Marcel Hirscher
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Erfolgsserie von Hirscher gerissen

Zan Kranjec hat überraschend den Weltcup-Riesentorlauf in Saalbach für sich entschieden. Der Slowene setzte sich am Mittwoch bei seinem Premierenerfolg 0,19 Sekunden vor dem Schweizer Loic Meillard durch. Dritter mit 0,50 Sekunden Rückstand wurde der Franzose Mathieu Faivre. Bester Österreicher war Marcel Hirscher, der als Sechster auf ramponierter Piste erstmals seit fast drei Jahren das RTL-Podest verpasste.

Noch schlechter erging es seinem Tiroler Teamkollegen Manuel Feller, der als Halbzeitzweiter nur 0,03 Sekunden hinter dem Führenden Matts Olsson (SWE) gelegen war und seinen ersten Weltcup-Sieg in Griffweite hatte. Im Finale schaute es lange Zeit gut aus, ehe er aus dem Rennen geworfen wurde. Unmittelbar danach schied auch Olsson aus und machte Kranjec damit den Weg zum Weltcup-Debütsieg frei. „Ich bin glücklich, kann es aber noch gar nicht richtig realisieren. Ich bin ans Limit gegangen“, sagte Kranjec nach dem überhaupt ersten RTL-Sieg der slowenischen Herren.

Feller führte seine Probleme auf einen kaputten Ski zurück. „Es war allgemein eine Frage der Zeit, bis ich auf der Pappen liege. Ich habe irgendwo im Mittelteil einen Stein erwischt und habe bei keinem Rechtsschwung mehr Grip gehabt. Eigentlich war es sogar fast zu gefährlich. Normalerweise hätte ich rausfahren müssen. Somit war es für mich nur eine Frage der Zeit, bis es vorbei ist. Ich habe gekämpft, bis es nicht mehr gegangen ist“, sagte Feller. "Irgendwann wird es schon passen.“

Überraschungssieg in Saalbach

Der Slowene Zan Kranjec gewann den Riesenslalom in Saalbach-Hinterglemm vor Loic Meillard und Mathieu Faivre. Manuel Feller schied im zweiten Durchgang aus, Marcel Hirscher musste sich mit Platz sechs begnügen.

Hirscher hatte als Fünfter nach dem ersten Durchgang die Pause für Tests und ein neues Setup genutzt. Bis wenige Minuten vor dem Start wurde am Feinschliff gefeilt. Der Erfolg sollte später ausbleiben. Gleich beim zweiten Tor wäre er fast ausgerutscht, die gebrochene Piste forderte dem Salzburger und seinem Material offenbar alles ab, ein ums andere Mal konnte Hirscher einen Sturz gerade noch verhindern. Im Ziel war er Vierter, letztlich Sechster. Nach davor 18 Podestplätzen im Riesentorlauf ging Hirscher ausgerechnet beim Heimrennen im Pinzgau leer aus.

„So bitter ist es selten gelaufen“

„Ich glaube, ich habe in zwei Tagen das Skifahren komplett verlernt“, sagte Hirscher, der am Montag den Parallel-RTL in Alta Badia für sich entschieden hatte. „So bitter ist es selten gelaufen. Es war wirklich heftig. Ich würde sagen, die Zeit ist noch überraschend gut dafür, dass ich dreimal hingefallen bin. Aber ich war komplett von der Rolle. Man darf den anderen Jungs gratulieren. Sie sind stark gefahren. Aber von meiner Seite war das sehr, sehr schwach“, sagte Hirscher im ORF-Interview.

Marcel Hirscher enttäuscht im Ziel
APA/Barbara Gindl
Mehr als Platz sechs war für Hirscher ausgerechnet bei seinem Heimrennen nicht drin

Das Material wollte er als Ausrede nicht gelten lassen. „Vielleicht war es (das Material, Anm.) nicht ganz ideal, aber ich muss auch meinen Teil dazu beigetragen haben. So schwindlig runterfahren habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Aber das gehört auch dazu.“ Dabei war Hirscher auf dem gleichen Ski unterwegs wie in Alta Badia. „Da sieht man mal, wie schnelllebig es im Sport ist. Vor zwei Tagen Hero, jetzt zero. Das ist halt schon krass.“

Strolz klettert nach oben

Für die weiteren ÖSV-Starter waren die Besten klar außer Reichweite. Johannes Strolz verbesserte sich im Finale immerhin auf den 17. Platz (3,37) – sein bisher bestes Weltcup-Ergebnis im Riesentorlauf. „Ich habe es recht gut erwischt im zweiten Lauf. Ganz zufrieden bin ich zwar nicht, aber mit dem Ergebnis kann ich leben. Es ist ein kleiner Schritt vorwärts. Ich muss geduldig bleiben“, so Strolz, der im ersten Lauf bei schwierigen Pistenverhältnissen als 29. gerade noch den Sprung in die Entscheidung geschafft hatte.

1. Zan Kranjec (SLO)
2. Loic Meillard (SUI)
3. Mathieu Faivre (FRA)

Philipp Schörghofer (Halbzeit-26.) rutschte auf dem Innenski aus und muss auf sein erstes Spitzenresultat nach der Verletzungspause damit weiter warten. Roland Leitinger übersah schon im ersten Durchgang eine Welle, rammte ein Tor und schied wie Weltcup-Debütant Patrick Feurstein und zahlreiche andere Athleten unverrichteter Dinge aus. Stefan Brennsteiner, Magnus Walch und Marco Schwarz verpassten das 30er-Finale.

Nächster Anlauf im Slalom

Bis Samstag stehen für Hirscher und Co. noch zwei Rennen im Weltcup-Kalender, ehe es in den kurzen Weihnachtsurlaub geht. Am Donnerstag (10.00 bzw. 13.00 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) geht in Saalbach ein Slalom in Szene, dem am Samstag (15.45 bzw. 18.45 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) ein weiterer unter Fluchtlicht in Madonna di Campiglio folgt. Für Hirscher geht es dabei um seinen 63. Weltcup-Sieg, mit dem er endgültig an ÖSV-Rekordhalterin Annemarie Moser-Pröll (62) vorbeiziehen würde.