesliga

Rapid verzweifelt am eigenen Rasen

Der vermeintliche Schlager der 17. Runde der tipico-Bundesliga zwischen Rapid und Sturm hat am Sonntag mit einer Nullnummer geendet. Während Sturm-Trainer Roman Mählich sich über einen gewonnenen Punkt freute, haderte sein Gegenüber Dietmar Kühbauer mit dem Resultat und noch mehr mit dem eigenen Rasen.

Den Hütteldorfern, die mit 16 Treffern die wenigsten Tore aller zwölf Bundesligisten erzielt haben, fehlen fünf Runden vor der Punkteteilung und der Aufsplittung der Liga in Meister- und Qualifikationsrunde je drei Punkte auf Sturm und Hartberg sowie vier Zähler auf den Fünften Austria. Kühbauer sprach daher auch von zwei verlorenen Punkten gegen Sturm, aber: „Das Gute ist, dass die anderen vor uns auch nicht voll gepunktet haben. Es ist noch alles möglich.“

Für die angestrebte Aufholjagd gilt es allerdings, einige Dinge zu verbessern – zum Beispiel den entscheidenden Pass zum Kreieren einer Torchance. „Wir haben oft den letzten Ball nicht gut genug gespielt“, bemängelte Kühbauer. Seine Mannschaft erarbeitete sich – so wie Sturm – im gesamten Spiel nur eine zwingende Möglichkeit. Beim Schuss von Mert Müldür bewahrte Stefan Hierländer Sturm vor der Linie vor einem Verlusttreffer.

Kritik am holprigen Spielfeld

Grund für die Probleme im Spielaufbau waren laut Kühbauer jedoch nicht nur eigene Unzulänglichkeiten, sondern auch desolate Platzverhältnisse. „Der schlechte Rasen ist für uns definitiv ein Nachteil, weil die Mannschaften gegen uns im Allianz Stadion nicht mit offenem Visier und nicht so offen wie daheim spielen“, sagte Kühbauer. Der holprige Untergrund lasse die Rapidler schlechter aussehen, als sie eigentlich seien, betonte der frühere Teamspieler: „Es ist schwierig, wenn einfache Pässe irgendwo hingehen und jeder glaubt, das war ein technischer Fehler.“

Kühbauers Spieler formulierten die Kritik am Rasen ihres Heimstadions teilweise noch drastischer. So meinte etwa Goalie Richard Strebinger: „Auf so einem Platz kommt kein Spiel zustande. Ich verstehe nicht, wieso man das nicht in den Griff bekommt. Da muss man ins Budget reinfahren und eine gescheite Wiese herstellen, sonst kann ich auch in der Landesliga spielen.“

Ähnlich äußerte sich Mittelfeldspieler Thomas Murg. „Es war ab und zu unmöglich, den Ball direkt zu spielen. Der Platz macht es nicht leichter für die Mannschaft, die viel Ballbesitz hat.“ Der Rasen wurde erst im August wegen Pilzbefalls erneuert, seit Ende Oktober gab es inklusive der Sturm-Partie nur drei Heimspiele. Für Rapid-Nachwuchsteams ist das Spielfeld tabu, Rapid absolviert darauf im Normalfall ausschließlich die Abschlusstrainings vor Heimpartien.

Unterbau als Problem

Die massiven Probleme mit dem Rasen im Allianz Stadion lassen Rapid wohl zu einer drastischen Maßnahme greifen. Laut Sport-Geschäftsführer Fredy Bickel wird intensiv geprüft und ins Auge gefasst, den kompletten Unterbau zu erneuern, um einen zufriedenstellenden Zustand des Spielfeldes herzustellen. „Die ärmsten Hunde sind derzeit nicht unsere Spieler oder Trainer, sondern unsere Platzwarte. Sie arbeiten rund um die Uhr, aber das Problem liegt eben nicht an der Oberfläche, sondern am Unterbau“, wird Sportdirektor Fredy Bickel in der APA zitiert.

Weststadion
GEPA/Christian Ort
Der Rasen im Allianz Stadion war nur vor dem Spiel noch in bespielbarem Zustand

Daher muss der Unterbau wohl getauscht werden, was ein langwieriges Unterfangen darstellen würde. „Während der Saison ist das undenkbar. Wir prüfen derzeit noch, ob wir es vor Beginn der Frühjahrssaison oder nach der Saison machen würden“, erklärte Bickel. Der Sportchef rechnet mit hohen Kosten für dieses Projekt. „Das wird eine Stange Geld kosten.“

Entscheidende Tage

Drei Tage später geht es zum Jahresabschluss im Auswärtsderby gegen die Austria um eine gute Ausgangsposition für das Grunddurchgangsfinish im Frühjahr. „Wir wollen jetzt am Donnerstag aufsteigen und am Sonntag das Derby gewinnen“, gab Murg als Marschroute vor. Ob Abwehrchef Mario Sonnleitner dabei mithelfen kann, ist noch offen – der Steirer musste in der ersten Hälfte wegen Muskelproblemen ausgetauscht werden.

Mählich mit Ausbeute zufrieden

Sturm hielt hingegen mit dem Remis nicht nur Rapid auf Distanz, sondern liegt als Sechster weiterhin aufgrund der besseren Tordifferenz vor den siebentplatzierten Hartbergern, auf Rapid beträgt der Vorsprung nach wie vor drei Zähler. „Für uns war es das Minimalziel, mit einem Punkt nach Graz zu reisen. Das ist gelungen, deshalb sind wir mit dem Ergebnis zufrieden“, resümierte Mählich.

Kein Sieger im Schlager

Das kampfbetonte Spiel Rapid gegen Sturm Graz endet torlos. Trotz Halbzeitführung verliert Austria gegen Mattersburg mit 1:2. Innsbruck holt mit dem 2:2 gegen Hartberg einen Punkt.

Seit seinem Amtsantritt holte Sturm sieben von neun möglichen Punkten und erhielt noch kein Gegentor. Mählichs Plan, zunächst einmal die Defensive zu stärken, trug bisher Früchte, wobei Rapid mit etwas mehr Risiko durchaus zu erwischen gewesen wäre. „Ob es ein gewonnener oder zwei verlorene Punkte waren, wissen wir frühestens, wenn der Grunddurchgang vorbei ist. Aber im Moment haben wir uns mit diesem Unentschieden in eine gute Position gebracht“, sagte der Sturm-Coach.