Der belgische Teamspieler Eden Hazard
APA/AFP/Giuseppe Cacace

Die Traumelf des WM-Turniers

Insgesamt 736 Spieler sind für die WM 2018 nominiert gewesen. 64 Spiele gingen in knapp vier Wochen über die Bühne. Manche Akteure kamen zu keiner einzigen Einsatzminute. So etwa der Franzose Adil Rami, der sich aber auch Weltmeister nennen darf. Andere waren lediglich Ergänzungsspieler, viele blieben hinter den Erwartungen zurück – und nur einige wenige drückten dem Turnier ihren Stempel auf.

Sie begeisterten mit Talent, Technik und Toren und glänzten auf der größten Fußballbühne der Welt. Die Auswahl für die Elf dieser WM war nicht einfach, denn auf einigen Positionen gab es wahrlich die Qual der Wahl. Mit vier Spielern stellt Frankreich das Gros des Topteams (3-5-2-System) von ORF.at. Aber auch andere Nationen hatten Spieler in ihren Reihen, die in Russland beeindruckten. Ein weites Vordringen im Turnierverlauf erhöhte natürlich die Chancen auf eine Nominierung.

Tormann: Thibaut Courtois

Der Belgier wurde zum Tormann des Turniers gewählt und damit zum Nachfolger von Manuel Neuer. Der 26-Jährige hielt mit 27 Schüssen (81,8 Prozent Abwehrquote) die meisten aller Goalies. Beeindruckend war seine Leistung im Viertelfinale gegen Brasilien, als der Chelsea-Legionär die Topstars der „Selecao“ mit insgesamt acht abgewehrten Versuchen zur Verzweiflung brachte. Frankreichs Hugo Lloris wäre ebenfalls ein Kandidat gewesen. Mit seinem schweren Fehler im Finale trübte er aber seine starken Leistungen.

Ersatz: Jordan Pickford (England)

Der belgische Tormann Thibaut Courtois
AP/Hassan Ammar
Mit seiner Größe von fast zwei Metern hatte Thibaut Courtois bei hohen Bällen alles im Griff

Verteidiger rechts: Benjamin Pavard

Der 22-Jährige rutschte als Ersatz für den verletzten Djibril Sidibe in Frankreichs Startelf und avancierte danach zum Shootingstar dieser WM. Obwohl der etatmäßige Rechtsverteidiger Sidibe wieder fit wurde, konnte er Pavard nicht mehr verdrängen. Der Stuttgart-Legionär agierte trotz seiner Jugend abgeklärt und mit Übersicht. Mit seinem Traumtor zum 2:2 gegen Argentinien sorgte er dafür, dass Frankreich bei dieser WM nur insgesamt neun Minuten in Rückstand war. Das Interesse der europäischen Spitzenclubs ist geweckt.

Ersatz: Harry Maguire (England)

Verteidiger Mitte: Diego Godin

Uruguay ging mit nur einem Gegentreffer ins Viertelfinale gegen Frankreich. Dort kassierten die Südamerikaner zwar zwei Tore, das zweite war allerdings ein schwerer Tormannfehler. Architekt des Abwehrbollwerks war Diego Godin. Der Kapitän von „La Celeste“ lieferte fünf beeindruckende Spiele ab. Mit seinem Stellungsspiel und Zweikampfverhalten brachte Godin die Gegner zur Verzweiflung. Offensiv schaltete sich der 32-Jährige des Öfteren gefährlich ein – kein Wunder spielte er im Nachwuchs doch als Stürmer.

Ersatz: Raphael Varane (Frankreich)

Verteidiger links: Yerry Mina

Der 23-jährige Kolumbianer zeigte in nur vier Spielen sein großes Potenzial und ist der Prototyp eines Verteidigers. Mit einer Größe von 1,95 m gepaart mit einem athletischen Körper wurden Luftduelle zu einem nahezu unmöglichen Unterfangen. Mina erzielte gegen Polen, Senegal und im Achtelfinale gegen England drei Kopfballtore. Gegen die Afrikaner sicherte er damit den Aufstieg, gegen die „Three Lions“ rettete er Kolumbien in die Verlängerung.

Ersatz: Samuel Umtiti (Frankreich)

Kopfball des Kolumbianers Yerry Mina
AP/Alastair Grant
Defensiv und offensiv – hier beim Tor gegen England – erwies sich Yerry Mina als Kopfballungeheuer

Defensives Mittelfeld: N’Golo Kante

Im Finale konnte der nur 1,68 m große Kante zwar nicht seine beste Leistung abrufen, davor hatte der Chelsea-Legionär aber großen Anteil am Einzug der Franzosen ins Endspiel. Die offensive Spielwiese überließ Kante anderen, seine Defensivkunst ist indes gar nicht hoch genug einzuschätzen. Dank seines Laufpensums, seiner Antizipation, einen gegnerischen Angriff zu unterbinden, und seiner Passsicherheit ist der 27-Jährige aktuell vielleicht der beste „Sechser“ der Welt. So bezeichnete ihn zumindest sein Teamchef Didier Deschamps.

Ersatz: Casemiro (Brasilien)

Defensives Mittelfeld: Ivan Rakitic

Der Barcelona-Legionär erwies sich einmal mehr als unverzichtbarer Bestandteil in der kroatischen Mannschaft. Mit seiner Übersicht, Ruhe am Ball, Passqualität und Erfahrung lenkte der 30-Jährige das Spiel des Vizeweltmeisters. Rakitic agierte nicht so auffällig wie einige seiner Mitspieler, das ist aber ebenso wie bei Kante seiner Position geschuldet. Im Elfmeterschießen gegen Dänemark und Russland bewies Rakitic, der auch Schweizer Staatsbürger ist, Nervenstärke und verwandelte jeweils den entscheidenden Penalty.

Ersatz: Paul Pogba (Frankreich)

Ivan Rakitic (Kroatien) und Paul Pogba (Frankreich)
Reuters/Christian Hartmann
Kroatiens Ivan Rakitic und Frankreichs Paul Pogba prallten auch im WM-Finale aufeinander

Rechtes Mittelfeld/Flügel: Kylian Mbappe

Bereits vor der WM setzte Frankreich seine Hoffnungen auf den 19-Jährigen, und Mbappe erfüllte die Erwartungen über alle Maßen. Der Jungstar stellte die Verteidiger mit seinem Tempo reihenweise vor unlösbare Probleme und beeindruckte im Torabschluss. Mit seinen zwei Toren im Spiel gegen Argentinien, indem er überdies einen Elfmeter rausholte, avancierte er zum ersten Teenager seit Pele (1958), dem in einem WM-Spiel ein Doppelpack gelang. Im Finale legte er seinen insgesamt vierten WM-Treffer nach. Für viele ist er der Nachfolger von Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi.

Ersatz: Thomas Meunier (Belgien)

Offensives Mittelfeld: Luka Modric

Gut möglich, dass für den 32-Jährigen Modric diese WM die letzte in seiner Karriere war. In Katar wäre er bereits 37 Jahre alt. In Russland stellte Modric sein außergewöhnliches Talent zur Schau und wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. Der Real-Star war Dreh- und Angelpunkt im kroatischen Spiel. Eine Vielzahl der insgesamt 352 Offensivaktionen lief über den Supertechniker. Hinzu kommen Einsatz und Laufbereitschaft, mit der sich der nur 1,72 m große Modric auch gegen die athletischen Gegner behaupten konnte.

Ersatz: Philippe Coutinho (Brasilien)

Linkes Mittelfeld/Flügel: Eden Hazard

Der 27-Jährige spielte eine herausragende WM und stach aus einem starken belgischen Team noch einmal heraus. In 518 Einsatzminuten erzielte Hazard drei Tore und leistete zwei Assists. Hätten die „Roten Teufel“ den Einzug ins Finale geschafft, hätte man auch den Chelsea-Legionär locker zum Spieler des Turniers wählen können. Belgiens Kapitän überzeugte mit seiner Technik, Übersicht, Wendigkeit und einem begnadeten Fuß. Seine Zeit bei Chelsea dürfte zu Ende gehen, gilt er doch als Nachfolger von Ronaldo bei Real Madrid.

Ersatz: Ivan Perisic (Kroatien)

Angriff: Antoine Griezmann

Mit seinen 27 Jahren zählt Griezmann bereits zu den älteren Spielern im Team des neuen Weltmeisters. In Russland agierte der Offensivspieler vielleicht nicht spektakulär, aber zielgerichtet. Mit vier Toren (drei davon Elfmeter) und zwei Assists trug der Atletico-Legionär einen erheblichen Teil zum WM-Titel bei. Insgesamt gab er 21 Torschüsse ab und damit etwa sieben mehr als Harry Kane. Mit seinen Dribblings beschäftigte er die gegnerischen Abwehrreihen, zudem sorgte er mit seinen Standards immer wieder für Gefahr.

Ersatz: Harry Kane (England)

Luka Modric (Kroatien) und Antoine Griezmann (Frankreich)
Reuters/Carl Recine
Antoine Griezmann und Luka Modric zählten eindeutig zu den Protagonisten dieser Weltmeisterschaft

Angriff: Romelu Lukaku

Der bullige, aber extrem wendige und schnelle Stürmer schien nach der Gruppenphase auf dem Weg zu einer sensationellen WM. Vier Treffer erzielte er in nur zwei Spielen, da er gegen England nicht zum Einsatz kam. In der K.-o.-Phase ging der 25-Jährige dann aber leer aus und konnte sein Torkonto trotz Chancen nicht mehr erhöhen. Lukaku spielte jedoch sehr mannschaftsdienlich, riss Löcher für seine Mitspieler auf und agierte als Ballverteiler. 25-jährig wird Lukaku noch mindestens eine Chance haben, auf der WM-Bühne zu glänzen.

Ersatz: Edinson Cavani (Uruguay)

Trainer: Zlatko Dalic

Jeder Trainer der Halbfinalisten hätte hier eine Nominierung verdient gehabt. Auch Russlands Stanislaw Tschertschessow sorgte mit seinem Team für eine Überraschung. England-Coach Gareth Southgate gab England eine neue Identität und leitete einen Umbruch ein. Am Ende machte aber Kroatien-Teamchef Dalic das Rennen. Der 51-Jährige übernahm das Amt erst im Oktober 2017 in einer heißen Phase der Qualifikation. Dass Dalic danach als Notnagel und unbeschriebenes Blatt Kroatien zum Vizeweltmeister machte, ist außergewöhnlich.

Kotrainer: Gareth Southgate