Jubel von Rapid nach dem Sieg über die Glasgow Rangers
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Europa League

Rapid feiert den Aufstieg

Im Jahr 2004 war die Fußballwelt noch eine andere: Der GAK holt in Österreich das Double, Werder Bremen wird deutscher Meister. Der FC Porto gewinnt die Champions League, und Griechenland krönt sich zum Europameister. 2004 überwinterten mit dem GAK und der Wiener Austria auch zum letzten Mal zwei österreichische Clubs im Europacup – wie heuer Rapid Wien und der FC Salzburg.

Für die Europa League ist das aus österreichischer Sicht eine Premiere. Während die Hütteldorfer bei der siebenten Gruppenphasenteilnahme erst zum zweiten Mal den Einzug in die K.-o.-Phase fixierten, ist der Serienmeister bereits zum sechsten Mal in insgesamt acht Anläufen dabei. Bei den Wienern war am Donnerstag nach dem 1:0-Heimsieg über die Glasgow Rangers durch einen schön herausgespielten Treffer von Dejan Ljubicic in der 84. Minute jedenfalls Feierstimmung.

„Wir haben jetzt zweimal in drei Jahren das Sechzehntelfinale erreicht. Das ist einfach geil für uns, dass wir am Montag wieder eine Auslosung erleben dürfen“, so Rapid-Kapitän Stefan Schwab nach einer Partie, die in der ersten Hälfte arm an Chancen war, in der sich die Elf von Dietmar Kühbauer jedoch in der zweiten Hälfte steigern konnte und vor 23.850 Zuschauern, davon 2.500 Fans aus Schottland, verdient als Sieger vom Platz ging.

Jubel von Richard Strebinger (Rapid)
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Rapid-Torhüter Richard Strebinger als Sinnbild für die positive Stimmung nach dem Erfolg über die Rangers

Sieg und Aufstieg „absolut verdient“

So sah das auch Coach Kühbauer: „Wir wussten, dass es sehr schwierig wird. Es war ein zerfahrenes und kampfbetontes Spiel. Bis auf den Kopfball der Rangers (Connor Goldson in der 21. Minute, Anm.) gab es wenige Chancen. Wir haben nach der Pause mehr in das Spiel investiert und die Partie mit einer schönen Aktion verdient gewonnen. Das spricht für die Mentalität der Mannschaft. Es ist ein unglaubliches Gefühl, aufgestiegen zu sein, und das auch absolut verdient.“

Es war eine Feier zum Aufstieg in der Europa League, aber auch zum Aufstieg aus einem Leistungstief, in das sich Rapid in der Meisterschaft zuletzt immer wieder hineingespielt hatte. Rapid hätte bereits ein Remis zum Aufstieg gereicht. Am Ende wurde es mit drei Siegen, einem Remis und zwei Niederlagen, davon ein 0:5 auswärts bei Villarreal, und einem Torverhältnis von 6:9 punktegleich mit den Spaniern aufgrund des verlorenen direkten Duells sogar der zweite Platz in Gruppe G vor den Rangers und Spartak Moskau.

Eine Leistung und eine Platzierung, die den Rapidlern viele nicht mehr zugetraut hätten: die Ergebnisse in der Liga enttäuschend, Platz acht und das Bangen um die Qualifikation für die Meistergruppe der besten sechs die Folge. Auch in der Europa League sah es nach der 1:3-Auswärtsniederlage in Glasgow, dem ersten Spiel unter Trainer Kühbauer, und der 0:5-Abfuhr bei Villarreal nicht gut aus. Umso überraschender war der spielerisch nicht restlos überzeugende, aber souveräne Auftritt am Donnerstag im „Aufstiegsfinale“ gegen den schottischen Rekordmeister.

„Es ist überragend“

Rapid-Tormann Richard Strebinger fasste die Stimmung zusammen: „Es ist überragend, ich denke, das haben die wenigsten erwartet. Wir waren schon Außenseiter in der Gruppe und haben bewiesen, dass wir verdient weitergekommen sind. Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen wegen der schlechten Leistungen in der Meisterschaft."

Kühbauer ließ bei der Pressekonferenz nach dem Spiel durchblicken, wie zufrieden er mit seiner Mannschaft war: „Für mich ist das eine unglaubliche Geschichte nach der Niederlage in Spanien und der in Glasgow. Das ist Fußball. Ein Spiel und eine Qualifikation dauert eben bis zum Schlusspfiff. Ich freue mich für den ganzen Club, die Spieler, die Fans. Die Mentalität in der Mannschaft ist jetzt besser als zu Beginn meines Engagements, aber sie muss noch besser werden.“

Torschütze Ljubicic geht in die Lücke

Schwab sagte: „Wir wussten, je länger es zu null steht, desto größer werden unsere Chancen. Darauf war auch der Matchplan ausgelegt. Es war kein schönes Spiel. Vor allem die erste Halbzeit war umkämpft, und keine Mannschaft hatte aus dem Spiel heraus Chancen. Die Rangers waren nur aus Standards gefährlich, und wir haben zum Schluss die Räume genutzt, die wir bekommen haben. Der Trainer hat auch wieder alles richtig gemacht und jene Spieler gebracht, die uns neuen Schwung gegeben haben.“

Jubel von Dejan Ljubicic (Rapid)
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Torschütze Dejan Ljubicic erlöste die Rapid-Fans mit seinem Treffer in der 84. Minute endgültig

Zum Beispiel Torschütze Ljubicic, der in der 78. Minute eingewechselt wurde: „Wir sind im Europacup anders motiviert als in der Meisterschaft, warum, weiß ich nicht.“ Dabei hätte der 21-jährige Wiener mehr Defensivaufgaben erfüllen sollen und hielt sich bei seinem Treffer nicht an die Anweisungen der Trainer. „Obwohl mir die Trainer gesagt haben, ich soll hinten bleiben, bin ich mit. Ich musste bei dem Angriff einfach mitgehen, ich habe die Lücke gefunden, und Knasi (Assistgeber Christoph Knasmüllner, Anm.) hat mir den Ball super zugespielt.“

Mögliche Rapid-Gegner

  • Arsenal
  • Bayer Leverkusen
  • Betis Sevilla
  • Chelsea
  • Dinamo Zagreb
  • Dynamo Kiew
  • Eintracht Frankfurt
  • FC Sevilla
  • KRC Genk
  • Zenit St. Petersburg
  • Benfica Lissabon
  • Inter Mailand
  • SSC Napoli
  • Valencia

„Nur keinen Spanier“

„Ich hätte nicht gedacht, dass Dejan das Tor macht. Offenbar ist ein bisserl ein Stürmer an ihm verloren gegangen“, sagte Kühbauer mit einem Grinsen im Gesicht über den unerwarteten Torschützen. Auf ein Wunschlos in der Runde der letzten 32 angesprochen meinte der 47-Jährie: „Wer jetzt kommt, ist egal, das ist alles eine Draufgabe.“

Seine Spieler äußerten hingegen schon klare Wunschgegner für die Spiele am 14. und 21. Februar, die am Montag im Schweizer Nyon ausgelost werden. So war sich Kapitän Schwab völlig klar: „Nur keinen Spanier. Die hatten wir jetzt schon alle bis auf Sevilla und die brauchen wir nicht.“ Bei Rapids letztem Einzug 2016 in die K.-o.-Phase war gegen Valencia mit 0:4 und 0:6 Endstation.

„Chelsea ist geil“, so Schwab. „Napoli würde mich persönlich freuen. Aber vielleicht kriegen wir einen Gegner, wo wir auch Chancen auf den Aufstieg haben. Mittlerweile ist es schade, dass wir nur Gruppenzweiter geworden sind.“ Auch Ljubicic wünschte sich ein Duell mit Englands Schwergewicht Chelsea, weil er Fan des in Linz geborenen Chelsea-Mittelfeldakteurs Mateo Kovacic ist.

Demütig bleiben

Vor der Zugabe in der Europa League wird am Sonntag (17.00 Uhr) aber mit dem Wiener Derby die heimische Liga in die Winterpause geschickt. Bis dahin will Rapid wieder auf den Meisterschaftsbetrieb fokussiert sein. „Wir müssen demütig bleiben“, so Schwab, „und uns auf die Austria vorbereiten. Wir müssen in der Liga wieder in die Spur kommen.“

Für Kühbauer keine leichte Aufgabe: „Es ist natürlich gut, dass wir vor dem Derby gewonnen haben, wo es wieder um die Vorherrschaft in Wien geht. Aber ich muss schauen, dass wir dann in einem guten Zustand sind.“ Torschütze Ljubicic sagte: „Ich bin überzeugt, dass wir am Sonntag gegen die Austria wieder richtig Gas geben werden.“

Europa League, Gruppe G, sechster Spieltag

Donnerstag:

Rapid – Glasgow Rangers 1:0 (0:0)

Wien, Weststadion, 23.850 Zuschauer, SR Mazzoleni (ITA)

Tor: Ljubicic (84.)

Rapid: Strebinger – Müldür, Hofmann, Barac, Auer – Martic (78./Ljubicic), Schwab – Ivan (62./Schobesberger), Murg (46./Knasmüllner), Bolingoli – Berisha

Rangers: McGregor – Tavernier, McAuley, Goldson, Barisic – McCrorie – Arfield, Jack (78./Lafferty), Coulibaly (71./Grezda), Middleton – Morelos

Gelbe Karten: Ivan, Müldür, Martic bzw. Jack, Goldson

Die Besten: Strebinger, Hofmann, Schobesberger bzw. Jack, Tavernier